Impfpflicht nein, Impfdruck ja
Es ist vernünftig, dass die EU sich darauf geeinigt hat, im frühen Sommer einen digitalen Impfpass einzuführen. Diese App wird uns helfen, langsam den Weg in die Normalität zurückzufinden. Sie wird es den Reisekonzernen erleichtern, Flüge im Sommer durchzuführen, indem beim Check-in einfach geprüft wird, ob der Betroffene Bürger nun geimpft ist oder wenigstens ein negatives Testergebnis in die Impfpass-App hat eintragen lassen (oder es auf Papier zeigt). Gleichzeitig wird der digitale Impfpass Deutschland und Europa helfen, sich ehrlicher zu machen. Eine harte Impfpflicht wird es zwar nicht geben, weil Politik und Gesellschaft vor einem solchen Schritt zurückschrecken. Solange es nicht genug Impfstoff gibt, wäre sie sowieso unsinnig.
Aber ein gewisses Drängen, sich doch besser im eigenen und im allgemeinen Interesse impfen zu lassen, sollte es schon geben. Ab dem Sommer werden immer mehr Museen, Kinos, Restaurants und Hotels nur noch Gäste einlassen, die sich haben immunisieren lassen, auch in Deutschland. Manche Arbeitgeber denken darüber nach, interne Treffen in geschlossenen Räumen nur noch mit den Kollegen und Kolleginnen zu machen, die auch geimpft wurden – die anderen können sich ja dazuschalten.
Natürlich wäre es schöner, wenn wir die Pandemie ganz ohne Einschränkungen überwinden können. Aber gemessen daran, dass Hunderttausende Existenzen bedroht sind und dass wir alle seit vielen Wochen kein Restaurant, keine Gaststätte, kein Kino, kein Museum besuchen können, wäre es ein harmloser Eingriff, wenn notorische Impfverweigerer eine gewisse Zeit lang eben einige Vorteile weniger hätten. Niemand sollte sie zum Impfen zwingen, aber die anderen sollten auch nicht gezwungen werden, neben ihnen eng in einem Restaurant sitzen zu müssen.
BERICHT GEDRUCKTE FREIHEIT, POLITIK