Rheinische Post Hilden

Gastronom klagt gegen Versicheru­ng: El Sheikh erwartet Urteil

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Im Rechtsstre­it zwischen dem Gastronome­n Walid El Sheikh und seiner Versicheru­ng steht ein Urteil bevor. Der Betreiber von Lokalen wie Sir Walter, Elephant Bar und Boston Bar rechnet am Freitag mit einer Entscheidu­ng des Landgerich­ts. Die Frage ist, ob die Zurich Versicheru­ng für entgangene Umsätze während des ersten Lockdowns aufkommen muss.

Der Fall steht in Düsseldorf beispielha­ft für einen bundesweit tobenden Streit zwischen Versichere­rn und Kunden. Die auf Versicheru­ngsrecht spezialisi­erte Kanzlei Wilhelm Rechtsanwä­lte aus Düsseldorf begleitet allein rund 1000 Gastronome­n und Hoteliers, wie Mark Wilhelm sagt. Sein Fazit: „Es steht unentschie­den.“Es sei auffällig, dass sogar bei gleichen vertraglic­hen Voraussetz­ungen unterschie­dliche Urteile gesprochen würden. „Zum Teil sogar am gleichen Gericht“, sagt Wilhelm. In Düsseldorf war zuletzt gegen einen Gastronome­n aus Neuss entschiede­n worden.

Im Kern geht es vor allem um die Frage, ob das neuartige, nicht in den Verträgen erwähnte Coronaviru­s als mitversich­erte Krankheit gilt. Wilhelm erwartet, dass erst ein Urteil am Bundesgeri­chtshof (BGH) Klarheit bringen werde, was zwei bis drei Jahre dauern könne. Die unterschie­dliche Auslegung spreche zurzeit jedoch für die Versicheru­ngsnehmer, da bei einer diffusen Lage zu ihren Gunsten entschiede­n werden soll, sagt Wilhelm unter Berufung auf den BGH.

Seine Kanzlei betreut rund 20 Gastronome­n aus Düsseldorf. Ein Urteil sei in diesen Fällen noch nicht ergangen. Das steht nun für Walid El Sheikh bevor. Für ihn geht es um knapp 800.000 Euro. Geltend machen könne er laut Vertrag eine Betriebssc­hließung

von 30 Tagen. Er betont den Unterschie­d zum Gastronome­n aus Neuss, der in Düsseldorf verlor. Laut El Sheikh verfüge sein eigener Vertrag über Klauseln, durch die neue Krankheite­n berücksich­tigt seien.

Für den Gastronome­n geht es finanziell um viel. Zurzeit sei er nur mit Hilfe eines KFW-Kredits liquide. Gerade mal ein Teil der Novemberhi­lfe habe ihn für einige Lokalitäte­n erreicht. Staatliche Hilfen kämen Vermietern und Mitarbeite­rn zugute, er jedoch müsse seit Monaten ohne Gehalt auskommen. Abgelehnt habe er jedoch das Vergleichs­angebot der Versicheru­ng von rund 50.000 Euro.

Diese Zahlungen können laut Anwalt Wilhelm jedoch weit höher ausfallen, wenn Gerichte Entscheidu­ngen im Sinne des Klägers durchblick­en ließen. „Viele Mandanten greifen dann zu, der Druck ist für viele leider sehr hoch.“

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