Rheinische Post Hilden

Duell der Ex-Fortunen in der Europa League

Royal Antwerpen gegen Glasgow Rangers – durch Nana Ampomah und Leon Balogun ist F95 auf beiden Seiten vertreten.

- VON BERND JOLITZ

Unterschie­dlicher als diese zwei können ehemalige Fortuna-Profis kaum sein. Auf der einen Seite ein 25-jähriger, 1,75 Meter großer Stürmer, der in seiner gerade einmal 15-monatigen Düsseldorf­er Zeit mehr verbrannte Erde hinterlass­en hat als andere in einem Jahrzehnt. Auf der anderen ein 32-jähriger 1,90-Meter-Abwehrhüne, der zwar auch nur zwei Jahre das Fortuna-Trikot trug, dabei aber so gut ankam, dass er noch sieben Jahre später viele Kontakte pflegt. Nana Ampomah und Leon Balogun. Bad Boy und Good Boy – zumindest aus dem Blickwinke­l vieler Fortuna-Anhänger.

Am Donnerstag um 21 Uhr (live auf Dazn) treffen diese beiden aufeinande­r. Interessan­terweise auf einer Ebene, die sportlich mindestens zwei Stufen über der der aktuellen Fortuna angesiedel­t ist, der Europa League. Ampomahs neuer Klub Royal Antwerpen erwartet zum Hinspiel des Sechzehnte­lfinales die Glasgow Rangers, für die Balogun seit dem Sommer die Schuhe schnürt.

„Ich freue mich riesig darauf“, sagt Balogun, als unsere Redaktion ihn kurz nach dem Vormittags­training der Rangers erreicht. „Die Europa League ist definitiv ein Highlight. Es ist die Riesenchan­ce für uns, ein paar europäisch­e Nächte zu erleben.“

Gut möglich, dass der gebürtige Berliner in der ersten dieser Nächte auch in dem einen oder anderen direkten Duell auf Ampomah trifft. „Der Name ist mir schon ein Begriff“, berichtet Balogun, „ich habe einiges über ihn gelesen. Aber noch kenne ich ihn nicht persönlich.“Was er gelesen hat, verrät er – ganz neu-britischer Gentleman – nicht.

Viele Schlagzeil­en hat Ampomah nach seinem unrühmlich­en Abschied aus Düsseldorf im Oktober (erst Covid-Infektion nach Verstößen gegen den Verhaltens­kodex, dann Streikandr­ohung wegen seines Wechselwun­schs nach Antwerpen) allerdings auch nicht mehr geschriebe­n. 427 von 1710 möglichen Einsatzmin­uten in der ersten belgischen Liga, 149 von 540 möglichen Minuten in der Europa Leage. Ein bisschen mager für die hohen Erwartunge­n, die in Düsseldorf einmal an den Ghanaer geknüpft waren.

Royal ist in Belgien Zweiter, die Rangers stehen bei 15 Punkten Vorsprung auf den Erzrivalen Celtic kurz vor ihrem 55. schottisch­en Meistertit­el. Doch das ist in Glasgow ein Tabuthema. „Darüber sprechen wir nicht“, betont Balogun und betont: „Wir denken immer nur ans nächste Spiel und wollen dieses gewinnen.“Das gelang nahezu perfekt bislang: 25 Siege, vier Unentschie­den, keine Niederlage, 69:8 Tore. Vor allem die Zahl der Gegentreff­er lässt dabei extrem aufhorchen – und Innenverte­idiger Balogun grinsen.

„Unser Trainertea­m um Steven Gerrard legt riesigen Wert auf eine konsequent­e Defensivar­beit, die ganz vorn beginnt“, erklärt der Ex-Fortune. „Wir wollen Ballbesitz­fußball spielen, den Gegner dominieren, das Geschehen so weit wie möglich in dessen Hälfte verlagern. Daran feilen wir in jeder Besprechun­g, wir wollen immer noch besser werden.“Balogun war in 1130 von 2250 möglichen Ligaminute­n dabei, in der Europa League sogar in 441 von 540. Zuletzt saß er zwar viermal in Folge auf der Bank, feierte dann aber beim 1:0 über Kilmarnock ein 90-Minuten-Comeback.

„Ich denke, das war als kleine Verschnauf­pause für mich gedacht“, erklärt der 32-Jährige lachend. „In meinem Alter – und dann habe ich ja nie zuvor in meiner Laufbahn so viele Spiele in so enger Taktung gehabt.“Die nächsten Ziele: Weiterkomm­en in der Europa League, Meistertit­el mit den Rangers – auch wenn niemand darüber spricht. Und dann? Baloguns Vertrag läuft im Sommer aus, „aber ich bin recht zuversicht­lich, dass mein Kapitel bei den Rangers noch nicht beendet ist“.

Ampomahs Vertrag in Antwerpen endet erst im Juni 2022 – als Leihe, wohlgemerk­t, denn offiziell ist der 25-Jährige bis 2023 immer noch Fortune. Rückkehr? Mehr als unwahrsche­inlich. Für Balogun aufgrund seines Alters zwar auch, doch in Gedanken ist er noch oft in der Arena. „Ich trage die Stadt und die Fans immer in meinem Herzen“, versichert er. Und wenn der damalige Manager Helmut Schulte seinen Vertrag verlängert hätte, wäre Balogun vielleicht immer noch in Düsseldorf. „Fortuna war der Kickstart für meine Karriere. Ich habe dem Verein sehr viel zu verdanken und wäre stolz, sein Trikot noch einmal tragen zu dürfen.“Ein Good Boy eben.

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Sehr unterschie­dliche Ex-Fortunen: Leon Balogun (li.) und Nana Ampomah.
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FOTOS: CH. WOLFF, F. SCHEIDEMAN­N

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