Der Mann, der es richten soll
Christoph Krupp wurde zum Impfstoffbeauftragten berufen. Was kann er leisten?
BERLIN Außerhalb von Hamburg und dem Umfeld von Vizekanzler Olaf Scholz löste die Nachricht von der Berufung eines Impfstoffbeauftragten diese Reaktionen aus: „Christoph wer?“Krupp, wie Stahl, nur dass der Vater Hans-Jürgen Krupp dem ostpreußischen Krupp-Geschlecht entstammt und selbst schon Wirtschaftsexperte, SPD-Politiker und zweiter Bürgermeister in Hamburg war. Aktuell ist der neue Impfstoffbeauftragte der Bundesregierung Sprecher des Vorstandes der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), also oberster Verwalter und Verwerter von Grund und Boden im Bundesbesitz.
Schnell war der weitgehend unbekannte 61-Jährige SPD-Politiker als „Weggefährte“von Scholz charakterisiert. Tatsächlich ging seine Karriere steil bergauf, als Scholz 2011 Bürgermeister von Hamburg wurde. Bis dahin hatte der Physiker, der zum Klimaschutz promovierte, kurz als Referent in Kiel gearbeitet und dann zehn Jahre lang das Bezirksamt im Hamburger Stadtteil Bergedorf geleitet. Scholz machte ihn zum Chef seiner Senatskanzlei. Dass Scholz seine Wiederwahl 2015 mit weitem Abstand schaffte, hat er letztlich auch Krupp zu verdanken, der in der Hansestadt inzwischen als „graue Eminenz vom Rathausmarkt“bekannt und gefürchtet war. Scholz hatte klare Führung verkündet, und die Aufgabe Krupps war es, sowohl die landesweiten Senatsverwaltungen und Behörden als auch die Bezirke auf Linie zu bringen. Ein Mann also, der durchgreifen kann, wenn es klemmt. Jetzt klemmt es bei der Impfstoffbeschaffung – kein Wunder, dass Scholz auf Krupp kam und ihn dem Corona-Kabinett vorschlug.
„Als Bima-Chef hat er es nicht geschafft, die versprochenen Wohnungen
zu bauen“, fiel Linken-Fraktionsvize Gesine Lötzsch als Erstes ein, als sie den Namen hörte. Doch in Hamburg zollen ihm selbst politische Gegner Respekt. „Christoph Krupp war in Hamburg ein effektiver Chef der Senatskanzlei“, sagte Hamburgs CDU-Vorsitzender Christoph Ploß unserer Redaktion. Er wünschte ihm ausdrücklich „Erfolg im neuen Amt“.
In der Tat steckte Krupp bei der Bima gerade in einer Phase, in der er den Wohnungsbau in Deutschland anzukurbeln begonnen hatte. Dieser Job soll ab 1. März ruhen, wenn Krupp und seine Impfstoff-TaskForce im Zuständigkeitsbereich von CDU-Wirtschaftsminister Peter Altmaier die Arbeit aufnimmt.
Seine Aufgabe wird es sein, sowohl kurzfristig Lieferengpässe bei Lipiden zu beseitigen, die in sehr großen Mengen für die Impfung mit dem Biontech-Vakzin gebraucht werden, als auch mittelfristig Deutschland zu einem der führenden Impfstoffproduktionsländer in der Welt zu machen. Dafür soll er ein Förderprogramm an die Hand bekommen, um Investitionen in Produktionsstätten noch attraktiver zu machen.