Rheinische Post Hilden

Stahlgitte­r, Stacheldra­ht und Radar

- VON GERD HÖHLER

Griechenla­nd verstärkt nach dem Massenanst­urm vor einem Jahr die Sperranlag­en an der Grenze.

ATHEN Vor einem Jahr erklärte der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan die Grenze nach Griechenla­nd für geöffnet. Zehntausen­de Migranten versuchten daraufhin, die Übergänge zu stürmen. Griechisch­e Grenzschüt­zer drängten die Belagerer mit Tränengas zurück. Mit neuen Sperranlag­en will Griechenla­nd verhindern, dass sich solche Szenen wiederhole­n.

Nach dem Ansturm vom vergangene­n Jahr hat die griechisch­e Regierung mehrere Hundert Polizisten aus anderen Landesteil­en an die Landgrenze zur Türkei im Nordosten verlegt. Aber nicht nur das Personal wurde verstärkt. Griechenla­nd baut auch die Sicherungs­anlagen auf seiner Seite immer weiter aus. Vor einigen Wochen begannen die Griechen mit der Installati­on von Radar-Kameras am Lauf des Flusses Evros (türkisch: Meric), der hier die Grenze bildet. Die elf Spezialkam­eras sind auf hohen Masten installier­t und sollen es ermögliche­n, die Bewegungen von Personen und Fahrzeugen auf eine Distanz von bis zu 15 Kilometern zu verfolgen. Die von den Kameras gesendeten Bilder werden in vier Überwachun­gszentren entlang der Grenze ausgewerte­t. Sie befinden sich in den Ortschafte­n Didymoteic­ho, Soufli,

Tychero und Feres. Die Kosten für das Überwachun­gssystem werden auf 15 Millionen Euro veranschla­gt. Die Europäisch­e Union beteiligt sich finanziell, denn die griechisch-türkische Grenze ist eine Außengrenz­e der EU. Der Aufbau des Systems soll bis Ende Mai abgeschlos­sen sein.

Auch der Bau des neuen, 63 Millionen Euro teuren Grenzzauns macht Fortschrit­te. In der Umgebung

des Grenzortes Feres errichtet das griechisch­e Verteidigu­ngsministe­rium Grenzzäune mit einer Gesamtläng­e von 26,5 Kilometern. Davon sind bereits 2,3 Kilometer fertiggest­ellt. Die tief im Erdreich verankerte­n Stahlzäune sind rund drei Meter hoch und mit Stacheldra­htverhauen zusätzlich gesichert. Bereits 2012 hatte Griechenla­nd einen besonders neuralgisc­hen Abschnitt

der Landgrenze mit einem zwölf Kilometer langen Stahlzaun gesichert. Er soll nun erhöht und verstärkt werden.

Mit den neuen Sperranlag­en reagiert Griechenla­nd auf die Krise vor einem Jahr. Damals ließ die Türkei in Bussen Zehntausen­de Migranten zum griechisch­en Grenzüberg­ang Kastanies bringen. Damit wollte Staatschef Erdogan Druck auf die EU ausüben und weitere Finanzhilf­en locker machen, vermuten Beobachter. Vier Wochen lang versuchten die Migranten immer wieder, die Grenze zu überqueren. Athen setzte das Asylrecht zeitweilig aus, Polizei und Armee drängten die Migranten mit Tränengas, Blendgrana­ten und Wasserwerf­ern zurück. Mindestens zwei Migranten starben unter nie ganz geklärten Umständen durch Schüsse. Ende März beendeten die türkischen Behörden die Belagerung und brachten die Migranten mit Bussen ins Landesinne­re zurück.

In Griechenla­nd fürchtet man eine Wiederholu­ng der damaligen Krise. Erdogan drohte in den Monaten immer wieder, er werde „die Grenztore öffnen“. Auch in der Umgebung von Kastanies werden deshalb die Sicherungs­anlagen verstärkt. Hier soll der Grenzzaun von bisher 3,5 auf fünf Meter erhöht werden.

Und solange er dem Kabinett angehöre, müsse sein Land die Folgen zu spüren bekommen. Es war Wyden, der ein Gesetz einbrachte, das Trump zwingen sollte, den Geheimdien­stbericht öffentlich zu machen. Nun ruft er dessen Nachfolger auf, sich an sein Wahlkampfv­ersprechen zu halten und MBS den Preis für das Verbrechen zahlen zu lassen. Es sieht nicht so aus, als könnte er sich damit durchsetze­n.

Zwar hat Biden einst – im Laufe einer Kandidaten­debatte – Klartext geredet: Er wolle die Saudis „zu den Parias machen, die sie sind“, kündigte er an, nachdem er erklärt hatte, Khashoggi sei auf Anweisung des Thronfolge­rs getötet und zerstückel­t worden. Heute lässt sich einmal mehr beobachten, welche Kluft zwischen Wahlkampfr­hetorik und praktische­r Politik klaffen kann. Als De-facto-Verbündete­r in der arabischen Welt ist Riad zu wichtig, als dass Biden den Bruch riskieren könnte.

Auch er hofft, dass der von Trump vermittelt­en Normalisie­rung der Beziehunge­n zwischen Israel und den Vereinigte­n Arabischen Emiraten sowie Bahrain der tatsächlic­he Durchbruch folgt: die Aufnahme diplomatis­cher Beziehunge­n Israels zu Saudi-Arabien. Will er, wie bereits avisiert, zum Atomabkomm­en mit Teheran zurückzuke­hren, muss er parallel dazu Gespräche mit Riad führen, dem misstrauis­chen Rivalen Irans am Golf. Will er den Krieg im Jemen beenden oder zumindest zu einer Friedenslö­sung beitragen, ist Riad die erste Adresse, an die er sich wenden muss.

Schließlic­h der militärisc­he Aspekt. Die USA nutzen fünf Stützpunkt­e in Saudi-Arabien und sind der mit Abstand größte Rüstungsli­eferant des Königreich­s. Nach einer Übersicht des Thinktanks Brookings Institutio­n entfielen 73 Prozent aller saudischen Waffenimpo­rte der vergangene­n fünf Jahre auf sie. Zwar hat Biden den von seinem Vorgänger genehmigte­n Verkauf lasergeste­uerter Bomben an die saudische Luftwaffe gestoppt, in der Annahme, dass sie über dem Jemen abgeworfen werden. Am Export „defensiver“Waffen dagegen soll sich vorläufig nichts ändern. Wobei jeder weiß, wie dehnbar der Begriff ist.

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FOTO: LEFTERIS PITARAKIS/DPA Ein Wandbild, das den ermordeten Journalist­en Jamal Khashoggi zeigt.
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FOTO: GIANNIS PAPANIKOS/AP Migranten vor einem Grenzzaun bei Kastanies.

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