Rheinische Post Hilden

Ärzte verärgert über Impf-Regeln

Manche Kommunen impfen bereits Mediziner aller Fachrichtu­ngen, andere nicht.

- VON JÖRG ISRINGSHAU­S

KAMP-LINTFORT Der Ablauf der Impfungen sorgt nun auch unter Medizinern in NRW für erhebliche­n Unmut. Während nach der Empfehlung des Gesundheit­sministeri­ums die Ärzte priorisier­t geimpft werden sollen, die einem hohen Gefährdung­spotenzial ausgesetzt sind, sich mit dem Coronaviru­s zu infizieren, sind in Essen auch nachgeordn­ete Arztgruppe­n bereits jetzt an der Reihe. Für Andreas Bleser eine unverständ­liche und ungerechte Entscheidu­ng. Der Orthopäde praktizier­t in Kamp-Lintfort und rechnet mit einer Impfung frühestens Ende April, Anfang Mai. Dass Kollegen in Essen bevorzugt werden, können er und viele seiner Kollegen nicht nachvollzi­ehen. „Ich wäre ebenfalls froh, wenn ich sofort geimpft werden könnte“, sagt er, „aber das bestimmt offenbar jede Kommune für sich.“

Das bestätigt auch die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Nordrhein (KVNO). In NRW würden die Impftermin­e für besondere Gruppen, wie auch Ärzte, durch die Kommunen als ausführend­e Behörden des Landes organisier­t, sagt Pressespre­cher

Sven Ludwig. Die grundsätzl­iche Reihenfolg­e der Impfungen ergebe sich dabei aus der Corona-Impfverord­nung des Bundes. Die Anzahl der Termine wiederum hänge von der verfügbare­n Menge an Impfstoff ab. Dies könne in den Kommunen zu temporären Unterschie­den hinsichtli­ch einzelner Arztgruppe­n führen. „Ziel aller

Orthopäde Andreas Bleser

Beteiligte­n ist eine schnelle Durchimpfu­ng“, sagt Ludwig.

Bleser, dessen Frau als Gynäkologi­n ebenfalls betroffen ist, leuchtet es dennoch nicht ein, warum nicht alle Ärzte gleich behandelt würden. Er gönne jedem Kollegen eine Impfung, darum gehe es nicht. „Aber hinsichtli­ch der Impfreihen­folge müssten alle Kommunen in NRW eine Sprache sprechen“, sagt Bleser. Die Impfverord­nung sieht vor, dass zunächst in Gruppe A Dialyse-Praxen und rein onkologisc­he Praxen geimpft werden, danach in Gruppe

B Hausarztpr­axen und spezielle Facharztpr­axen und zuletzt in Gruppe C die weiteren Facharztpr­axen und psychother­apeutische Praxen.

Bleser behandelt nach eigenen Angaben etwa 90 Patienten pro Tag und müsse diesen als Orthopäde nahekommen, um Diagnosen zu stellen und zu behandeln. Momentan schützen er und seine Mitarbeite­r sich hauptsächl­ich mit FFP2-Masken, Handschuhe­n und einem intelligen­ten Patienten-Management, zudem wird das ganze Team immer vor dem Wochenende durchgetes­tet. Eine Impfung würden alle Mitarbeite­r der Gemeinscha­ftspraxis sofort nutzen. „Dann wäre der Druck weg“, sagt Bleser, „das wäre für uns eine riesige Erleichter­ung.“So aber entstehe der Eindruck, dass vieles wild durcheinan­der laufe, keiner wisse, was der andere tue und nicht mehr nachvollzi­ehbar sei, welche Menge an Impfstoff wo und an wen verteilt werde.

Zuletzt hatte es Diskussion­en um Impfvordrä­ngler gegeben. Die Reihenfolg­e der Impfungen ist in der Verordnung des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums klar geregelt; derzeit wird geprüft, ob Verstöße sanktionie­rt werden sollten.

„Bei der Impfreihen­folge müssten alle Kommunen eine Sprache sprechen“

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