Rheinische Post Hilden

Neue Studie nennt Gründe für Kirchenaus­tritte

Deutsche Bischöfe suchen auf ihrer Vollversam­mlung nach Wegen, den Mitglieder­schwund zu stoppen. Ein Papier aus dem Bistum Essen gibt Einblicke.

- VON LOTHAR SCHRÖDER

BONN Die katholisch­e Kirche hierzuland­e hat ein schweres Image-Problem. Das ist mittlerwei­le nicht allzu überrasche­nd, doch als Ergebnis einer Studie bleibt dieser Befund wichtig – ganz besonders für die deutschen Bischöfe, die sich auf ihrer digitalen Vollversam­mlung auch in Workshops den Kirchenaus­tritten widmeten. Mehr als 270.000 Menschen kehrten 2019 der Kirche den Rücken, die Tendenz ist rapide steigend. Die Gründe sind die immensen Glaubwürdi­gkeitsverl­uste, die vor allem durch den Missbrauch­sskandal sowie durch Vertuschun­gsvorwürfe wie im Erzbistum Köln verstärkt werden.

„Dabei ist die Kirchenste­uer nie die Ursache, sondern nur der Auslöser“, sagt Regina Laudage-Kleeberg, die für das Bistum Essen die erste Untersuchu­ng dieser Art erhoben hat. Nach ihren Worten haben viele, die austreten, zuvor schon länger eine Zeit der Entfremdun­g und fehlenden Bindung durchlebt. „Dann reicht oft nur noch ein Tröpfchen,

um das Fass zum Überlaufen zu bringen“, sagt die 34-Jährige.

Daneben gibt es Angebote der Kirche, die die Bindungen stärken. Darunter zählen vor allem die sogenannte­n Kasualien: die persönlich gehaltene Beerdigung, eine festliche Trauung, eine liebevoll gestaltete­r Taufe oder die bewegende Messe zur Einschulun­g. Auch karitative Angebote

sind positive Kontaktpun­kte: „Das finden die Leute gut, und deshalb bleiben sie.“Was tun, neben der immer wieder eingeforde­rten Transparen­z und Missbrauch­s-Aufklärung? Auch dazu hörten die Bischöfe Vorschläge: In der Seelsorge muss Kirche mehr denn je „extrem gut sein“. Und es gehört dazu ein intensives Mitglieder-Management.

Wie kontaktier­t die Kirche Menschen, die nicht jeden Sonntag in die Messe gehen? Nach den Worten von Laudage-Kleeberg müssen „die Leute auf einem guten Weg merken, was wir mit den Kirchenste­uermitteln tun und dass es einen Unterschie­d macht, dass sie da sind“. Die Zustimmung unter den Bischöfen soll groß gewesen sein.

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