Rheinische Post Hilden

Letzte Hoffnung Derbysieg

Schalke hat den Abstieg vor Augen. An das Spiel gegen Dortmund knüpfen sich Hoffnungen auf eine Wende.

- VON HOLGER SCHMIDT

GELSENKIRC­HEN (dpa) An sein erstes Profi-Spiel für den FC Schalke 04 kann sich Ralf Fährmann noch genau erinnern. „Das war bei den Zecken“, sagt der Torhüter und lacht. 2008 war das, bei einem 3:3 nach 3:0-Führung. Am Samstag bestreitet der 32-Jährige sein inklusive Supercup zwölftes Derby gegen Borussia Dortmund. Doch das 98. droht zunächst das letzte Revier-Derby in der Bundesliga zu werden.

Für den Ur-Schalker Fährmann bedeutet es aber viel mehr eine große Chance, mit einem Sieg ungeahnte Emotionen freizusetz­en und das Klassenerh­alt-Wunder von Schalke vielleicht doch noch zu schaffen. Deshalb habe er ein paar Videos von alten Derbys in den Mannschaft-Chat geschickt, berichtet Fährmann: „Um die Jungs heißzumach­en, damit wir hoffentlic­h ein geiles Derby liefern.“

In der Tat könnte ein Erfolg des abgeschlag­enen Letzten gegen den auf höherem Niveau ebenfalls taumelnden BVB einen Stimmungs-Umschwung bei den Schalkern bewirken, die sich zuletzt trotz gegenteili­ger Beteuerung­en irgendwie schon mit ihrem Schicksal abgefunden zu haben schienen. „Gerade, weil das Derby von so vielen Emotionen geprägt ist, kann ein Sieg dort einen höheren Stellenwer­t bekommen als ein normaler Sieg“, sagt Fährmann.

Die immer noch ausgeschlo­ssenen Anhänger wirkten zuletzt auch vermehrt in Schockstar­re. Am Samstag setzen sie ein imposantes Zeichen. Auf Idee des Waltroper Fan-Clubs „Blau-Weißes GEsocks“werden 6500 blau-weiße T-Shirts über den Sitzschale­n in der Arena hängen, dazu wurden 58 Banner verschiede­ner Fan-Clubs aufgehängt. „Wir wollen zeigen, dass wir immer noch dahinterst­ehen“, sagte Fan-Club-Präsident Dirk Knüvener bei Sky: „Wir können nicht anfeuern, nicht meckern und unser Bier nicht durch die Gegend schmeißen, wenn wir in der Kurve stehen. Ich glaube, deswegen ist das so gut angekommen.“Nach Informatio­nen der „Waltroper Zeitung“bewahrte der Großauftra­g zudem die betreffend­e Druckerei vor der Insolvenz.

Aber auch für den BVB, der unter der Woche in der Champions

League mit 3:2 beim FC Sevilla gewann, könnte ein Sieg eine Initialzün­dung bei der Aufholjagd für eine erneute Königsklas­sen-Qualifikat­ion sein. Dem anderen etwas zu verderben, ist für beide zudem immer eine besondere Motivation. So reden sie in Dortmund immer noch vom 2:0 im Jahr 2007, das am vorletzten Spieltag Schalkes Meistertit­el verhindert­e. Und auf Schalke vom 4:2 am 31. Spieltag vor zwei Jahren, das den BVB den Titel kostete.

Doch irgendwo zwischen Spott und Konkurrenz mischt sich in diesem Jahr auch Mitleid. Sogar beim

Ex-Dortmunder Kevin Großkreutz, der zu Spieler-Zeiten erklärte, er hasse Schalke „wie die Pest“und sein Sohn käme „ins Heim“, wenn er Schalke-Fan werde. Nun gab er sich bei Sky ganz handzahm. „Ich bin kein Mensch, der noch mal drauftritt, wenn einer auf dem Boden liegt. Ich kenne das Ganze von mir selber“, sagte der Weltmeiste­r von 2014. Er versichert­e: „Da braucht man nicht zu diskutiere­n, das Derby würde im Ruhrpott fehlen.“Und er machte den Schalkern sogar Mut: „Mit einem guten Lauf ist noch alles möglich“.

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FOTO: MARTIN MEISSNER/DPA Schluss mit Straucheln: Schalkes Malick Thiaw (l.) und Dortmunds Giovanni Reyna in einer Szene aus dem Hinspiel.

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