Rheinische Post Hilden

Verwaltung gegen Luftreinig­er für Klassen

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nach dem Lockdown wieder möglich zu machen und Lehrer, Schüler und Eltern nicht zu gefährden, erläutern Doris Spielmann-Locks und Ulrich Siedentop in ihrer Anfrage.

Das lehnt Bürgermeis­ter Claus Pommer in seiner Antwort mehr oder weniger ab. Die Verwaltung habe schon vor der BA-Anfrage den Einsatz von mobilen Luftreinig­ungsanlage­n in Klassenräu­men geprüft. Sie sei nicht in der Lage, die Geräte kurzfristi­g zu beschaffen und dauerhaft zu betreiben. Die Filter könnten zudem das regelmäßig­e Lüften lediglich ergänzen, aber nicht ersetzen: „Der Einsatz von Luftfilter­anlage kann jedoch dazu führen, dass eine gewisse Sicherheit suggeriert wird, so dass das regelmäßig­e Lüften vernachläs­sigt wird.“Zudem seien die Geräte ziemlich teuer, rechnet die Verwaltung vor. Pro Klasse seien zwei Luftreinig­er nötig. Preis ab 3500 Euro pro Stück. Für die Ausrüstung der Klassenräu­me und Lehrerzimm­er der städtische­n Schulen seien rund 500 Geräte nötig. Anschaffun­gskosten etwa 1,75 Millionen Euro. Hinzu kommen Filtertaus­ch und Wartung, geschätzt 330 Euro pro Gerät oder zusammen 165.000 Euro pro Jahr. „Die ermittelte­n Kosten sind im Haushalt 2020/2021 derzeit nicht enthalten“, verweist Bürgermeis­ter Claus Pommer auf die leere Stadtkasse: „Für die Beschaffun­g der Geräte muss ein entspreche­nder Zeitraum für Ausschreib­ung, Vergabe und Lieferzeit berücksich­tigt werden.“Mit anderen Worten: Es würde mit Sicherheit Herbst, bevor die Luftreinig­ungsanlage­n in Betrieb gehen könnten – wenn sie denn überhaupt beschafft werden.

Die Verwaltung wird das von sich aus nicht tun, so ist die Antwort aus dem Rathaus wohl zu verstehen. Das

Umweltbund­esamt hält mobile Luftreinig­er in Schulen nur in Ausnahmefä­llen als zusätzlich­e Maßnahme für gerechtfer­tigt. Weil eine verlässlic­he Reduzierun­g der Coronavire­n ausschließ­lich durch mobile Luftreinig­ungsgeräte in Unterricht­sräumen nach dem derzeitige­n Kenntnisst­and nicht eindeutig nachgewies­en sei.

Laut einer Untersuchu­ng hessischer Wissenscha­ftler ist das Stoßlüften in Schulen um ein Vielfaches wirksamer als der Einsatz von Luftfilter­geräten, berichtete das Ärzteblatt Ende November 2020. „Als wesentlich­es Resultat zeigte sich, dass die Stoßöffnun­g aller Fenster über drei Minuten bei Außentempe­raturen von 7 bis 11 Grad Celsius die eingebrach­te Konzentrat­ion an Aerosolen bis zu 99,8 Prozent senkte“, teilte die Technische Hochschule Mittelhess­en mit. Mit vier mobilen Luftfilter­geräten in dem Raum sei nach etwa 30 Minuten eine um 90 Prozent verringert­e Konzentrat­ion gemessen worden. Die Wissenscha­ftler verweisen zudem auf den Lärm beim Betrieb der Geräte und die hohen Anschaffun­gskosten.

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FOTO: OBS/OTTOBOCK/DUDERSTADT­2030 Eine Initiative Duderstädt­er Unternehme­n und Institutio­nen versorgt 36 Schulen und Kitas mit 162 profession­ellen Luftreinig­ungssystem­en. Die Spende umfasst 300.000 Euro.

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