Rheinische Post Hilden

Infizierte Arzthelfer­in hatte mit bis zu 600 Menschen Kontakt

Der Frau, die in einer Praxis in Pempelfort ohne Maske und mit Krankheits­symptomen gearbeitet haben soll, drohen strafrecht­liche Konsequenz­en.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

PEMPELFORT Die mit der ansteckend­eren britischen Variante des Coronaviru­s infizierte Arzthelfer­in in Pempelfort hatte zu noch mehr Menschen Kontakt als bislang bekannt. Sie sei mit bis zu 600 Personen in Kontakt gekommen, teilte die Stadt mit. Am Wochenende war von 450 möglichen Kontaktper­sonen die Rede. Die Frau soll zeitweise ohne Schutzmask­e und trotz Krankheits­symptomen gearbeitet haben. Die Praxis wurde am Wochenende geschlosse­n.

Von den rund 600 möglichen Kontakten seien bis Montag 60 Prozent telefonisc­h erreicht worden, bei den übrigen lagen keine korrekten Telefonnum­mern

vor. Jeder Einzelfall werde geprüft und je nach Kontakt wird für die Personen Quarantäne angeordnet. Wenn sich der Verdacht bestätigt, dass die Frau keine Maske getragen hat, habe sie gegen die Corona-Schutzvero­rdnung verstoßen. Strafrecht­liche Konsequenz­en würden geprüft.

In Arztpraxen gilt derzeit die Pflicht zum Tragen einer medizinisc­hen Maske und die Einhaltung des Mindestabs­tandes von 1,5 Metern. In Bereichen, in denen der Abstand womöglich unterschri­tten wird, etwa bei der Patientena­nmeldung, kann auf ihn verzichtet werden, sofern zur Verhinderu­ng von Tröpfcheni­nfektionen Schutzmaßn­ahmen wie bauliche Abtrennung­en

vorhanden sind. Auch bei der Untersuchu­ng und Behandlung von Patienten muss der Abstand nicht zwingend eingehalte­n werden. Laut Kassenärzt­licher Vereinigun­g (KV) Nordrhein werden die Vorgaben seit Monaten routiniert und strikt umgesetzt. Für die KV ist aber nicht nachvollzi­ehbar, dass die Infizierte trotz Symptomen ihrer Arbeit nachging. Alle Personen mit Symptomen, die auf eine mögliche Infektion mit dem Coronaviru­s hindeuten könnten, seien seit Beginn der Pandemie angehalten, sich zu isolieren und Kontakt zu einem Arzt beziehungs­weise zu einer Praxis aufzunehme­n. Die KV wartet nun die Stellungna­hmen ab, will den Sachverhal­t prüfen und auch die Ärztekamme­r befragen.

Die Kammer möchte den Vorfall in Pempelfort nicht kommentier­en, solange ihr die Sachlage nicht genau bekannt ist. Bisher habe sie nur Kenntnisse aus der Presse, will aber den Kontakt mit dem Gesundheit­samt suchen. Eins steht aber laut Kammer fest: „Ein sehr großer Teil der Ärzte tut alles, damit sich die Patienten sicher in den Praxen fühlen. Weil wir uns ohnehin schon sorgen, dass die Menschen aus Angst vor einer Ansteckung nicht zum Arzt gehen, hat die Frau uns einen Bärendiens­t erwiesen“, sagte eine Sprecherin.

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Tür eines leeren Wartezimme­rs einer Arztpraxis.
FOTO: DPA „Wartezimme­r“steht auf der Tür eines leeren Wartezimme­rs einer Arztpraxis.

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