„Microsoft-Experte“war ein Betrüger
Immer öfter werden Computer-Nutzer von angeblichen Mitarbeitern des Software-Riesen angerufen, weil sie einen infizierten Rechner hätten. Auch der Haaner Sven Kübler wäre solchen Gaunern fast auf den Leim gegangen.
HAAN Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang seriös und gut informiert. Sven Kübler hatte keinen Grund, ihr zu misstrauen: „Hier ist die Firma Microsoft“, meldete sich ein Mann: „Wir haben festgestellt, dass Ihr Computer infiziert ist und würden Ihnen gerne helfen.“
„Das kann ja jeder behaupten“, dachte sich Kübler und ging instinktiv sofort auf Distanz. Der Haaner – vielen bekannt als Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt (Agnu) – ist schließlich weder leichtgläubig noch ahnungslos, was moderne Technik angeht.
Der angebliche IT-Experte des Software-Riesen am anderen Ende der Telefonleitung ließ jedoch nicht locker und klang dabei ausgesprochen glaubwürdig: „Der hat mir ein Fenster mit einer Nummer auf meinen Bildschirm geschickt und sie mir dann vorgelesen als Beleg dafür, dass Microsoft meinen Rechner sozusagen lesen könne“, berichtet Kübler, der anfangs beeindruckt war. Erst als der Anrufer beharrte, der Haaner solle elektronisch bestätigen, dass sich der Mitarbeiter auf sein Gerät schalten könne, wurde es ihm zu viel, und er legte auf.
„Da hat er noch mal Glück gehabt“, sagt Ulrich Löhe. Der Sprecher der Kreispolizei Mettmann wird immer wieder mit dieser Betrugsmasche konfrontiert: „Es geht den Tätern ausschließlich darum, die Freigabe für das jeweilige Gerät zu bekommen“, sagt er, „dann greifen sie die Daten ab bis hin zu Bankverbindungen und anderen privaten Informationen.“Die Täter sprächen ihre Opfer teils sogar gezielt zunächst auf Englisch an, um glaubwürdiger zu wirken, sagt der Hauptkommissar.
Bei der Verbraucherzentrale Deutschland beobachtet man seit Anfang vergangenen Jahres eine neue Variante solcher Anrufe: „Seit Microsoft am 14. Januar 2020 den
Support für Windows 7 beendet hat, behaupten die Betrüger am Telefon oft, das Betriebssystem vor Schäden schützen oder beim Umstieg auf neuere Windows-Versionen helfen zu wollen“, berichtet ein Sprecher. Eines sei dabei jedoch immer gleich: „Die falschen Support-Mitarbeiter versuchen, ihre Opfer am Telefon zu überreden, unter ihrer Anleitung bestimmte Schritte am PC auszuführen“– um auf den Rechner zu gelangen.
Was sagt Microsoft dazu? Das Unternehmen
führt nach eigenen Angaben keine unaufgeforderten Telefonanrufe durch, um schadhafte Geräte zu reparieren. Selbst auf offizielle Support-Anfragen erfolgten Hilfestellungen fast ausschließlich per E-Mail, heißt es.
Die Verbraucherzentrale warnt in diesem Zusammenhang: „Haben Sie bereits mit einem falschen Microsoft-Mitarbeiter gesprochen, trennen Sie Ihren PC vom Netz und ändern Sie Ihre Passwörter!“
Damit es gar nicht erst soweit kommt, rät Ulrich Löhe: „Werden Sie von einem angeblichen Microsoft-Mitarbeiter angerufen, beenden Sie das Gespräch sofort.“
Sven Kübler hat sich inzwischen seine eigene Taktik zurechtgelegt – denn er wird immer noch im Abstand von etwa 14 Tagen angerufen: „Ich sage einfach ,Warten Sie bitte einen Moment, ich schalte nur schnell die Aufzeichnung für die Polizei ein’ – dann dauert es nur Sekunden, bevor am anderen Ende aufgelegt wird.“