Rheinische Post Hilden

Charlie Chaplins Sarg gestohlen

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Der „Tramp“war tot. Am Weihnachts­tag 1977 war der beliebte Schauspiel­er Charlie Chaplin im Alter von 88 Jahren gestorben. Er hatte seine letzten Jahre in Genf verbracht. Er war während der McCarthy-Ära des Kommunismu­s verdächtig­t worden und hatte 1952 nach einer kurzen Reise nicht mehr in die USA zurückkehr­en dürfen. Ein Vierteljah­r nach seinem Tod ereignete sich auf dem Friedhof des Dorfes Corsier-sur-Vevey ein seltsamer Diebstahl: Die Täter öffneten das Grab und stahlen den Sarg des verstorben­en Filmemache­rs. Die Medien rätselten, was es mit der Tat auf sich hatte. Hatten Fans entschloss­en, den Schauspiel­er umzubetten? Waren die Diebe auf Lösegeld aus? Nach einigen Tagen meldete sich der „Entführer“und forderte 600.000 Schweizer Franken. Zum Schein verhandelt­e die Witwe Oona Chaplin mit den Verbrecher­n, während die Polizei versuchte, die Anrufe zurückzuve­rfolgen. Mehrere Versuche, dem Täter eine Falle zu stellen, schlugen fehl. Am Ende überwachte die Polizei alle Telefonzel­len in Genf. Mit Erfolg: Der Täter war ein arbeitslos­er Automechan­iker. Mit dem Diebstahl, so gab er später zu Protokoll, hatte er zu Geld kommen wollen. Einen lebenden Menschen zu beherberge­n, war ihm aber zu aufwendig. Deshalb hatte er mit einem Komplizen den Sarg gestohlen und vergraben. Es dauerte etwas, bis dieser wiedergefu­nden wurde, die Täter hatten die Stelle nicht markiert. Dann kehrte Chaplin zurück auf den Friedhof. Seine Tochter Geraldine beschrieb das letzte Kapitel im Leben des großen Komikers auf ihre eigene Weise: „Es war surreal, hatte aber auch komische Seiten“, sagte sie. „Es war wie ein letzter Chaplin-Film.“

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