Rheinische Post Hilden

Radhauptne­tz soll 2025 fast fertig sein

Die Stadt schnürt ein umfangreic­hes Paket für den Radverkehr. Der ADFC hat weitere Wünsche wie eine grüne Welle.

- VON UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Beim Radfahren plant die Landeshaup­tstadt den ganz großen Wurf. Oberbürger­meister Stephan Keller hat das Ziel ausgegeben, Düsseldorf zur fahrradfre­undlichste­n Großstadt Deutschlan­ds zu machen. Bislang haben diesen Ruf bei den Radlern andere Städte. Düsseldorf liegt beim ADFC-Fahrradkli­ma-Test 2018 (der nächste wird im März veröffentl­icht) bei den Großstädte­n mit mehr als 500.000 Einwohnern auf Platz neun, die drei besten Städte sind Bremen, Hannover und Leipzig. Münster kommt in der Kategorie 200.000 bis 500.000 Einwohner hinter Karlsruhe auf Platz zwei und gilt in NRW als führend. Um in dieser Konkurrenz nach vorne zu kommen, sind eine andere Aufteilung des Straßenrau­ms und viele Baumaßnahm­en nötig. Was sind die Top-Maßnahmen der Stadt, was fordert der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC)?

Im Wahlkampf hat Keller kritisiert, dass in sechs Jahren Ampel-Kooperatio­n nicht einmal zehn Prozent des gut 300 Kilometer langen Radhauptne­tzes realisiert worden seien. Keller sagt nun: „Klares Ziel ist es, die Umsetzung erheblich zu beschleuni­gen und das Radhauptne­tz innerhalb der Wahlperiod­e weitestgeh­end fertigzust­ellen.“Dabei sollen auch Landeszusc­hüsse helfen, um städtische Mittel zu sparen. Als erstes von fünf Top-Zielen nennt Keller denn auch „die schnelle Umsetzung von mehr zusammenhä­ngenden Radwegen für innerstädt­ischen Radverkehr“. Dazu gehöre das Radhauptne­tz, aber auch die vier Velorouten, beginnend mit der Nord-Süd-Route.

Punkt zwei ist die Schaffung eines Radschnell­weges für Pendler. Dieses Jahr wird mit der konkreten Planung der Abschnitte der Radroute Neuss, Düsseldorf, Langenfeld (mit Anschluss Monheim) begonnen. Bei Punkt drei geht es um die Radinfrast­ruktur: Neben 1000 neuen Radabstell­plätzen pro Jahr in Bügelform soll es attraktive Fahrradabs­tellanlage­n und ein neues Modell der Fahrradhäu­schen geben. Die Rheinbahn soll an ihren Haltestell­en Bike&Ride-Anlagen schaffen, am Bilker Bahnhof wird mit dem Bau eines vollautoma­tischen Fahrradpar­khauses begonnen, am Hauptbahnh­of und am Bahnhof Benrath sollen weitere Radstation­en entstehen.

Die Punkte vier und fünf betreffen die politische und organisato­rische Aufstellun­g: Eine Kleine Kommission Radverkehr soll die Umsetzung der Radverkehr­sinfrastru­ktur konsequent begleiten, Mitglieder von ADFC und Verkehrscl­ub Deutschlan­d (VCD) sollen eingebunde­n werden. Die Stadttocht­er IPM, die schon beim Schulbau schnell und zielgerich­tet agiert, soll bei der Umsetzung helfen.

Für den ADFC Düsseldorf geht es um einen Paradigmen­wechsel. Er lobt zwar die Öffnung von Einbahnstr­aßen für Radler, Fahrrad-Leihsystem­e, Werbung und den Neubau von Radwegen, sieht Düsseldorf unter dem Strich jedoch erst am Anfang. Radfahrer seien gestresst und unsicher, das Radnetz sei undurchsic­htig und ende oft abrupt, viele Radwege seien in schlechtem Zustand, Beschilder­ung fehle. Straßen müssten endlich von außen nach innen geplant werden, „nicht wie bisher umgekehrt, das heißt Fuß- und Radwege werden nicht dort reingequet­scht, wo es passt“.

Radfahren dürfe keinen Mut erfordern, es müsse auch gefühlt sicher, attraktiv, komfortabe­l und schnell sein. In der fahrradfre­undlichen Stadt würden Radfahrer klar geführt, „sie sehen genau, wo es lang geht; es gibt keine plötzliche­n Lücken, Engpässe und auch keine Konflikte mit Fußgängern – das entspannt alle“.

Mehrfach verweist der ADFC auf Berlin, das beim Klimatest unter den Großstädte­n als bester Aufholer benannt wird, der besonders viel für die Verbesseru­ng der Situation getan habe. Etwa durch breite Radrouten, die baulich getrennt seien von fahrenden und parkenden Autos sowie von Fußwegen und die durch große Piktogramm­e und beispielsw­eise grüne Einfärbung gut sichtbar seien. Wo eine getrennte Radwegefüh­rung nicht möglich sei, müsse Tempo 30 eingeführt werden – solche Vorstöße sind in Düsseldorf bislang gescheiter­t. Die Rad-Lobbyisten hoffen auch darauf, dass bis 2025 mehrere Achsen und Routen eine grüne Welle für den Radverkehr haben, auf denen Kreuzungen in einem Zug gequert werden können.

Der ADFC hofft bis auf 2025 auf einen gestiegene­n Anteil der mit dem Rad zurückgele­gten Wege (Modal Split) von 16 auf mehr als 20 Prozent.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Eigene Wege und Ampeln schaffen für Radfahrer Sicherheit, hier zu sehen an der Kreuzung Ackerstraß­e/Gerresheim­er Straße in Flingern.

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