Rheinische Post Hilden

Oberammerg­au lässt die Bärte wachsen

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OBERAMMERG­AU (dpa) Die Oberammerg­auer sind einen wichtigen Schritt bei den Vorbereitu­ngen auf die Passionssp­iele gegangen: Spielleite­r Christian Stückl und Bürgermeis­ter Andreas Rödl verkünden den Haar- und Barterlass. Von diesem Tag an dürfen sich die Darsteller die Haare nicht mehr schneiden, die Männer müssen zudem ihre Bärte wachsen lassen. Allerdings gilt dieses Jahr bei den Bärten aus Infektions­schutzgrün­den Kulanz: Die FFP2-Maske soll auch bei den Herren gut sitzen. Vorerst solle deshalb jeder selbst entscheide­n, wie er es mit dem Bartwuchs hält, hieß es.

Es ist schon der zweite Anlauf: Wegen der Corona-Krise hatte Stückl die Passion im vergangene­n März nur zwei Monate vor der Premiere um zwei Jahre verschoben. Vom 14. Mai bis 2. Oktober 2022 soll nun das Laienspiel vom Leben, Sterben und von der Auferstehu­ng Jesu auf die Bühne kommen.

Waren beim ersten Anlauf die meisten glattrasie­rt und frisch geschoren in die Zeit des Haarschnei­de-Verbots gestartet, so tragen viele Oberammerg­auer pandemiebe­dingt jetzt schon Mähne. Der Erlass betrifft fast die Hälfte aller Einwohner. Rund 2500 Oberammerg­auer

wirken an der Passion mit. Sie geht auf ein Pestgelübd­e im Jahr 1633 zurück: Damals gelobten die Oberammerg­auer, alle zehn Jahre die Passion aufzuführe­n, wenn niemand mehr an der Seuche sterben würde – was der Legende nach auch geschah.

Für die Musiker geht es im Oktober mit den Proben los, zum Jahreswech­sel sollen auch die Schauspiel­er starten. Sie müssen neu pauken – denn die im vergangene­n Jahr gelernten Texte sind so gut wie vergessen. Außerdem arbeitet Stückl weiter am Text – für den Theatermac­her, der die Passion zum vierten Mal inszeniert, endet dies immer erst kurz vor der Premiere. „Der Text ist nicht ein feststehen­des Konstrukt“, sagte Stückl im vergangene­n Jahr.

Ganz neu starten die Vorbereitu­ngen aber nicht: Die Kostüme hängen seit einem Jahr fertig genäht im Passionsth­eater, und die meisten Darsteller behalten ihre Rollen. Allerdings haben mit der Verschiebu­ng um zwei Jahre wahrschein­lich weitere Oberammerg­auer das Spielrecht erhalten. Dieses bekommt automatisc­h jeder, der in Oberammerg­au geboren und aufgewachs­en ist oder seit 20 Jahren dort lebt.

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