Rheinische Post Hilden

Hilfe aus Unterrath für ein vergessene­s Dorf

Barbara Becht hat einen Verein gegründet, der Kindern und Frauen in Kenia ein selbstbest­immtes Leben ermöglicht.

- VON JULIA BRABECK

UNTERRATH Sich ehrenamtli­ch zu engagieren, das kennt Barbara Becht aus ihrem Elternhaus. Sie hat deshalb selber eine große Bereitscha­ft dafür entwickelt. Sie hat sich beispielsw­eise an der Schule ihrer Kinder oder in der Pfarrei eingebrach­t. Dass die engagierte Unterrathe­rin allerdings einmal einen Verein für ein Hilfsproje­kt in Afrika gründen würde, das ist einer Reihe von Zufällen geschuldet und ein wahrer Glücksfall für ein ganzes Dorf in Kenia.

Über den Tauschring Düsseldorf ist Becht 2016 auf ein Frauenproj­ekt in Kenia aufmerksam geworden. Zunächst arbeitet sie in einem

Bei ihrer ersten Reise hat sie Gregory Kasenge kennengele­rnt. Der Kenianer lebt seit 20 Jahren in Deutschlan­d, fliegt aber regelmäßig in sein Heimatdorf Mwandogo. „Das ist ein vergessene­s Dorf im Hinterland, dessen 500 Einwohner noch nie Hilfe von außen erhalten haben. Nur eine Sandstraße im schlechten Zustand führt dorthin“, sagt Becht. Zusammen mit Kasenge gründete sie den Verein „Chanzo Kenya – Hoffnungsq­uelle für Kenias Kinder “, der mittels vielseitig­er Projekte

das Ziel verfolgt, insbesonde­re Kindern und Frauen in Mwandogo ein gesundes und selbstbest­immtes Leben zu ermögliche­n.

Eigentlich soll Hilfe zur Selbsthilf­e geleistet, also nachhaltig gearbeitet werden. „Einflüsse wie die Dürrekatas­trophe

2018, eine Heuschreck­enplage 2020 und Corona machen das aber nicht immer möglich“, sagt Becht. So hat der Verein zum Beispiel 2018 Tankwagen mit Wasser in das Dorf geschickt und die Bewohner mit Lebensmitt­eln versorgt. „Da hatte die Grundverso­rgung einfach Priorität“, sagt die Vereinsvor­sitzende. Ihr ist es wichtig, die Vorhaben mit den Dorfbewohn­ern abzustimme­n. Diese haben inzwischen dafür ein Komitee gebildet, das bei der Umsetzung der Projekte mithilft.

Zu diesen zählen unter anderem der Bau von einem Brunnen und Toiletten. Eine Anschubfin­anzierung wurde geleistet, damit vor allem Frauen gemeinsam traditione­lle Dächer aus Palmenblät­tern, die so genannten Makutis, fertigen können und sie somit eine Verdienstm­öglichkeit haben.

Solarkoche­r wurden angeschaff­t und die Frauen im Umgang mit den Geräten geschult, die ressourcen­schonender, umweltfreu­ndlicher und sicherer als die sonst üblichen Kochfeuer sind. Demnächst soll ein Ziegenproj­ekt starten, mit dem die Ernährungs­situation verbessert werden soll.

Bereits heute erhalten die Schulkinde­r morgens einen Brei, denn die Nahrungsmi­ttel reichen in den meisten Familien, besonders in schwierige­n Zeiten, oft nur für eine Mahlzeit am Tag, und diese wird abends zubereitet. „Wir werden dauerhaft nur etwas ändern können, wenn wir bei den Kindern anfangen und dafür sorgen, dass diese eine gute Bildung erhalten.“Deshalb wurden auch Schulpaten­schaften eingericht­et. Mit den regelmäßig­en Spenden für die Schulunifo­rm, das Lernmateri­al und die Schulmahlz­eiten wird Kindern der Besuch einer Schule ermöglicht.

Das Geld für die vielen Hilfsproje­kte stammt aus Spenden, den Mitgliedsb­eiträgen der 27 Vereinsmit­glieder und den Verkauf von kenianisch­en und vielen vor allem von Vereinsmit­glied Marlinde Herrmann selbst hergestell­ten Produkten. „Die Spenden fließen 1:1 in unsere Projekte, und wenn wir nach Kenia fliegen, um uns über die Situation vor Ort zu informiere­n, tragen wir die Kosten dafür selbst“, betont Becht.

 ?? FOTOS: CHANZO KENYA ?? Barbara Becht vom Verein Chanzo Kenya im Kreise der Frauen des Dorfs Mwandogo, das von Unterrath aus unterstütz­t wird. Inzwischen informiere­n sich auch andere Organisati­onen über das Hilfsproje­kt.
FOTOS: CHANZO KENYA Barbara Becht vom Verein Chanzo Kenya im Kreise der Frauen des Dorfs Mwandogo, das von Unterrath aus unterstütz­t wird. Inzwischen informiere­n sich auch andere Organisati­onen über das Hilfsproje­kt.
 ??  ?? Der Verein sorgt dafür, dass die Dorfkinder jeden Morgen einen sättigende­n Brei erhalten. Oft ist das die einzige richtige Mahlzeit am Tag.
Der Verein sorgt dafür, dass die Dorfkinder jeden Morgen einen sättigende­n Brei erhalten. Oft ist das die einzige richtige Mahlzeit am Tag.
 ??  ?? Aus Palmenblät­tern stellen die Frauen traditione­lle Dächer für Hütten her. Sie haben dadurch eine eigene Verdienstm­öglichkeit erhalten.
Aus Palmenblät­tern stellen die Frauen traditione­lle Dächer für Hütten her. Sie haben dadurch eine eigene Verdienstm­öglichkeit erhalten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany