Bevorzugte Lebensräume der Zecke sind feuchte Gebiete wie Auwälder und Moore sowie Laubwälder
oder den Menschen zu übertragen. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurde das Virus auch in Auwaldzecken nachgewiesen. FSME kann in seltenen Fällen zu einer Gehirnhautentzündung und zu einer Schädigung des Rückenmarks führen. Menschliches Blut steht zwar kaum auf dem Speiseplan der Buntzecken. Bei einem Biss kann aber auch das durch Rickettsien-Bakterien ausgelöste, für Menschen nicht ungefährliche Fleckfieber übertragen werden.
Dass die Auwaldzecke sich überhaupt hierzulande verbreiten konnte, liegt laut einer Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover an den Folgen der Klimaerwärmung. Kommt die Winterzecke doch ursprünglich aus Ungarn, Österreich und Norditalien und trat von dort aus ihre Reise in nördlichere Gefilde an. Anfang der 2000er-Jahre wurden erste Exemplare in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt gefunden, mittlerweile tritt die Zecke mit dem lateinischen Namen Dermacentor reticulatus überall in Deutschland auf. Bevorzugte Lebensräume sind feuchte Gebiete wie Auwälder und Moore sowie Laubwälder. Durch die milderen Winter finden die Tiere genug Nahrung, um zu überleben und sich zu vermehren.
Mit etwa fünf Millimeter Größe ist die Auwaldzecke ein Winzling, kann aber vollgesaugt auf bis zu 16 Millimeter anschwellen. Ihr Körper ist weiß-braun marmoriert, und sie krabbelt auf der Suche nach Beute gerne auf dem Boden herum, während andere Zeckenarten wie beispielsweise der Holzbock lieber Pflanzen und Gräser erklettern und sich auf ihr Opfer fallen lassen. Vor allem Haustiere wie Hunde und Pferde, aber auch Schafe und Rinder sowie Waldtiere wie Rehe und Wildschweine werden von der Auwaldzecke
gebissen, Menschen sind seltener betroffen.
2019 wurden bundesweit 444 FSME-Erkrankungen übermittelt. „Die jährliche Fallzahl seit 2001 schwankt stark zwischen einem Minimum von 195 (2012) und einem Maximum von 584 (2018)“, schreibt das RKI. Gegen FSME gibt es eine Impfung, gegen die Borreliose nicht. Der Zeitraum der Zeckenaktivität hat sich in den vergangenen 20 Jahren laut den Forschern um zwei Wochen nach vorne und nach hinten verschoben. Weil für FSME eine Meldepflicht gilt, empfehlen die Experten allen Ärzten, diese erweiterten Zeiträume auch zu berücksichtigen.
Der Anteil der FSME-Fälle, der auf die Auwaldzecke zurückzuführen ist, ist bislang jedoch verschwindend gering. Von den bei einer Sammlung der Tierärztlichen Hochschule in Hannover eingesandten Auwaldzecken hatten nur 0,36 Prozent einen Menschen gestochen. Deutlich gefährdeter sind Haustiere, speziell Hunde. So ist die
Auwaldzecke Überträger der Hundebabesiose, der sogenannten Hunde-Malaria. Befallene Tiere bekommen hohes Fieber und sterben oft schnell, weil die Krankheit die roten Blutkörperchen zerstört.
Die Erkenntnisse machten deutlich, dass Hunde- und Katzenhalter beim Zeckenschutz umdenken müssten, mahnt der Bundesverband für Tiergesundheit. Der Zeckenschutz müsse aufs ganze Jahr ausgeweitet werden. Eine Forsa-Umfrage habe allerdings ergeben, dass jeder dritte Hund unzureichend gegen Zecken geschützt sei.
Abhilfe schaffen zum Beispiel spezielle Halsbänder oder Tinkturen, zudem sollte man das Fell des Tieres absuchen, wenn es durch Gras oder Unterholz gelaufen ist. Das gilt im Übrigen auch für Menschen, wenn man sich im Grünen bewegt hat. Entdeckt man eine Zecke am Körper und entfernt sie richtig und rechtzeitig, ist eine Krankheitsübertragung eher unwahrscheinlich. Ansonsten hilft bei Spaziergängen vorbeugend die richtige Kleidung – also feste Schuhe, lange Hosen und Ärmel. Im Winter sollte die Auwaldzecke damit eher wenig Angriffsfläche finden.