Eine Million Euro Zuschuss für Lastenräder
Der ADFC hält eine Förderquote von 50 Prozent für angemessen. Für Abstellplätze könnten Parkhäuser umgewandelt werden.
DÜSSELDORF Die Stadt will mit dem „Förderprogramm für die Anschaffung von Lastenrädern” sowohl Gewerbetreibenden als auch Privatpersonen einen Zuschuss beim Kauf von Lastenrädern ermöglichen. Dafür möchte das neue schwarz-grüne Ratsbündnis eine Million Euro zur Verfügung stellen, die aus dem mit 60 Millionen Euro pro Jahr gefüllten Klimapaket stammen. Der Fahrradclub ADFC und der Naturschutzverein BUND begrüßen die Idee.
Das Potenzial von Lastenrädern für die gewünschte Verkehrswende sei groß, die Absatzzahlen jedoch noch vergleichsweise niedrig. Der hohe Anschaffungspreis von etwa 2500 bis 6000 Euro – insbesondere von elektrisch unterstützten Lastenrädern – erschwere eine schnellere Verbreitung der Lastenradnutzung, heißt es im Antrag von CDU und Grünen. Die Idee der Förderung ist aber nicht neu. Die Verwaltung hatte bereits im vergangengen Juni vom Rat den Auftrag erhalten, ein Programm zu erarbeiten. Dies sah eine Förderquote von 50 Prozent mit maximal 2500 Euro der Nettoanschaffungskosten vor. Bei rund 200 Anträgen jährlich hätte dies einem Fördervolumen von insgesamt 500.000 Euro pro Jahr entsprochen. CDU und Grüne wollen nun die doppelte Summe bereitstellen – und das kommt beim ADFC gut an. „Ich finde es super, dass die Förderung auch für Privatpersonen gilt, das ist ein Fortschritt. Wenn man die Verkehrswende vorantreiben will, ist es das richtige Signal“, sagt Lerke Tyra, die stellvertretende Vorsitzende des ADFC Düsseldorf. Sie fordert eine Förderquote von 50 Prozent. Bis aber konkrete Zahlen vorliegen, muss die Verwaltung noch einmal den aktuellen Entwurf des Förderprogramms zur Beratung und Beschlussfassung
in die Ausschüsse und den Rat bringen.
Für CDU und Grüne sind Lastenräder Teil einer schadstoffarmen, lärmreduzierten und flächensparenden Mobilität im Stadtgebiet, mit der sich die Luftwerte verbessern und Fahrverbote vermeiden lassen. Auch für den BUND sind sie ein wichtiger Baustein der Mobilitätswende. Angesichts zunehmender Lieferverkehre böten sie viele Vorteile. „Sie sind platzsparend, schnell, zuverlässig, abgasfrei und obendrein fitnessfördernd“, sagt Geschäftsleiter Dirk
Jansen. Er meint aber, dass die reine Anschaffungsförderung nicht reicht, sie müsse von ordnungspolitischen Maßnahmen flankiert werden: „Der motorisierte Lieferverkehr – zumindest wenn er nicht emissionsfrei erfolgt – sollte in bestimmten Innenstadtbereichen durch die Verschärfung zeitlicher und räumlicher Beschränkungen eingedämmt werden. Im Gegenzug sollten Lastenräder privilegiert werden.“Wenn Lastenräder eine höhere Bedeutung erhalten sollen, gehört es laut BUND auch dazu, die notwendige Infrastruktur zu schaffen. „Dazu gehören Stellplätze durch die Umwidmung von Kfz-Verkehrsflächen, Ladestationen für die elektrische Variante oder auch Mikro-Depots zur Auslieferung über die letzte Meile“, sagt Jansen. Wie andere Räder könne ein Lastenrad nur dann zur wirklich attraktiven Alternative werden, wenn auch sichere Fahrradspuren geschaffen werden.
Das weiß auch das Bündnis. Peter Blumenrath (CDU) sagt, dass bei der Neuverteilung des Straßenraums auch die Größe der Lastenräder berücksichtigt werde. Norbert Czerwinski (Grüne) kann sich vorstellen, dass Abstellmöglichkeiten auch in Tiefgaragen und Parkhäusern entstehen. „Eine Umwandlung wäre eine sinnvolle Sache, weil auch schon vor Corona nicht alle Parkhäuser voll ausgelastet waren. Allerdings muss noch evaluiert werden, in welchen Parkhäusern sie möglich ist, am Carlsplatz soll sie zum Beispiel nicht machbar sein“, sagt Jan-Philipp Holthoff vom ADFC. Er glaubt, dass die Radfahrer auch für einen sicheren Abstellplatz bezahlen würden: „Anfangs wäre das sicher erst einmal ein Novum, aber das Fahrradparkhaus am Hauptbahnhof ist auch überbucht. Der Bedarf ist da.“
Holthoff empfiehlt jedem Interessierten, vor dem Kauf Probefahrten und womöglich auch ein Fahrtraining zu machen: „Das Rad wiegt im Durchschnitt etwa 35 Kilo und hat einen anderen Schwerpunkt. Man sollte zunächst einige Fahrkilometer zum Üben sammeln.“Blumenrath ist jedenfalls zuversichtlich, dass die Förderung gut angenommen wird: „Ich habe ein gutes Gefühl. Wir wollen den Radverkehr weiter stärken und mit neuen Angeboten für die Menschen Anreize setzen, immer mehr auf das Auto zu verzichten.“