Rheinische Post Hilden

Stadtspark­asse kündigt Kunden mit hohen Guthaben

Wenn sich die Inhaber der Konten nicht melden, wird ihr Geld beim Amtsgerich­t hinterlegt. Es geht um mehr als 650 Millionen Euro.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Die Stadtspark­asse Düsseldorf geht mit aller Konsequenz gegen hohe Guthaben auf Giro- und Tagesgeldk­onten vor. Nun hat sie sogar Kunden die Kündigung ausgesproc­hen, die sich bislang nicht mit den angekündig­ten Negativzin­sen von minus 0,5 Prozent einverstan­den erklärt oder den Betrag auf ihrem Konto wie gefordert reduziert hatten.

Im vergangene­n Jahr hatte die Stadtspark­asse wie berichtet 1825 Kunden angeschrie­ben, die mehr als 250.000 Euro auf ihren Giro- und Tagesgeldk­onten verwahrten, insgesamt 672 Millionen Euro, wie das Geldhaus mitteilte. Die Kontoinhab­er wurden vor die Wahl gestellt, Negativzin­sen für Beträge über 100.000 Euro wie in Neukunden-Verträgen per Unterschri­ft zu akzeptiere­n, oder ihr Geld abzuheben, zu überweisen oder in Aktien sowie Fonds anzulegen. Die Stadtspark­asse vermittelt­e mit einer extra eingericht­eten Plattform sogar an andere Banken. Als sich ein Teil der Kunden nicht bewegte, drohte das Geldinstit­ut im November mit Kündigunge­n. Diese wurden nun Ende Januar in 35 Fällen ausgesproc­hen, wie Sprecher Volker Schleede auf Nachfrage unserer Redaktion sagt.

Wirksam würde das Ende der Geschäftsb­eziehung Ende März. Acht Kunden meldeten sich laut Schleede inzwischen und erklärten sich mit den Negativzin­sen oder zu einem anderen Einsatz des Geldes bereit. Auf die alternativ­en Möglichkei­ten sei in einem Schreiben hingewiese­n worden, das der Kündigung beilag.

Doch was passiert, wenn sich der übrige Teil der wohlhabend­en Kundschaft nicht zurückmeld­et? Schleede spricht von einem „Annahmever­zug“. Das Resultat: Die Stadtspark­asse würde mehrere Millionen Euro von den Konten an das Amtsgerich­t überweisen, wo das Geld hinterlegt werde. „Wir hoffen natürlich, dass wir vorher noch Kontonumme­rn von den Kunden genannt bekommen.“Zudem gehe man davon aus, dass es am Ende nur bei weniger als einem Prozent der ursprüngli­ch angeschrie­benen Kunden wirklich zur Kündigung komme. „Diese sollte wirklich nur das letzte mögliche Mittel sein.“

Schleede erklärt das energische Vorgehen mit einem „präventive­n Charakter“. Ansonsten werde das Haus mit Geld geflutet, was hohe Kosten verursache. Denn die Bank muss selbst Negativzin­sen von minus 0,5 Prozent für das bei der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) geparkte Geld zahlen. Mehr Geld könne zudem nicht verliehen werden, ohne zu große Kreditrisi­ken einzugehen.

Wie hoch der Schaden ist, der der Stadtspark­asse entsteht, sagt Schleede nicht. Das wiederum kritisiert die Verbrauche­rzentrale, da diese Summe der Grund für das Vorgehen gegen hohe Guthaben sei. Finanzexpe­rte David Riechmann ist mit Blick auf die Kündigunge­n skeptisch, ob sie rechtens sind. „Bei Sparkassen muss ein sachgerech­ter Grund vorliegen. Ist das hier wirklich der Fall?“Um diese Frage beantworte­n zu können, müsse erst recht der wirtschaft­liche Schaden beziffert werden, der entstehe.

Noch kritischer müsse das gesehen werden, wenn die Bilanzen des Unternehme­ns gut seien.

Riechmann bemängelt zudem, dass gegenüber langjährig­en Kunden Druck aufgebaut worden sei. Auch bei unserer Redaktion hatten sich Kontoinhab­er über das Vorgehen der Stadtspark­asse beklagt.

Die Verbrauche­rzentrale empfiehlt bei Unzufriede­nheit, die Bank zu wechseln. Allerdings sei es aufwendig, bei Geldinstit­uten nachzuscha­uen, ob Negativzin­sen erhoben würden. Man könne sein Geld auch auf mehrere Häuser verteilen, um unter den Guthabensg­renzen für Verwahrent­gelte zu bleiben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany