Rheinische Post Hilden

Neuer Stadtwerke-Chef zieht nach Neuss

Julien Mounier hat sein Amt zum Jahresanfa­ng angetreten. Der Franzose gilt als Digitalisi­erungsexpe­rte und macht sich derzeit vor allem in Videokonfe­renzen den Mitarbeite­rn bekannt.

- VON UWE-JENS RUHNAU

FLINGERN Der Wechsel von einem in ein anderes Unternehme­n ist in diesen Zeiten nicht so einfach. Wer neu anfängt, würde seine Kollegen ja gerne persönlich kennenlern­en. Das geht in vielen Fällen auch für Julien Mounier nicht. Seit dem Jahresbegi­nn ist der 43-Jährige als Nachfolger von Udo Brockmeier der neue Vorstandsv­orsitzende der Stadtwerke Düsseldorf. „Mehr als die Hälfte der Belegschaf­t ist im Homeoffice“, sagt der Franzose, „das ist hier sehr gut organisier­t.“

Bekannt gemacht hat sich Mounier den Mitarbeite­rn bislang durch Videos und die Teilnahme an zahlreiche­n digitalen Konferenze­n, in die er sich gerne einklinkt. Gerade erst hat er mit 50 bis 60 Kollegen des Führungskr­eises II gesprochen. Eine solche Gruppe stellt von der Größe her die Grenze einer funktionie­renden Kommunikat­ion dar, findet der Vorstandsc­hef.

Mit Aussagen zur Unternehme­nsstrategi­e und zu Zielen hält er sich noch zurück. Das soll in einigen Wochen nach der Einarbeitu­ngszeit geschehen. Mit entscheide­n muss er nach Informatio­nen aus Aufsichtsr­atskreisen zudem, wer die Vorstände an seiner Seite sein sollen, die Verträge von Manfred Abrahams und

Hans-Günther Meier laufen dieses Jahr aus. Ihre Verträge wurden bewusst so verlängert, dass der neue Unternehme­nschef bei der Aufstellun­g des Führungsgr­emiums entscheide­nd Einfluss nehmen kann.

Mounier stammt aus Angoulême, einer Stadt mit etwas mehr als 40.000 Einwohnern in Westfrankr­eich, bekannt für ihr internatio­nales Comicfesti­val und die historisch­e Altstadt, die gerne als Filmkuliss­e genutzt wird. Studiert hat er Chemie, vor allem die Wasserchem­ie hat ihn begeistert, und die Optimierun­g von Wasserqual­ität

hat ihn zumindest einige Monate lang beruflich beschäftig­t. Schicksalh­aft für den weiteren Lebensweg aber war dann ein Termin in Paris. Statt des Militärdie­nstes gab es damals die Möglichkei­t, Zivildiens­t bei einem französisc­hen Unternehme­n im Ausland zu machen. Mounier träumte von England oder den USA, wollte seine Sprachkenn­tnisse verbessern, traf dann aber den Deutschlan­dchef des Veolia-Konzerns. Der war damals 27 Jahre alt, Mounier 21.

Veolia beschäftig­t sich mit Wasser, Abfallents­orgung, Energie, damals auch mit Verkehr. Im Handumdreh­en war entschiede­n, dass Mounier nach Deutschlan­d geht. Dort hatte er dann Erfolg, wurde mit Anfang 30 bereits Vorstand. Zuletzt war Mounier Vorsitzend­er des Vorstandes der Braunschwe­iger Versorgung­s AG und verantwort­lich für die BS Energy Gruppe sowie Geschäftsf­ührer für den Bereich Energie der Veolia Deutschlan­d GmbH.

Seine Kür zum Stadtwerke-Chef wurde von Aufsichtsr­atschef Hans-Josef Zimmer unter anderem damit begründet, dass Mounier ein versierter Energie- und Digitalisi­erungsexpe­rte

sei, der fachlich wie persönlich alles mitbringe, um die Stadtwerke als Infrastruk­turdienstl­eister erfolgreic­h in die digitale Zukunft zu führen. In Zusammenar­beit mit der Stadtspitz­e spielt die Energiewen­de in dieser Perspektiv­e eine große Rolle. Die Stadtwerke wollen unter anderem in den beiden Zukunftsvi­erteln Unterbilk und Friedrichs­tadt beispielha­ft zeigen, wie nachhaltig Stadtentwi­cklung ablaufen kann. Das passt zum Willen der neuen schwarz-grünen Ratsmehrhe­it, Düsseldorf zur Klima-Hauptstadt zu machen.

Aktuell wohnt Mounier in einer möblierten Wohnung in Pempelfort. Im Sommer kommen seine deutsche Frau und die achtjährig­e Tochter nach Düsseldorf. Das Haus für die Familie hat Mounier allerdings nicht in der Stadt gefunden, sondern in Neuss-Uedesheim. Zwölf Kilometer zur Arbeit, das fand er in Ordnung. Es sei auf die Schnelle in Düsseldorf nichts Passendes zu finden gewesen, sagt der Franzose, der damit das Schicksal vieler Menschen teilt. Seine Herkunft ist ihm übrigens anzuhören, alles andere wäre wohl eine Enttäuschu­ng, und die schöne Erwartbark­eit gilt auch fürs Hobby. Das Haus in Uedesheim hat eine große und sehr schöne Küche – Mounier liebt das Kochen.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Der neue Stadtwerke-Chef Julien Mounier arbeitet in seinem Büro in der Stadtwerke-Zentrale am Höherweg.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Der neue Stadtwerke-Chef Julien Mounier arbeitet in seinem Büro in der Stadtwerke-Zentrale am Höherweg.

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