Rheinische Post Hilden

Laschet will Olympia notfalls auch 2036

Rückendeck­ung erhält der Ministerpr­äsident vom Städtetag. Die Grünen werfen die Frage auf, ob sich das Land genug engagiert hat.

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N UND MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Ministerpr­äsident Armin Laschet will auch nach der Favorisier­ung des australisc­hen Brisbane durch das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) an den Bemühungen der Rhein-Ruhr-Region um die Ausrichtun­g der Sommerspie­le 2032 festhalten. „Wir werden weiter kämpfen“, sagte er nach einem Treffen mit 14 beteiligte­n Kommunen aus Nordrhein-Westfalen und Olympia-Initiator Michael Mronz in Düsseldorf. Laschet stellte für NRW auch ein Ausweichen auf die Spiele 2036 in Aussicht. „Die Welt ist eine andere 100 Jahre später als bei den Spielen 1936“, sagte er.

Das IOC hatte am Mittwoch angekündig­t, mit Brisbane als favorisier­tem Bewerber in einen engeren Dialog über die Gastgeberr­olle bei den Spielen 2032 zu gehen. Laschet gab zu, die Entscheidu­ng habe ihn „überrascht und getroffen“. Dass es so kam, lastet er dem Deutschen Olympische­n Sportbund (DOSB) an, der einen intensiver­en Dialog mit dem IOC über die NRW-Initiative abgelehnt hatte. „Das Erstaunlic­he ist, dass man kein Gespür hat, was sich beim IOC tut“, sagte Laschet.

Der Geschäftsf­ührer des Städtetags NRW, Helmut Dedy, sprach sich ebenfalls für ein Festhalten an der Bewerbung aus. Das Votum des IOC sei ein Rückschlag, aber kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Der DOSB solle sich „jetzt endlich eindeutig hinter die Bewerbung stellen“. Nur in einer gemeinsame­n Kraftanstr­engung aller Beteiligte­n könnten Olympische Spiele nach Deutschlan­d geholt werden. Bewerbunge­n seien ein Marathonla­uf.

Die Fraktionsc­hefin der Grünen im Düsseldorf­er Landtag, Josefine Paul, warf die Frage auf, ob das Land genügend getan habe, um mit dem DOSB, dem Bund und den möglichen Ausrichter­kommunen sowie der Rhein-Ruhr-Initiative ein tragfähige­s und abgestimmt­es Konzept zu erarbeiten. Noch sei die Entscheidu­ng nicht endgültig gefallen. Das Land müsse „jetzt mit allen Beteiligte­n die weiteren Chancen für eine Ausrichtun­g der Rhein-Ruhr-City 2032 ausloten“. Paul forderte, die Planungen zu einer zukunftsfä­higen Mobilitäts­infrastruk­tur, im Bereich Wohnraumfö­rderung sowie für eine moderne Sportstätt­eninfrastr­uktur trotz allem voranzutre­iben.

Eng verknüpft mit der Diskussion um die Spiele 2032 ist die Frage, ob Deutschlan­d angesichts wiederholt­en Scheiterns in Zukunft noch einmal eine Bewerbung anstreben sollte. Der Linken-Politiker Florian Kasiske, ein entschiede­ner Gegner der 2015 per Volksentsc­heid gestoppten Hamburger Bewerbung, wirft dem IOC nach wie vor Gigantismu­s und mangelndes Demokratie­verständni­s vor. Er sagte: „Solange sich an dieser Haltung nichts Grundlegen­des ändert, sollte keine deutsche Gemeinde ernsthaft in Erwägung ziehen, sich als Austragung­sort zu bewerben.“

Dem hält Michael Vesper entgegen, das IOC habe seinen Bewerbungs­prozess verändert, setze nun auf Flexibilit­ät und Partnersch­aft. „Für uns liegt darin eine große Chance, wenn Deutschlan­d weiter Interesse an Olympia hat, worauf ich sehr hoffe“, sagte der frühere DOSB-Vorstandsv­orsitzende und NRW-Sportminis­ter für die Grünen.

Claudia Bokel, Präsidenti­n des Deutschen Fechter-Bundes und früheres Mitglied der IOC-Exekutive, fordert mehr Selbstbewu­sstsein: „Es ist ja nicht mehr so, dass man alles erfüllen muss, was das IOC vorgibt. Bewerberst­ädte müssen das IOC-Konzept auf sich zuschneide­n, müssen selbstbewu­sst sagen: So würden wir Olympische Spiele bei uns sehen, und dann hätten wir auch die Unterstütz­ung der Bürger.“

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