Rheinische Post Hilden

Ex-Düsseldorf­er Timo Furuholm wird jetzt Politiker in Finnland

- VON BERND JOLITZ

Bei Instagram heißt er schlicht „fahrradhel­m“. Auf Deutsch – obwohl er sich erst ab seinem 25. Lebensjahr intensiver mit dieser Sprache befassen musste. Dann, im Januar 2012, wechselte Timo Furuholm nämlich von Inter Turku zu Fortuna Düsseldorf, um sein sportliche­s Glück im deutschen Profifußba­ll zu finden. Er fand es nicht wirklich und ist den Fortuna-Fans wegen einer ganz besonderen Szene dennoch in bester Erinnerung geblieben. Jetzt allerdings will der 33-Jährige auf einem ganz anderen Sektor Karriere machen: Er kandidiert bei den Kommunalwa­hlen in seiner Wahlheimat­stadt Turku.

Furuholm sollte als Winterzuga­ng in der Saison 2011/12 den entscheide­nden Push in Sachen Bundesliga-Aufstieg bringen. Und der Einstieg des finnischen Nationalst­ürmers war in der Tat vielverspr­echend: Der Mann mit dem schütteren Haarschopf erzielte beim Turnier um den Stadtwerke Wintercup den Siegtreffe­r im Finale gegen Borussia Mönchengla­dbach und schoss anschließe­nd während der Übungseinh­eiten im Trainingsl­ager von Marbella alles in Grund und Boden.

Doch in der Zweitliga-Rückrunde wollte es nicht mehr so richtig klappen. Furuholm fand nie zu seiner Form der Vorbereitu­ng, konnte die etablierte­n Angreifer Ranisav Jovanovic und Thomas Bröker nicht verdrängen. Ein großes Highlight jedoch hatte der Mann aus Pori noch im Gepäck. Im hochemotio­nalen Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt, deren damaliger Trainer Armin Veh sich in Düsseldorf mit seinen Verbalatta­cken gegen die angebliche­n „Schwalbenk­önige“der Fortuna extrem unbeliebt gemacht hatte, sorgte er für ein ganz wichtiges Tor.

Es lief an jenem 14. Februar 2012 bereits die Nachspielz­eit in der Arena, und der große Aufstiegsk­onkurrent Eintracht führte mit 1:0. Bei einem der letzten Angriffe stürmte Timo Furuholm in den Strafraum und kam bei einer Attacke des Frankfurte­rs Bamba Anderson zu Fall.

Schiedsric­hter Felix Brych entschied auf Foulelfmet­er – und Jens Langeneke verwandelt­e zum 1:1-Endstand. Es war ein wichtiger Meilenstei­n zum späteren Aufstieg, und das hitzige Wortgefech­t zwischen Sascha Rösler und Armin Veh – für beide mit Platzverwe­isen geahndet – ist legendär.

Furuholms Stern dagegen ging nicht wirklich auf. Ein knappes Jahr später demonstrie­rte ihm das Trainer Norbert Meier noch einmal drastisch, indem er den Finnen sich bei einem Testspiel 45 Minuten lang aufwärmen ließ – ihn dann aber als einziges Kadermitgl­ied nicht einwechsel­te. Also zog der Nationalst­ürmer weiter, kickte noch vier Jahre für den Drittligis­ten Hallescher FC, ehe er 2017 zu Inter Turku zurückkehr­te. Düsseldorf behielt er dennoch in guter Erinnerung: „Ein exzellente­s Stadion, ganz tolle Fans, es ist ein Traum, hier zu spielen“, sagte er damals unserer Redaktion.

Jetzt schlägt der Ex-Fortune ein ganz neues Kapitel auf. Bei den Kommunalwa­hlen in Turku, mit knapp 200.000 Einwohnern die sechstgröß­te Stadt Finnlands, kandidiert er für die linke Allianz. Sein Schwerpunk­t: ökologisch­e Nachhaltig­keit und mehr Rechte für Kinder und Jugendlich­e.

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FOTO: IMAGO/REVIERFOTO 2012: Bamba Anderson (re.) legt Timo Furuholm.

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