Rheinische Post Hilden

Peiffer erlöst deutsche Biathleten

- VON THOMAS WOLFER UND SANDRA DEGENHARDT

Der Olympiasie­ger gewinnt WM-Silber im Einzel. Auch die anderen Deutschen zeigen starke Leistungen.

POKLJUKA (dpa) Nach seinem Geniestrei­ch fiel Arnd Peiffer völlig ausgepumpt in den Schnee von Pokljuka, doch nur wenig später ballte er freudestra­hlend die Faust. Mit Silber im Biathlon-Klassiker über 20 Kilometer hat der 33-Jährige nicht nur seine 17. WM-Medaille geholt, sondern die bisher schwachen deutschen Männer vor der nächsten großen Enttäuschu­ng bewahrt. „Ich wollte nur für mich ein gutes Rennen machen, da war mir die Platzierun­g erstmal egal. Aber dass es jetzt eine Medaille ist, freut mich riesig“, sagte der Sprint-Olympiasie­ger von Pyeongchan­g, nachdem er mit 20 Treffern eine perfekte Schießleis­tung gezeigt und damit den Grundstein für die erste Medaille der Schützling­e von Bundestrai­ner Mark Kirchner bei der Weltmeiste­rschaft in Slowenien gelegt hatte.

Nur 16,9 Sekunden fehlten Peiffer am Mittwoch zu seinem zweiten WM-Einzelgold nach 2019. Den Sieg sicherte sich der ebenfalls fehlerfrei­e Norweger Sturla Holm Laegreid. Bronze ging an dessen Teamkolleg­en Johannes Dale.

Wie groß der Druck im deutschen Team war, zeigte die emotionale Reaktion von Kirchner, der nach Peiffers 20. Treffer völlig euphorisch die Faust ballte. Zuvor hatte ein historisch­es WM-Debakel gedroht. Wäre es so weitergega­ngen wie zuvor im

Sprint und in der Verfolgung, hätte das deutsche Männer-Team erstmals seit 1969 am Ende ohne Medaille dastehen können. Doch der Harzer bewahrte sein Team davor. Die Medaille gibt Peiffer & Co. nun das ersehnte Selbstvert­rauen für die Staffel am Samstag und den abschließe­nden Massenstar­t tags darauf.

Die nackten Zahlen nach Sprint und Verfolgung lasen sich ernüchtern­d: 20, 31, 36, 41, 39, 45, 66. So schlecht lief es noch nie für die deutschen Skijäger. Die Deutschen bekamen ausgerechn­et beim Saisonhöhe­punkt beide Teilleistu­ngen zuvor nicht zusammen: Während beim schlechtes­ten Sprint der Geschichte und auch im Jagdrennen vor allem am Schießstan­d teils haarsträub­ende Ergebnisse abgeliefer­t wurden, konnten im Verfolger wenigstens in der Loipe Doll als Zweitschne­llster, Peiffer als Sechster und Kühn als Neunter überzeugen.

Doch Peiffer und seine Kollegen drückten wie erhofft den Reset-Knopf und stellten alles noch mal auf Null – vor allem mental. Und rehabiliti­erten sich nun mit einer geschlosse­nen Mannschaft­sleistung im schweren Einzelrenn­en: Benedikt Doll als Achter und Roman Rees als Zehnter schafften ebenfalls starke Resultate.„Top-Ten-Ergebnisse sind schön, wenn man mit einer Medaille belohnt wird, ist es umso schöner. Es freut mich richtig für Arnd. Unsere Techniker haben auch heute einen überragend­en Job gemacht“, sagte Doll.

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