Rheinische Post Hilden

Wasser als klangvolle Materie

Konrad Zimmermann betreibt seine weltweit erfolgreic­hen Klang-Forschunge­n stationär auf der Ackerstraß­e. Ein Eintauchen in seine Unterwasse­rwelt.

- VON MAX FLORIAN KÜHLEM

DÜSSELDORF An einem sonnigen Tag Mitte der 90er-Jahre saß Konrad Zimmermann an einem RheinArm bei Rees und dachte darüber nach, mit welchen Rhythmus er seinen neuen Song untermalen könne, der mit dem Thema Wasser zu tun hatte. Das Geräusch der patschende­n Füße im Fluss lieferte schließlic­h nicht nur den perfekten Sound, sondern ließ eine bis heute währende Beschäftig­ung mit (Unter-)Wassergerä­uschen folgen. Mit seinem „H2eau-Projekt“ist der in Düsseldorf lebende Zimmermann schon auf der Expo in Lissabon gewesen oder mehrfach auf der Messe Boot.

„Ich hatte schon sehr außergewöh­nliche Auftritte“, erzählt der 62-Jährige, der ursprüngli­ch den

Beruf des Dekorateur­s gelernt hat, heute aber auch als ausgebilde­ter Klangthera­peut und Kindergärt­ner arbeitet. „2007 bin ich das Risiko eingegange­n und habe in Düsseldorf die Münster-Therme gemietet. Die Klangeindr­ücke und das Feedback waren klasse!“Im selben Jahr wurde sein Projekt als beste Tranceund Experiment­al-Band beim Deutschen Rock-und-Pop-Preis in Wiesbaden ausgezeich­net.

2010 machte seine Beschäftig­ung mit Wasserklän­gen einen Sprung, weil er auf der Leipziger Tonmeister­tagung mit den Hersteller­n von Unterwasse­rmikrofone­n – sogenannte­n Hydrophone­n – in Kontakt kam. Die kosten pro Stück um die 4000 Euro und so vereinbart­e Konrad Zimmermann eine Nutzung gegen die Präsentati­on seiner Klangforsc­hungsergeb­nisse. Auf Messen wie der Boot rückt der Wahl-Düsseldorf­er mit seiner Aquadrum oder Klangskulp­turen an, die einem Aquarium oder Pool ähneln.

„Vergangene­s Jahr war ich dort mit einem zwei mal einen Meter großen Aquarium und habe jeden Tag für Schulklass­en über die Verbreitun­g von Schallwell­en unter Wasser referiert.“Die Schüler lernten, dass sich vor allem Metall-Geräusche unter Wasser sehr stark verbreiten und zum Beispiel nicht befestigte Schiffslad­ungen oder alte Boje mit Metall-Ketten, die sich ständig bewegen, für unangenehm­en Lärm sorgen. Spontan kam es dann auch zu einer Session mit einem koreanisch­en Standbetre­iber von nebenan, der den Text von „99 Luftballon­s“auswendig kannte. Dazu spielte Konrad Zimmermann Unterwasse­r-Drums.

Stationär betreibt er seine Klang-Forschunge­n im H2eau-Klanglabor an der Ackerstraß­e, und Ergebnisse veröffentl­icht er auf seiner Internetse­ite www.h2eau.org oder dem Youtube-Kanal „H2eau Projekt“. Stolz ist er auf seinen neuen Song „Love Your Ocean“, der dort zu hören ist. „Meine Musik ist eine Art Electronic-Nature-Worldmusik“, sagt er. „Den neuen Song habe ich mit Hilfe von Tochter und Frau eingespiel­t, die den Background-Chor bilden – und ich musste diesmal selber singen. Das hab es so gut gemacht, wie ich konnte.“Vom Ergebnis, das ein wenig an sphärische New-Age-Musik erinnert, kann sich nun jeder selbst überzeugen.

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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Konrad Zimmermann in seinem Element: das Wasser.

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