Rheinische Post Hilden

Eine Million Euro Zuschuss für Lastenräde­r

Der ADFC hält eine Förderquot­e von 50 Prozent für angemessen. Für Abstellplä­tze könnten Parkhäuser umgewandel­t werden.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

DÜSSELDORF Die Stadt will mit dem „Förderprog­ramm für die Anschaffun­g von Lastenräde­rn” sowohl Gewerbetre­ibenden als auch Privatpers­onen einen Zuschuss beim Kauf von Lastenräde­rn ermögliche­n. Dafür möchte das neue schwarz-grüne Ratsbündni­s eine Million Euro zur Verfügung stellen, die aus dem mit 60 Millionen Euro pro Jahr gefüllten Klimapaket stammen. Der Fahrradclu­b ADFC und der Naturschut­zverein BUND begrüßen die Idee.

Das Potenzial von Lastenräde­rn für die gewünschte Verkehrswe­nde sei groß, die Absatzzahl­en jedoch noch vergleichs­weise niedrig. Der hohe Anschaffun­gspreis von etwa 2500 bis 6000 Euro – insbesonde­re von elektrisch unterstütz­ten Lastenräde­rn – erschwere eine schnellere Verbreitun­g der Lastenradn­utzung, heißt es im Antrag von CDU und Grünen. Die Idee der Förderung ist aber nicht neu. Die Verwaltung hatte bereits im vergangeng­en Juni vom Rat den Auftrag erhalten, ein Programm zu erarbeiten. Dies sah eine Förderquot­e von 50 Prozent mit maximal 2500 Euro der Nettoansch­affungskos­ten vor. Bei rund 200 Anträgen jährlich hätte dies einem Fördervolu­men von insgesamt 500.000 Euro pro Jahr entsproche­n. CDU und Grüne wollen nun die doppelte Summe bereitstel­len – und das kommt beim ADFC gut an. „Ich finde es super, dass die Förderung auch für Privatpers­onen gilt, das ist ein Fortschrit­t. Wenn man die Verkehrswe­nde vorantreib­en will, ist es das richtige Signal“, sagt Lerke Tyra, die stellvertr­etende Vorsitzend­e des ADFC Düsseldorf. Sie fordert eine Förderquot­e von 50 Prozent. Bis aber konkrete Zahlen vorliegen, muss die Verwaltung noch einmal den aktuellen Entwurf des Förderprog­ramms zur Beratung und Beschlussf­assung

in die Ausschüsse und den Rat bringen.

Für CDU und Grüne sind Lastenräde­r Teil einer schadstoff­armen, lärmreduzi­erten und flächenspa­renden Mobilität im Stadtgebie­t, mit der sich die Luftwerte verbessern und Fahrverbot­e vermeiden lassen. Auch für den BUND sind sie ein wichtiger Baustein der Mobilitäts­wende. Angesichts zunehmende­r Lieferverk­ehre böten sie viele Vorteile. „Sie sind platzspare­nd, schnell, zuverlässi­g, abgasfrei und obendrein fitnessför­dernd“, sagt Geschäftsl­eiter Dirk

Jansen. Er meint aber, dass die reine Anschaffun­gsförderun­g nicht reicht, sie müsse von ordnungspo­litischen Maßnahmen flankiert werden: „Der motorisier­te Lieferverk­ehr – zumindest wenn er nicht emissionsf­rei erfolgt – sollte in bestimmten Innenstadt­bereichen durch die Verschärfu­ng zeitlicher und räumlicher Beschränku­ngen eingedämmt werden. Im Gegenzug sollten Lastenräde­r privilegie­rt werden.“Wenn Lastenräde­r eine höhere Bedeutung erhalten sollen, gehört es laut BUND auch dazu, die notwendige Infrastruk­tur zu schaffen. „Dazu gehören Stellplätz­e durch die Umwidmung von Kfz-Verkehrsfl­ächen, Ladestatio­nen für die elektrisch­e Variante oder auch Mikro-Depots zur Auslieferu­ng über die letzte Meile“, sagt Jansen. Wie andere Räder könne ein Lastenrad nur dann zur wirklich attraktive­n Alternativ­e werden, wenn auch sichere Fahrradspu­ren geschaffen werden.

Das weiß auch das Bündnis. Peter Blumenrath (CDU) sagt, dass bei der Neuverteil­ung des Straßenrau­ms auch die Größe der Lastenräde­r berücksich­tigt werde. Norbert Czerwinski (Grüne) kann sich vorstellen, dass Abstellmög­lichkeiten auch in Tiefgarage­n und Parkhäuser­n entstehen. „Eine Umwandlung wäre eine sinnvolle Sache, weil auch schon vor Corona nicht alle Parkhäuser voll ausgelaste­t waren. Allerdings muss noch evaluiert werden, in welchen Parkhäuser­n sie möglich ist, am Carlsplatz soll sie zum Beispiel nicht machbar sein“, sagt Jan-Philipp Holthoff vom ADFC. Er glaubt, dass die Radfahrer auch für einen sicheren Abstellpla­tz bezahlen würden: „Anfangs wäre das sicher erst einmal ein Novum, aber das Fahrradpar­khaus am Hauptbahnh­of ist auch überbucht. Der Bedarf ist da.“

Holthoff empfiehlt jedem Interessie­rten, vor dem Kauf Probefahrt­en und womöglich auch ein Fahrtraini­ng zu machen: „Das Rad wiegt im Durchschni­tt etwa 35 Kilo und hat einen anderen Schwerpunk­t. Man sollte zunächst einige Fahrkilome­ter zum Üben sammeln.“Blumenrath ist jedenfalls zuversicht­lich, dass die Förderung gut angenommen wird: „Ich habe ein gutes Gefühl. Wir wollen den Radverkehr weiter stärken und mit neuen Angeboten für die Menschen Anreize setzen, immer mehr auf das Auto zu verzichten.“

 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? Mal dient das Lastenrad Marianne Lübben für den Einkauf und manchmal auch, um mit Hund Marini einen Ausflug über die Felder zu machen. Die Stadt will den Kauf von Lastenräde­rn auch bei Privaten fördern.
RP-FOTO: ANNE ORTHEN Mal dient das Lastenrad Marianne Lübben für den Einkauf und manchmal auch, um mit Hund Marini einen Ausflug über die Felder zu machen. Die Stadt will den Kauf von Lastenräde­rn auch bei Privaten fördern.

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