Senator Ted Cruz flieht bei Stromausfall in die Sonne
Während in seinem Bundesstaat Texas Winterstürme toben, macht der Spitzenpolitiker Urlaub im Süden.
HOUSTON Texas hat es kalt erwischt. Eine arktische Kältewelle, die ungewöhnlich weit nach Süden schwappte, hat Schnee und Eis in Städte wie Houston gebracht, für die Schnee und Eis eine absolute Seltenheit sind. In manchen Ecken des „Lone Star State“sanken die Temperaturen auf minus 18 Grad Celsius. Flächendeckend fiel der Strom aus, weil die Leitungen unter der Last schwerer Eiszapfen rissen. Am Mittwoch waren vier Millionen Haushalte ohne Strom. Wasserohre froren ein und platzten, zeitweise mussten sieben Millionen Texaner ihr Wasser abkochen, weil es durch den Druckabfall in den Leitungen womöglich verunreinigt wurde.
Wer konnte, flüchtete in Hotels, die über Stromgeneratoren verfügten. Auch Ted Cruz, einer der beiden Senatoren, die Texas in Washington vertreten, trat die Flucht an, um nicht in seiner Villa in Houston in der Kälte zittern zu müssen. Nur eben die Flucht nach Mexiko. Mit seiner Frau Heidi und den zwei Töchtern, zehn und zwölf Jahre, flog er kurzerhand auf die Halbinsel Yucatán. Nach Cancún, in die Wärme.
Das hat, zurückhaltend formuliert, in Texas Erstaunen ausgelöst. In einer Krise erwartet man von einem Senator, dass er sich mit ums Krisenmanagement kümmert.
Noch am Montag hatte Ted Cruz die Menschen zwischen Dallas und
Houston gebeten, mit Blick auf den Wintereinbruch einfach zu Hause zu bleiben, statt unnötige Risiken einzugehen. Am Mittwochabend dann stieg er mit Heidi und den Töchtern in eine Maschine nach Cancún. Da ihn andere Passagiere beim Boarding fotografierten und die Bilder prompt ins Netz stellten, dauerte es nicht lange, bis eine Welle der Empörung durch Texas rollte.
Cruz versuchte, der Kritik die Spitze zu nehmen: Er habe lediglich seine Töchter begleiten wollen, um am nächsten Tag zurückzukommen. Das machte es nur noch schlimmer, denn es stimmte nicht. Freunde gaben Textnachrichten von Heide Cruz an die „New York Times“weiter, aus denen die Planung klar hervorging: Es sei kalt im Haus, man wolle bis Sonntag nach Mexiko, ob jemand mitkomme, fragte die Investmentbankerin. Sie empfahl das Ritz-Carlton in Cancún, nannte den Zimmerpreis (309 Dollar pro Nacht) und lobte die Sicherheit des Hotels. Ihr Mann blieb nach dem Sturm der Entrüstung dann nur für eine Nacht. Kaum gelandet, schrieb er im Ton lokalpatriotischen Mitgefühls, dies sei eine höchst ärgerliche Woche für Texas gewesen: „Der großartigste Staat im großartigsten Land der Welt ohne Strom“. Worauf Gilberto Hinojosa, der Parteichef der Demokraten in Texas, von einem Muster an Scheinheiligkeit sprach. In Wahrheit, wetterte er, interessiere sich der Mann nur für sich selbst.