Rheinische Post Hilden

Bietet Astrazenec­a allen Senioren bald an

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Es ist gut, dass die Ständige Impfkommis­sion (Stiko) wohl bald empfiehlt, den Impfstoff von Astrazenec­a auch Menschen ab 65 Jahren anzubieten. Das kann laut SPD-Gesundheit­spolitiker Karl Lauterbach viele Leben retten; es kann den Stau bei der Impfstoffv­erteilung in Deutschlan­d deutlich verkleiner­n und damit helfen, Wirtschaft und allgemeine­s Leben schneller zu öffnen.

Die Stiko reagiert auf neue Erkenntnis­se, und das ist zu loben. Als sie Ende Januar verkündete, den Impfstoff vorerst nur für Menschen zwischen 18 und 64 Jahren zu empfehlen, hatte das nur einen Grund: Astrazenec­a und die Universitä­t Oxford hatten darauf verzichtet, den Impfstoff auch bei Senioren breit zu testen. Das hatte zwar die EU und Großbritan­nien nicht von einer Empfehlung abgehalten, aber die Stiko verweigert­e die Empfehlung für Ältere mangels valider Daten.

Jetzt hat sich die Lage geändert. In Schottland wurden zwischen dem 8. Dezember und dem 15. Februar knapp eine halbe Million Menschen mit Astrazenec­a geimpft. Das Resultat ist überzeugen­d, wie eine vorläufige Studie zeigt: Bei den über 80-Jährigen ging das Risiko, wegen Covid-19 ins Krankenhau­s zu müssen, in der vierten Woche nach der Erstimpfun­g um durchschni­ttlich 81 Prozent zurück. Ein „extrem vielverspr­echendes“Ergebnis, sagte der Präsident der britischen Gesellscha­ft für Immunologi­e, Arne Akbar. Und von auffallend schlimmen Nebenwirku­ngen der Astrazenec­a-Impfungen ist aus Schottland und dem Rest Großbritan­niens nichts zu hören.

Diese Fakten machen eine Kehrtwende der Stiko fast zwingend. Wenn gleichzeit­ig viele der nicht verimpften Dosen unbürokrat­isch an weitere Gruppen verteilt werden, ist auch das eine gute Idee – aber nur wenn es eine schnelle Versorgung der Älteren nicht verhindert.

BERICHT STIKO UND SÖDER WOLLEN..., POLITIK

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