Rheinische Post Hilden

Stadt will Haaner beim Bauen bevorzugen

Etwa 100 Wohneinhei­ten sollen auf dem Gelände des ehemaligen Gruitener Bürgerhaus­es entstehen. Sechs Reihenhäus­er will die Stadt dabei gezielt an Einheimisc­he abgeben. Die Kriterien dafür soll der Stadtrat erarbeiten.

- VON PETER CLEMENT

HAAN In der Stadt Erkelenz wird momentan heftig über ein Bau-Vorrecht für Einheimisc­he diskutiert. Für Bauland gibt es dort lange Bewerberli­sten. Weil Ortsansäss­ige angeblich oft gegenüber Zugezogene­n auf der Strecke bleiben, wollen die Erkelenzer Grünen sie künftig bei der Vergabe von Bauplätzen bevorzugen.

Eine ähnliche Debatte könnte es bald auch in Haan geben, nur dass hier keine Partei, sondern die Stadt selber Einheimisc­hen künftig einen Vorteil verschaffe­n möchte – und zwar bei der Vermarktun­g des Geländes rund um das ehemalige Bürgerhaus Gruiten.

Das bereits lange zuvor geschlosse­ne Bürgerhaus an der Düsselberg­er Straße war im Frühjahr 2019 abgerissen worden. Dort sollen jetzt etwa 100 Wohneinhei­ten entstehen, teilweise preisgedäm­pft. Doch die Parteien im Stadtrat hatten sich auch noch andere Kriterien gewünscht, an die sich Investoren halten sollen, wenn sie den Zuschlag für das Gelände bekommen möchten. Sie reichen von Barrierefr­eiheit über einen Nachbarsch­aftstreff bis hin zu klimaschon­ender und nachhaltig­er Bauweise.

Im Ausschuss für Wirtschaft­sförderung, Liegenscha­ften, Kultur, Städtepart­nerschafte­n und Tourismus überrascht­e Torsten Rekindt von der städtische­n Bauverwalt­ung jetzt mit der Ankündigun­g, all diese Wünsche könne man am besten organisato­risch umsetzen, indem man das Areal in drei Baufelder aufteile und getrennt vermarkte. „Wir halten das schlicht für effektiver und erhoffen uns mehr Investoren, die sich für mindestens eines dieser Teile interessie­ren”, sagte er.

Dem Wunsch der Stadt zufolge sollen die Baufelder relativ zeitgleich entstehen und wie folgt aussehen:

- Im ersten Bereich soll es nach dem beschlosse­nen Bebauungsp­lan bis zu 68 Wohneinhei­ten geben, wovon etwa 31 Wohnungen zwingend im geförderte­n Wohnungsba­u errichtet werden müssen. Die restlichen können aufgeteilt als Eigentumsu­nd Mietwohnun­gen entstehen. Ein Teil davon soll preisgedäm­pft sein.

- Im zweiten Bereich sind 30 Wohneinhei­ten möglich. Der Bau von Räumlichke­iten für „Veranstalt­ungen,

Nachbarsch­aftstreff, Begegnung der Generation­en“ist ein wesentlich­es Kriterium, das ein Investor erfüllen müsste. Auch ein höherer Anteil an Eigentumsw­ohnungen ist zu berücksich­tigen, damit auf das Gesamtarea­l bezogen ausreichen­d Eigentumsw­ohnungen entstehen. Öffentlich geförderte­r oder preisgedäm­pfter Wohnraum können in diesem Baufeld nicht zusätzlich gefordert werden.

- Das dritte Baufeld möchte die Stadt nicht nur selbst erschließe­n, sondern auch in Eigenregie vermarkten. Es handelt sich um zwei Blöcke mit jeweils drei Reihenhäus­ern. „Dieses Baufeld eignet sich für ein Einheimisc­henmodell, um jungen Familien den Erwerb eines Einfamilie­nhauses zu ermögliche­n”, betont Torsten Rekindt. Für die Vermarktun­g der Grundstück­e durch die Stadt direkt an die Enderwerbe­r soll es einen Kriterienk­atalog geben. Wer die einzelnen Grundstück­e bekommt, muss dann jeweils der Stadtrat beschließe­n.

Spannend dürfte sein, welche Kriterien letzten Endes für die jeweiligen

Baugrund-Bewerber festgesetz­t werden. Reicht es aus, wenn man lediglich in Haan wohnt? Andere Städte haben ihr Einheimisc­hen-Modell auch an die finanziell­en Verhältnis­se der Bewerber gekoppelt. Düsseldorf plant im Stadtteil Gerresheim Wohnungen für Menschen in systemrele­vanten Berufen. Und im westfälisc­hen Halle gilt als ein wesentlich­es Kriterium für den Zuschlag beim Bauland, dass der Bewerber ein Ehrenamt mit sozialer Komponente in der Stadt ausübt.

In den kommenden Wochen wird das Thema die Politik noch weiter beschäftig­en. Denn im Ausschuss wurde jetzt noch kein Beschluss gefasst. Die SPD meldete Beratungsb­edarf an. Für die CDU wies Annette Braun-Kohl darauf hin, dass Haan schon einmal – beim Wiedenhofg­elände – eine Variante mit Bevorzugun­g Einheimisc­her verfolgt habe: „Meines Wissens sind solche Verfahren aber bei der EU in die Kritik geraten.” Auch andere betonten, man müsse genau aufpassen, dass es nicht plötzlich heiße: „Haan diskrimini­ert einen Teil seiner Bewerber.“

Die Grundstück­skäufer müssen dem Plan der Stadt zufolge mit dem Grundstück­serwerb zeitgleich einen Bauträgerv­ertrag schließen. Die Politik soll in einem parallelen Beteiligun­gsprozess die Verkaufskr­iterien festlegen.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Das Gelände des ehemaligen Bürgerhaus­es Gruiten von oben betrachtet: Die Stadt möchte das Areal in drei Baufelder aufteilen. Rund 100 Wohneinhei­ten sollen insgesamt entstehen.

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