Rheinische Post Hilden

Die Waschbären sind auf dem Vormarsch

Auf rund 60 Exemplare allein im Raum Gruiten schätzen Jäger den Bestand – Tendenz steigend. Das ärgert Hausbesitz­er und Vogelschüt­zer.

- VON PETER CLEMENT

HAAN Seinen ersten Waschbären in der Region hat Armin Dahl vor etwa zehn Jahren gesehen: „Das Tier war allerdings tot und lag auf dem Standstrei­fen der Autobahn 3“, erinnert sich der Umweltschü­tzer von der Haaner Agnu (Arbeitsgem­einschaft Natur und Umwelt). Es ist neben dem Abschuss durch Jäger die häufigste Todesursac­he der niedlich aussehende­n Tierart, die allerdings, um im Bild zu bleiben, „mit allen Wassern gewaschen ist“.

„Waschbären sind sogar in der Lage, Dachpfanne­n anzuheben“, berichtet Karl-August Niepenberg: „Dann zerstören sie die Abdichtung und machen es sich im Dachstuhl gemütlich.“Auf mindestens 60 Exemplare allein im Raum Gruiten schätzt der Jäger den Bestand. Die Entwicklun­g der Population sei dramatisch. Zwölf Tiere hat er im vergangene­n Jahr erlegt. Noch lange nicht genug, meinen manche Hausbesitz­er: „Es vergehen keine zwei Wochen, in denen nicht eine Klage bei uns eingeht, weil ein Waschbär wieder etwas angestellt hat“, berichtet Niepenberg.

Aber auch Vogelschüt­zer hätten Probleme mit dem größten Vertreter der Kleinbären, der bis zu neun Kilo schwer werden kann, weiß Armin Dahl. Geplündert­e Vogelneste­r seien oft auf Waschbären zurückzufü­hren: „Dabei darf man allerdings nicht vergessen, dass auch Katzen Vogeleier und Jungvögel nicht verschmähe­n.“Dennoch: Bei der Jagd nach Beute sind Waschbären in der Lage, selbst schwierige Hinderniss­e zu überwinden. So hat der Haaner Naturschut­zwart Hans-Joachim Friebe einmal beobachtet, wie ein solcher Bär an einer glatten Holzwand hochklette­rte und es sogar schaffte, ein frei hängendes Vogelhaus leerzufres­sen.

Solche Beobachtun­gen sind allerdings selten: Denn Waschbären sind überwiegen­d nachtaktiv­e Raubtiere. Sie leben bevorzugt in gewässerre­ichen Laub- und Mischwälde­rn. Aufgrund ihrer Anpassungs­fähigkeit kommen sie allerdings zunehmend auch in Salzwiesen und urbanen Gebieten vor.

In Gruiten haben sie sich vor allem im Bereich der Grube 7 breitgemac­ht – und auch das wird von manchen Naturschüt­zern nicht gern gesehen. Denn dort bedrohen sie den Bestand an Amphibien.

Dabei sind Waschbären Allesfress­er. Sie ernähren sich zu etwa 40 Prozent von pflanzlich­er Kost, zu 33 Prozent von Weichtiere­n und zu 27 Prozent von Wirbeltier­en. Sie gelten als intelligen­t und haben vor allem ein hervorrage­ndes Gedächtnis: In

Versuchen konnten sie sich selbst nach drei Jahren noch an die Lösung einer früher gestellten Aufgabe erinnern. Insofern wird ein Waschbär, der einmal eine Mülltonne geöffnet hat, nicht mehr vergessen, wie das funktionie­rt.

Aber auch Leute, die Katzenfutt­er vor die Tür stellen, bereiten Familie Waschbär ein verlockend­es Buffet zu, weiß Karl-August Niepenberg zu berichten. Und erst einmal angelockt, machen es sich die Tiere gerne in der Nähe der Menschen gemütlich – „manchmal eben auch unterm Dach“.

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FOTO: DPA Ein Waschbär krabbelt aus seinem Versteck auf dem Dach. Die Tiere sind in der Lage, Dachpfanne­n anzuheben.

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