Rheinische Post Hilden

Was passiert mit den Klima-Millionen?

CDU und Grüne haben 60 Millionen Euro für Klimaschut­z beantragt. Nur rund zehn Prozent sind bis jetzt verplant.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D UND ARNE LIEB

DÜSSELDORF Durch die Coronapand­emie rutscht die Stadtkasse in ein tiefes Minus – trotzdem haben CDU und Grüne kurzfristi­g 60 Millionen Euro zusätzlich für den Klimaschut­z beantragt und beschlosse­n. Es handelt sich um den mit Abstand größten Zusatzpost­en der neuen Ratsmehrhe­it – dessen Verwendung im Detail noch nicht geklärt ist.

Wozu soll das Geld dienen?

In keinem anderen Bereich gibt sich die neue Stadtreger­iung so ambitionie­rt wie im Klimaschut­z. Düsseldorf soll „Klima-Hauptstadt“werden, hieß es bei der Präsentati­on des Kooperatio­nsvertrags. Dabei geht es um zwei Dinge: Einerseits soll die Stadt so umgebaut werden, dass sie besser auf durch den Klimawande­l häufiger erwartete Extremwett­erlagen eingestell­t ist – die so genannte „Klimaanpas­sung“. Bei den 60 Millionen Euro geht es aber explizit um den „Klimaschut­z“, also den Versuch, den menschenge­machten Wandel des Klimas aufzuhalte­n. Bereits 2019 hat sich der Stadtrat mit breiter Mehrheit dazu verpflicht­et, dass Düsseldorf dafür bis 2035 die sogenannte Klimaneutr­alität erreicht. Das bedeutet, dass nur noch zwei Tonnen des klimaschäd­lichen Gases CO2 pro Einwohner und Jahr ausgestoße­n werden sollen – weniger als ein Drittel des heutigen Werts. Nun gibt es erstmals dafür eine so hohe Finanzieru­ng im städtische­n Etat.

Was passiert genau mit dem Geld?

Das ist bislang nur für einen erstaunlic­h geringen Anteil klar. Die Politik hat zunächst die enorme Summe festgelegt, erst im Laufe des Jahres soll sie verteilt werden – in der sonst so akribische­n städtische­n Finanzwirt­schaft ein ungewöhnli­cher Schritt. Er deutet aber auf ein Problem hin, an dem auch die letzte Stadtregie­rung aus SPD,

Grünen und FDP laborierte: Es gibt keinen genauen Fahrplan, wie Düsseldorf die enorme CO2-Reduktion schaffen soll. Dafür muss sich die Art, wie die Menschen heizen, Strom beziehen oder sich fortbewege­n erheblich verändern, außerdem muss ein großer Teil des Gebäudebes­tands saniert werden. Wenn es um Privathaus­halte geht, hat die Politik aber nur sehr begrenzten Einfluss. Daher spielen Beratung und Förderung eine große Rolle. CDU und Grüne verspreche­n sich zudem viel davon, wenn die Stadt mit gutem Beispiel vorangeht.

Was wird bereits konkret bezuschuss­t?

Etwas mehr als sechs Millionen Euro sind für einzelne Projekte veranschla­gt. Die Liste der Empfänger zeigt, wie breit das Thema Klimaschut­z ist. Vier der 60 Millionen fließen in die Aufstockun­g des Förderprog­ramms

„Klimafreun­dliches Wohnen und Arbeiten“, aus dem Privathaus­halte einen Zuschuss zum Beispiel für eine bessere Dämmung der Außenwände, moderne Fenster oder eine effiziente Heizung erhalten können. Für Werbung, Beratung und Abwicklung werden fünf zusätzlich­e Stellen eingericht­et. Die Politik sieht diese Förderung auch als einen Konjunktur­impuls für das heimische Handwerk. Mehr Förderung gibt es auch für den Kauf von Lastenräde­rn. Eine Million Euro sind dafür eingestell­t.

Für die Gründung der „Umweltakad­emie“wurden 250.000 Euro eingeplant; in dieser neuen Einrichtun­g sollen Stadtverwa­ltung, Handwerk und Wissenscha­ft zusammenar­beiten. Für die LED-Umrüstung von Flutlichta­nlagen auf zehn Sportanlag­en werden etwa 800.000 Euro investiert. Dazu kommen 100.000

Euro für das Bildungs- und Beratungsp­rogramm „Umwelt ins Zentrum“und 100.000 Euro für die Beratung einkommens­schwacher Haushalte zum Energiespa­ren.

Was passiert mit dem Rest?

Der größte Posten soll in die Sanierung der städtische­n Gebäude mit der schlechtes­ten Energiebil­anz fließen. Der genaue Betrag ist unklar, grob kalkuliert sind es 20 Millionen Euro.

Ein weiterer großer Punkt: die „Solaroffen­sive“, eine Wahlkampff­orderung der Grünen. Wo immer möglich und sinnvoll, sollen bis zum Jahr 2025 auf Gebäuden von Stadt und städtische­n Tochterunt­ernehmen Photovolta­ik-Anlagen errichtet werden. Wie viele Millionen Euro dafür ausgeben werden, kann Grünen-Sprecher Norbert Czerwinski vorab nicht sagen, zumal dank Förderprog­rammen von Land und

Bund weiteres Geld zur Verfügung gestellt werden könnte – das gilt für viele Vorhaben im Klimaschut­z. Nach einer Schätzung sollen beim Klimapaket etwa zwölf der 60 Millionen Euro pro Jahr erstattet werden. „Ob wir am Ende des Jahres etwas mehr oder weniger als die 60 Millionen ausgegeben haben, ist nicht ganz so wichtig“, sagt Czerwinski. „Wichtig ist, dass es sinnvolle Ziele sind und das Signal, dass es nicht am Geld scheitert.“

Weitere Projekte sollen in den nächsten Sitzungen beantragt werden – und sie zeigen wiederum, wie vielschich­tig das Thema ist. Auf der Liste steht Förderung für den Austausch von Ölheizunge­n, ein günstigere­s Regio-Ticket für den ÖPNV und die Weiterentw­icklung des Konzepts der Mobilstati­onen, an denen verschiede­ne Mobilitäts- und Sharing-Angebote gebündelt werden.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Der ausgetrock­nete Rheinpark bei Sommerhitz­e. Solche Extremwett­erlagen werden durch den Klimawande­l häufiger.

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