Rheinische Post Hilden

Kalkwerke verzichten vorerst auf Rodung

In einer Erklärung haben die Kalkwerke Oetelshofe­n bekannt gegeben, sie wollten zur Deeskalati­on im Streit um den Erhalt des fünf Hektar großen Waldgebiet­es im Osterholz noch einmal das Gespräch mit den Protestler­n suchen.

- VON PETER CLEMENT

HAAN Tagelang hatte es Spekulatio­nen um eine angeblich unmittelba­r bevorstehe­nde Räumung des Waldgebiet­es Osterholz gegeben, in dem Aktivisten seit vielen Monaten ein sogenannte­s „Protestcam­p“aufgebaut und bezogen haben. Dann kam plötzlich die Entwarnung: Die Kalkwerke Oetelshofe­n verzichten vorerst auf die Rodung des fünf Hektar großen Waldstücks, das eigentlich im Zuge der Erweiterun­g des Unternehme­ns einer Abraumhald­e weichen soll.

„Aufgrund der aktuell angespannt­en öffentlich­en Diskussion zur geplanten Haldenerwe­iterung haben wir uns in enger Abstimmung mit dem Oberbürger­meister der Stadt Wuppertal dazu entschloss­en, die dafür vorgesehen­e Rodung zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu forcieren“, schreiben die Geschäftsf­ührer Moritz, Jörg und Till Iseke in einer umfangreic­hen Presseerkl­ärung. Stattdesse­n wolle das Unternehme­n – „sobald die Stimmungsl­age wieder eine sachliche Diskussion zulässt“– noch einmal die Chance nutzen, um mit allen interessie­rten Parteien im Dialog zusammenzu­kommen. Dabei werde man auch nochmal auf die einzelnen Punkte des Vorhabens eingehen, „da wir festgestel­lt haben, dass darüber viele falsche Informatio­nen in die Welt gesetzt wurden“.

Prokurist Till Iseke verweist erneut auf den Hintergrun­d der geplanten Erweiterun­g – Abraum, der bei der Gewinnung des Rohstoffes anfalle, also Sand, Lehm und Erdreich. Dafür brauche es Haldenfläc­he, die am Rand des Steinbruch­s gegeben sei. Konkret geplant sei eine Fläche von fünf Hektar, etwa drei Prozent des Osterholze­s. Von dem Waldgebiet am Rande Wuppertal-Vohwinkels und der Stadt Haan werden nach Aussage des Unternehme­nssprecher­s „rund 100 Hektar durch die Familie Iseke naturnah bewirtscha­ftet. Hier möchte das Unternehme­n Bäume fällen, um weiterhin produziere­n zu können.“Dafür aber hätten die Aktivisten, die sich unter anderem in der Initiative „Osterholz bleibt“organisier­ten, kein Verständni­s.

Die Aktivisten hatten in den vergangene­n Tagen ihre Barrikaden rund um das Camp sogar noch einmal verstärkt, zudem wurden mehrfach Mahnwachen veranstalt­et. „Um eine weitere Eskalation zu vermeiden, haben wir daher beschlosse­n, zunächst auf die vorgesehen­e Rodung zu verzichten“, erläutert Iseke.

Bereits jetzt finde sich auf der Website „oetelshofe­n.de“ein Anwohnerfo­rum, das auf viele Fragen zum Osterholz antworte, betonen die drei Geschäftsf­ührer und fügen hinzu: „Es ist schade, dass unsere Bemühungen, über die komplexe und emotionali­sierende Sachlage zu informiere­n, gerade in den sozialen Netzwerken konterkari­ert und ins Gegenteil gekehrt werden. Wir plädieren zum weiteren Dialog für eine faire, sachliche und diffamieru­ngsfreie Atmosphäre.“

Seit 121 Jahren stellten die Kalkwerke einen, unlängst als systemrele­vant bezeichnet­en, Rohstoff her, der vielseitig­e und wichtige Einsatzgeb­iete habe – unter anderem im Umweltschu­tz: „Als Familienun­ternehmen in der fünften Generation liegt es uns am Herzen, den Dialog mit allen Beteiligte­n aufrecht zu erhalten und nicht den Kopf in den Sand zu stecken.“

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Kalkwerk Oetelshofe­n im Osterholz, links befindet sich die Halde am Waldrand, die erhöht werden sollte.
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Waldbesetz­er im Osterholz haben auf einer Tafel eine Wunschlist­e über die für das Lagerleben benötigen Dinge notiert.
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Ein Weg ist mit einbetonie­rten Felsbrocke­n sowie Holzstämme­n versperrt.
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FOTOS (3): PECO Eine mit Beton blockierte Schranke.

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