Politik kritisiert Maskenpflicht im Freien
In einigen Kölner Parks und am Düsseldorfer Rheinufer muss man am Wochenende eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. CDU und FDP kritisieren das. Die Grünen wollen Straßen für Autos sperren, um die Lage zu entzerren.
DÜSSELDORF Mit Blick auf den bevorstehenden Frühling und die wieder steigenden Infektionszahlen warnen Experten und Behörden vor mit Spaziergängern und Hobbysportlern überfüllten Parks. „Dort wo es zu voll wird, werden die Städte die Konsequenzen ziehen. Die Maskenpflicht gilt dann für alle, egal ob sie spazieren, joggen oder mit dem Fahrrad unterwegs sind“, sagte der Präsident des Städte- und Gemeindebundes NRW, Roland Schäfer, unserer Redaktion. Auch temporäre Einschränkungen könnten eine Maßnahme sein. „Es hat sich durchaus bewährt, Maßnahmen auf bestimmte Uhrzeiten zu begrenzen, in denen viele unterwegs sind“, betonte der Chef des kommunalen Spitzenverbandes.
Nach zuletzt großem Ansturm auf Ausflugsziele haben NRW-Städte am Wochenende härter durchgegriffen. So führte die Stadt Köln in mehreren Parks zu „Rush-Hour-Zeiten“eine Maskenpflicht ein. Freitags, samstags, sonntags und an Feiertagen dürfen die Grünanlagen von zehn bis 22 Uhr nur mit entsprechender Maske betreten werden – das gilt auch für Jogger.
In Düsseldorf wurde am Wochenende ein Verweilverbot entlang des Rheinufers strikt kontrolliert. In den meisten Fällen blieb es bei Belehrungen; die Betroffenen hätten sich einsichtig gezeigt, berichtete ein Stadtsprecher. Zudem wurden einige Bußgeldverfahren wegen Verstößen gegen die Maskenpflicht eingeleitet. Laut Verweilverbot dürfen die Menschen in Bereichen der Düsseldorfer Altstadt und dem nahen Rheinufer bis 14. März an den Wochenenden fast den ganzen Tag über nicht stehen bleiben, sich nicht hinsetzen oder auf eine Wiese legen. Zudem gilt Maskenpflicht für Spaziergänger und Jogger. Auch in Hamburg gilt jetzt Maskenpflicht für Jogger auf beliebten Laufstrecken.
Jogger haben Experten zufolge je nach Lauftempo und Trainingsstand eine tiefere In- und Exspiration (Einund Ausatmung) als Spaziergänger. Messungen haben ergeben, dass die Tröpfchenlast, die sie in die Umgebung ausatmen, um ein Vielfaches größer ist. Sofern die Jogger infiziert und in der sogenannten präsymptomatischen Phase (also bereits für andere ansteckend, aber noch nicht selbst mit Symptomen erkrankt) sind, können sie möglicherweise infektiöse Aerosole an die Umwelt abgeben.
Mehrdad Mostofizadeh, gesundheitspolitischer Sprecher der Grünen in NRW, erklärte: „Auch für Joggerinnen und Jogger gilt der Grundsatz: Abstand halten. Empfehlenswert ist hier ein größerer Abstand als die gängigen 1,5 Meter und das Ausweichen auf weniger frequentierte Wege.“Zudem könnten zur weiteren Entzerrung zusätzlich Nebenstraßen, Parkplätze und andere Bereiche für den Autoverkehr zeitweise gesperrt werden, so Mehrdad Mostofizadeh. „Nicht das Joggen ist das Problem, sondern Engstellen im öffentlichen Raum“, sagte der Grünen-Politiker.
Die CDU-Landtagsfraktion ist gegen eine grundsätzliche Maskenpflicht in öffentlichen Grünanlagen – ähnlich wie in Köln „Ich halte von einer generellen Maskenpflicht in Parks nichts. Die Menschen müssen auch mal frei durchatmen können – ob beim Spazieren, Radfahren oder Joggen“, sagte CDU-Gesundheitsexperte Peter Preuß. „Außerdem müssten wir fairerweise Parks sonst bei Überfüllung auch für Spaziergänger
schließen, dafür am Ende Quadratmeter-Regelungen pro Besucher und eine Überwachung einführen – das geht mir deutlich zu weit“, so Preuß weiter.
Ähnlich sieht man es bei der FDP. Über die der Corona-Schutzverordnung hinausgehende Regeln für einzelne Gebiete wie Parks müssten treffsicher und verhältnismäßig sein, so Henning Höne, Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Landtagsfraktion. „Eine Maßnahme, mit der einzelne Gruppen wie Jogger mit Sonderregeln belegt werden, schadet hingegen der Akzeptanz“, so Höne. Auch die SPD hält nichts von Einschränkungen für Jogger: „Erst recht, da Joggen aktuell eine der wenigen Sportbetätigungen ist, die man überhaupt machen kann“, sagte die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Lisa-Kristin Kapteinat.
Auch beim Deutschen Städtetag hält man nichts von einem Verbot für Hobbyläufer. „Ein Joggingverbot ist Unfug. Gerichtsfest wird es kaum zu definieren sein“, sagte Helmut Dedy, Geschäftsführer des Städtetages NRW. Etwas Anderes sei es, wenn in bestimmten Stadt-Bereichen, in denen Abstände nicht eingehalten werden könnten, eine allgemeine Maskenpflicht vorgeschrieben werde. „Damit haben die Städte schon in den Fußgängerzonen in der Vergangenheit gute Erfahrungen machen können“, so Dedy.
Parteien und kommunale Spitzenverbände haben Verständins dafür, dass die Menschen bei schönem Wetter nach draußen strömen. „Sie wollen Sport treiben und sich bewegen. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, soweit Abstand gehalten werden kann“, sagte Roland Schäfer. „Solange es kein Gedränge gibt, bleibt das Ansteckungsrisiko an der frischen Luft minimal“, betonte der Präsident des Städte- und Gemeindebundes.