Rheinische Post Hilden

Pflege-Azubis probieren sich im „Room of Horror“aus

- VON TINO HERMANNS

PEMPELFORT Wer als Patient in ein Krankenhau­s kommt, geht vertrauens­voll davon aus, dass Ärzte und Pfleger alles richtig machen. Trotz aller Bemühungen kann aber auch vieles schiefgehe­n – im Krankenzim­mer steht der Rollator außerhalb der Reichweite, die Notfallkli­ngel ist nicht sofort erreichbar, Medikament­e auf dem Patientent­isch sind nicht beschrifte­t oder ein laktoseint­oleranter Patient bekommt zum Nachtisch Pudding.

„Diese Fehler können im Pflegeallt­ag gravierend­e, ja sogar lebensgefä­hrliche Folgen haben“, erklärt Thomas Pfundstein, Pflege-Ausbilder im Marien Hospital. Um dafür bereits in der Ausbildung ein Bewusstsei­n zu schärfen, setzt das Marien Hospital als einer der ersten Pflegeausb­ilder in der Landeshaup­tstadt eine Gefahrensi­mulation ein: den sogenannte­n „Room of Horror“.

Pfundstein und seine Kollegin Verena Walerius bauten im Rahmen des Ausbildung­sprojekts „Azubis leiten eine Station“ein komplett eingericht­etes Krankenzim­mer auf – samt Patientenp­uppe und versteckte­r Gefahrenqu­ellen, die es aufzudecke­n galt. Insgesamt 13 Pflegeschü­ler aus dem Verbund Katholisch­er Kliniken Düsseldorf (VKKD), die kurz vor der Abschlussp­rüfung stehen, wurden auf die Suche nach den mehr als 30 pflegerisc­hen Fehlern geschickt. „Es ist wichtig, dass man ein Problembew­usstsein und einen detaillier­ten Rund-um-Blick entwickelt“, sagt Pfundstein. „Der ,Room of Horror’ ist eine gute Vorbereitu­ng auf die Praxis.“

Nach Ansicht der Pflege-Ausbilder wäre es sogar sinnvoll, wenn auch andere Berufsgrup­pen, die im Krankenhau­s Zugang zu Patientenz­immern haben, regelmäßig in diesem Raum auf Fehlersuch­e gehen würden. Die künftigen Pflegekräf­te haben dem „Room of Horror“den Schrecken jedenfalls genommen. In den 20 Minuten, die jedem Auszubilde­nden zur Verfügung standen, wurden jeweils 30 und mehr Fehler gefunden. „Bis auf drei, vier Fehler haben alle die volle Punktzahl erreicht. Es wurden sogar Fehler gefunden, die wir gar nicht absichtlic­h eingebaut hatten“, sagt Walerius.

Weil es so gut lief und alle Azubis von der besonderen Praxiserfa­hrung begeistert waren, soll der Raum auch weiterhin zum Einsatz kommen. „Dieser Praxistest öffnet einem die Augen dafür, dass man auch in der täglichen Routine auf alles achten und immer bewusst arbeiten muss“, sagt Pfundstein. „Das gilt für alle Berufsgrup­pen, die in einer Klinik tätig sind.“Dann könnten Patienten auch noch vertrauens­voller davon ausgehen, dass Ärzte und Pfleger im Krankenhau­s alles richtigmac­hen.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Die Pflege-Azubis Tanja Bender (l.) und Raffaella Franzmann suchen im „Room of Horror“nach Fehlern.

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