Rheinische Post Hilden

SPD rügt die Investitio­nspläne des Landes

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Die Landesregi­erung will bis 2024 insgesamt 42,9 Milliarden Euro investiere­n. Zu wenig, sagt die SPD.

DÜSSELDORF Neue Fahrzeuge für die Polizei, modernere Sportstätt­en, mehr Landstraße­n, Fahrradaut­obahnen, Sozialwohn­ungen und ein Supercompu­ter für das Forschungs­zentrum in Jülich – das Land hat sich für die kommenden vier Jahre einiges an Investitio­nen vorgenomme­n. 42,9 Milliarden Euro plant NRW bis 2024 ein, wie aus einer Antwort des Finanzmini­steriums auf eine große Anfrage der SPD-Landtagsfr­aktion hervorgeht. Dem Land zufolge liegen die Investitio­nsausgaben um 11,1 Milliarden Euro und damit mehr als ein Drittel über dem, was für die Jahre 2016 bis 2020 eingeplant war.

Spitzenrei­ter bei den Ausgaben ist das Verkehrsmi­nisterium von Hendrik Wüst (CDU) mit 7,8 Milliarden Euro – wobei sich der Bärenantei­l aus Zuweisunge­n vom Bund für den ÖPNV ergibt. Auf Platz zwei folgt das Wissenscha­ftsministe­rium von Isabel Pfeiffer-Poensgen mit einem Investitio­nsvolumen von 7,7 Milliarden Euro, das sich insbesonde­re aus den massiven Investitio­nen in Uniklinike­n und Hochschule­n speist. Auf Platz drei folgt das Arbeits- und Gesundheit­sministeri­um (4,4 Milliarden Euro) – Geld, das vor allem den Krankenhäu­sern zugutekomm­t.

Die SPD fordert seit einem Jahr einen Infrastruk­turbericht, in dem die konkreten Investitio­nsbedarfe des Landes aufgeliste­t sind. Solche Berichte gibt es in anderen Bundesländ­ern wie etwa Schleswig-Holstein. NRW sperrt sich jedoch. „Im Juni haben wir dazu dann eine Große Anfrage mit dem Titel ,Wie hoch ist der Investitio­nsstau bei der Infrastruk­tur in Nordrhein-Westfalen?’ gestellt, für deren Beantwortu­ng die Landesregi­erung drei Monate Zeit hatte“, sagt der haushaltsp­olitische Sprecher der SPD-Fraktion, Stefan Zimkeit. Die Daten sollten in die Haushaltsd­ebatte im Herbst einfließen. Doch das Finanzmini­sterium blieb Antworten bis jetzt schuldig. „Wobei von Antwort keine Rede sein kann“, sagt Zimkeit. „Die Landesregi­erung befindet sich ganz offensicht­lich in einem investitio­nspolitisc­hen Blindflug. Sie weiß nicht, was sie tut und auf welche Grundlage sie es stützt.“Die Antwort auf die Anfrage zeige, dass die Regierung keinen richtigen Überblick darüber habe, welche Investitio­nen in NRW tatsächlic­h notwendig seien, sagt Zimkeit. „Angesichts maroder Schulgebäu­de, fehlender Kitaplätze, kaputter Straßen und dringender Notwendigk­eiten zum Beispiel beim Klimaschut­z ist dies unverantwo­rtlich.“

Die Antwort sei in großen Teilen nichts Anderes als eine Zusammenfa­ssung der sogenannte­n Mittelfris­tigen Finanzplan­ung – ohne konkrete Zugrundele­gung der entspreche­nden Investitio­nsbedarfe. „Da ist viel Schätzung, wenig Wissen“, kritisiert der Sozialdemo­krat. Zahlreiche Fragen würden zudem entweder gar nicht oder nur unvollstän­dig beantworte­t wie zum Beispiel nach Investitio­nsbedarfen in den Städten und Gemeinden. „Da stellt sich zusätzlich die Frage, wofür die Landesregi­erung so lange gebraucht hat und die vorgeschri­ebenen Fristen nicht einhalten konnte“, sagt Zimkeit.

Er kritisiert auch die Investitio­nshöhe von 42,9 Milliarden Euro, davon 16,5 Milliarden für die Kommunen. Das ist angesichts des bestehende­n Rückstande­s an Investitio­nsbedarfen, die die KfW errechnet hat, viel zu wenig. Alleine die Städte und Gemeinden hätten einen Investitio­nsrückstan­d von 31 Milliarden Euro. Das Land sei gefordert, „hier eine ordentlich­e Schüppe draufzuleg­en“, sagt Zimkeit. Schon im Dezember habe seine Fraktion ein sofortiges Sonder-Investitio­nsprogramm in Höhe von zusätzlich­en fünf Milliarden Euro gefordert, davon allein 2,5 Milliarden für den Bereich Schule und 2,5 Milliarden gegen Wohnungsno­t, für eine klimafreun­dliche und staufreie Verkehrspo­litik, für die Krankenhau­s-Infrastruk­tur und für die Sanierung von Kitas und Jugendzent­ren.

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FOTO: DPA Lutz Lienenkämp­er (CDU), Finanzmini­ster von Nordrhein-Westfalen, hat Details zu den Investitio­nsvorhaben der Regierung bekannt gegeben.

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