Gastronom klagt gegen Versicherung: El Sheikh erwartet Urteil
DÜSSELDORF Im Rechtsstreit zwischen dem Gastronomen Walid El Sheikh und seiner Versicherung steht ein Urteil bevor. Der Betreiber von Lokalen wie Sir Walter, Elephant Bar und Boston Bar rechnet am Freitag mit einer Entscheidung des Landgerichts. Die Frage ist, ob die Zurich Versicherung für entgangene Umsätze während des ersten Lockdowns aufkommen muss.
Der Fall steht in Düsseldorf beispielhaft für einen bundesweit tobenden Streit zwischen Versicherern und Kunden. Die auf Versicherungsrecht spezialisierte Kanzlei Wilhelm Rechtsanwälte aus Düsseldorf begleitet allein rund 1000 Gastronomen und Hoteliers, wie Mark Wilhelm sagt. Sein Fazit: „Es steht unentschieden.“Es sei auffällig, dass sogar bei gleichen vertraglichen Voraussetzungen unterschiedliche Urteile gesprochen würden. „Zum Teil sogar am gleichen Gericht“, sagt Wilhelm. In Düsseldorf war zuletzt gegen einen Gastronomen aus Neuss entschieden worden.
Im Kern geht es vor allem um die Frage, ob das neuartige, nicht in den Verträgen erwähnte Coronavirus als mitversicherte Krankheit gilt. Wilhelm erwartet, dass erst ein Urteil am Bundesgerichtshof (BGH) Klarheit bringen werde, was zwei bis drei Jahre dauern könne. Die unterschiedliche Auslegung spreche zurzeit jedoch für die Versicherungsnehmer, da bei einer diffusen Lage zu ihren Gunsten entschieden werden soll, sagt Wilhelm unter Berufung auf den BGH.
Seine Kanzlei betreut rund 20 Gastronomen aus Düsseldorf. Ein Urteil sei in diesen Fällen noch nicht ergangen. Das steht nun für Walid El Sheikh bevor. Für ihn geht es um knapp 800.000 Euro. Geltend machen könne er laut Vertrag eine Betriebsschließung
von 30 Tagen. Er betont den Unterschied zum Gastronomen aus Neuss, der in Düsseldorf verlor. Laut El Sheikh verfüge sein eigener Vertrag über Klauseln, durch die neue Krankheiten berücksichtigt seien.
Für den Gastronomen geht es finanziell um viel. Zurzeit sei er nur mit Hilfe eines KFW-Kredits liquide. Gerade mal ein Teil der Novemberhilfe habe ihn für einige Lokalitäten erreicht. Staatliche Hilfen kämen Vermietern und Mitarbeitern zugute, er jedoch müsse seit Monaten ohne Gehalt auskommen. Abgelehnt habe er jedoch das Vergleichsangebot der Versicherung von rund 50.000 Euro.
Diese Zahlungen können laut Anwalt Wilhelm jedoch weit höher ausfallen, wenn Gerichte Entscheidungen im Sinne des Klägers durchblicken ließen. „Viele Mandanten greifen dann zu, der Druck ist für viele leider sehr hoch.“