Stiko und Söder wollen Impfreihenfolge lockern
DÜSSELDORF Auch weil mehr als eine Million Dosen des Impfstoffs von Astrazeneca ungenutzt lagern, soll die Verteilung nun deutlich verbreitert werden. Dies forderten am Wochenenden SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach (SPD), Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Söder sagte der „Bild am Sonntag“: „Bevor er liegen bleibt: impfen wer will. Es darf keine Dose von Astrazeneca übrig bleiben. Denn jeder Geimpfte schützt sich und andere.“
Lauterbach drängt vorrangig darauf, dass der Impfstoff auch Bürgern angeboten wird, die älter als 64 Jahre sind. Weil sich eine dritte Corona-Welle abzeichne, müssten so viele Senioren so schnell wie möglich immunisiert werden, um ihr Leben zu retten. Erfahrungen speziell aus Schottland würden zeigen, dass bereits eine Spritze mit Astrazeneca reiche, um das Risiko eines Krankheitsaufenthaltes um 80 Prozent zu senken. Die Schutzwirkung sei identisch zu Biontech. Lauterbach zu unserer Redaktion: „Ich bin mir ganz sicher, dass bei den über 65-Jährigen kein Astra-Impfstoff liegen bliebe, da diese Menschen auf die Impfung sehnlichst warten.“
Wegen der Erfahrungen aus anderen Gegenden deutet Thomas Mertens, Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko), an, die Stiko werde bald empfehlen, Astrazenca auch an Bürger ab 65 Jahren zu verteilen. Es sei „schlecht gelaufen“, dass die Stiko anfangs keine solche Empfehlung gegeben hatte, weil es zu dem Zeitpunkt keine ausreichenden Daten zur Wirksamkeit des Impfstoffs bei älteren Menschen gegeben habe. „Wir haben nie den Impfstoff kritisiert. Wir haben nur kritisiert, dass die Datenlage für die Altersgruppe über 65 nicht gut oder nicht ausreichend war“, so Mertens.
„Bevor er liegen bleibt: impfen wer will“
Markus Söder (CSU) Bayerns Ministerpräsident