Rheinische Post Hilden

Modehandel gibt Rekordraba­tte

Der Lockdown führt dazu, dass sich die Winterware im Lager türmt wie nie. Der Handel muss reagieren und passt Strategien an. Ein Teil davon sind besondere Sale-Aktionen und eine längere Phase von Sonderange­boten.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Während der Modehandel unter den Folgen des Lockdowns ächzt, bieten sich für Schnäppche­njäger besonders gute Aussichten auf Erfolg. Rolf Pangels, Hauptgesch­äftsführer beim Bundesverb­and des Textileinz­elhandels (BTE), hatte im Interview mit unserer Redaktion für die Zeit nach dem Lockdown bereits Rabatte von bis zu 90 Prozent vorausgesa­gt. Händler aller Größen reagieren allerdings schon jetzt mit besonderen Nachlässen auf den Stau von Winterware.

Während die Filiale von Breuninger in den Libeskind-Bauten geschlosse­n ist, gewährt das Unternehme­n aus Stuttgart zum Beispiel Sonderange­bote von 50 bis 70 Prozent in seinem Online-Shop. Das Düsseldorf­er Unternehme­n Peek & Cloppenbur­g KG hat Sale-Artikel im Online-Shop nun noch einmal pauschal um weitere 25 Prozent reduziert. Der Verkauf könne die Verluste durch den Shutdown jedoch nicht ansatzweis­e abfedern. Zu aktuellen Rabatten sagt der Konzern, dass sich aufgrund der Lage die Laufzeit der Aktionen verlängern werde. „Den stationär ausgefalle­nen Sale holen wir nach der Wiedereröf­fnung unserer Häuser nach.“Zurzeit liege auch an der Schadowstr­aße „hochpreisi­ge Ware mit einer guten Marge in hohen Stückzahle­n teilweise unberührt auf der Fläche“. Obwohl die bei wärmeren Temperatur­en nicht mehr nachgefrag­ten Produkte gerade jetzt abverkauft werden müssten.

Mit der Ware im Überfluss wird unterschie­dlich umgegangen. „Anlassbezo­gene, zeitlose und weniger kurzlebige­n Trends unterworfe­ne Mode“soll zum Beispiel erst später verkauft werden. Zudem müsse mit Lieferante­n über Retouren, Stornierun­gen und Lieferterm­inverschie­bungen verhandelt werden.

Wie Breuninger weist übrigens auch P&C darauf hin, dass die Vernichtun­g von Ware nicht vorgesehen sei. Diese Sorge hatte jüngst Greenpeace geäußert.

Auch bei Jades ist das kein Thema. Vielmehr versuche man diese „Zerreißpro­be“zu meistern, in dem man mit aller Kraft den Onlinehand­el stärken wolle, auch wenn dort die Konkurrenz sehr stark sei, wie Sprecherin Nicole-Beatrice Hubert sagt. Teil der Strategie: „Rabatte, die höher als sonst waren.“Zudem habe man noch nie so früh angefangen, Rabatte von 50 Prozent zu gewährleis­ten. „Uns blieb aber nichts anderes übrig.“

Auch abgeholt werden kann die per Telefon oder Whatsapp bestellte Ware an der Tür der Geschäfte an der Breite Straße. Dort sei jetzt nicht nur der Stau bei der Winterware ein Problem, auch der Abverkauf von Frühjahrs- und Sommerkoll­ektion, der normalerwe­ise schon im November starte. „Da fehlen uns jetzt drei Monate, um die Sommerware zu normalen Konditione­n zu verkaufen.“

Auch deshalb gehen die Rabatte durch die Decke, erst recht bei kleineren Unternehme­n. Bei Nowadays mit Sitz in Unterbilk sind gerade im Online-Shop alle reduzierte­n Teile noch einmal um 50 Prozent reduziert worden. Anders ist Daniela Perak von Roberta mit ihrer fair hergestell­ten und nachhaltig­en Mode an der Nordstraße vorgegange­n. Sie bot Kunden individuel­l nach Vorlieben zusammenge­stellte Warenpaket­e für 50 Euro bei einem Gegenwert von 250 Euro an. Am Freitag vor einer Woche machte sie die Aktion bekannt, einen Tag später waren alle 100 Überraschu­ngsboxen per E-Mail bestellt, wie sie sagt. Der Einkaufspr­eis allein habe pro Box bei 100 Euro gelegen. „Ich musste aber einfach verkaufen, weil ich sonst die neue Ware nicht bezahlen könnte.“Deshalb hätte auch Einlagern nicht geholfen. So eine Aktion habe sie noch nie gemacht. Die Winterware sei eigentlich zu dieser Jahreszeit längst zum großen Teil verkauft, „nun waren die Regale voll“. Mit ihren Lieferante­n bestehe immerhin ein guter Kontakt, so dass auch mal Ratenzahlu­ng vereinbart oder Ware umgetausch­t werden könne.

Axel Augustin vom Handelsver­band Textil kennt die Probleme. „Die Situation ist einmalig. So viel Ware war zu dieser Zeit noch nie übrig.“Sonst seien um diese Zeit die Kassen voll und die Regale leer. „Nun ist es umgekehrt.“Hohe Rabatte seien wegen der Erstattung des Einkaufspr­eises im Zuge staatliche­r Hilfen möglich. „Ansonsten sind solche Nachlässe eigentlich tödlich für den Händler.“Zumal zurzeit im Durchschni­tt gerade einmal zehn bis 20 Prozent der normalen Umsätze erzielt würden.

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Daniela Perak verkauft in ihrem Geschäft Roberta nachhaltig­e Mode. Jetzt bot sie mit Ware gefülte Tüten zu Schleuderp­reisen an.

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