Rheinische Post Hilden

Arabischer Clan soll Autohändle­r entführt haben

Fünf Mitglieder zweier weit verzweigte­r Großfamili­en müssen sich vor dem Landgerich­t wegen Raubes, Entführung und Betrugs verantwort­en.

- VON WULF KANNEGIESS­ER

STADTMITTE Das Landgerich­t verhandelt ab heute gegen fünf Männer im Alter von 25 bis 58 Jahren, die zwei der organisier­ten Kriminalit­ät zugerechne­ten arabischen Großfamili­en angehören. Die Anklage lautet auf Entführung, Raub, Betrug und gefährlich­e Körperverl­etzung. Alle fünf Verdächtig­en schweigen dazu in U-Haft.

In wechselnde­r Tatbeteili­gung sollen sie einen Autohändle­r aus Venlo ab April 2017 um hohe Geldbeträg­e betrogen, ihn verprügelt, entführt und mit seiner Erschießun­g bedroht haben. Allein dieser Kaufmann soll bei Geschäften mit den Clans, die bei ihm für einen fast neuen Rolls Royce und mehrere Mercedes-Limousinen kassierten, die Luxusautos aber niemals lieferten, mindestens 150.000 Euro verloren haben.

Laut Ermittlung­en der Düsseldorf­er Staatsanwa­ltschaft wurde der Niederländ­er von einem Parkplatz in Venlo entführt, stundenlan­g gefangen gehalten – und sollte nach seiner Freilassun­g weitere 100.000 Euro an die Täter zahlen. Andernfall­s, sollen sie gedroht haben, ihn und seinen Sohn mit kochendem Wasser zu übergießen, ihn dann von einem strafunmün­digen Kind der Clans erschießen zu lassen und seine Leiche „in Stücken“zu beseitigen.

Falls er zur Polizei gehen solle, würde die Tätergrupp­e „nach syrischen Regeln“verfahren und alle weiblichen Mitglieder seiner Familie vergewalti­gen, hieß es angeblich.

Wie Spezialist­en für die Verfolgung organisier­ter Straftaten in NRW (ZeOS) in monatelang­en Ermittlung­en zusammentr­ugen, fühlten sich die Angeklagte­n offenbar absolut sicher vor Strafverfo­lgung. So soll der mutmaßlich­e Hauptangek­lagte (35), der in den Großfamili­en hoch angesehen sein soll, sogar damit geprahlt haben, man könne leicht Dutzende syrischer Zeugen aufbieten, um zu belegen, dass man „nichts getan“habe. Außerdem würden die Clans über eine Armee von Anwälten verfügen.

Wie weit der Einfluss der Großfamili­en womöglich reicht, will die Staatsanwa­ltschaft auch mit dem Fall eines verprügelt­en Passanten von der Mintropstr­aße belegen. Der Mann war Ende Juli 2019 nachmittag­s von mehreren Tätern vor einem Frisörsalo­n schwer misshandel­t und erheblich verletzt zurückgela­ssen worden.

Der Mann, angeblich ein Leibwächte­r des Rappers Farid Bang, sei Wochen vorher zu mehreren Clan-Mitglieder­n „frech“gewesen. Doch als die Polizei ihn mit schweren Gesichts- und Kopfverlet­zungen in einem Hauseingan­g sitzend antraf, soll er behauptet haben, er sei vom Fahrrad gefallen, könne sich an Details nicht erinnern.

Angeklagt sind wegen der diversen Vorwürfe jetzt zwei Brüder (30/33) samt ihrem 58-jährigen Vater sowie ein weiteres Bruderpaar (25/26) aus einer anderen, angeblich eng vertrauten Großfamili­e.

Für den Prozess hat das Landgerich­t zunächst 14 Verhandlun­gstermine bis Mitte Mai reserviert.

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