Infizierte Arzthelferin hatte mit bis zu 600 Menschen Kontakt
Der Frau, die in einer Praxis in Pempelfort ohne Maske und mit Krankheitssymptomen gearbeitet haben soll, drohen strafrechtliche Konsequenzen.
PEMPELFORT Die mit der ansteckenderen britischen Variante des Coronavirus infizierte Arzthelferin in Pempelfort hatte zu noch mehr Menschen Kontakt als bislang bekannt. Sie sei mit bis zu 600 Personen in Kontakt gekommen, teilte die Stadt mit. Am Wochenende war von 450 möglichen Kontaktpersonen die Rede. Die Frau soll zeitweise ohne Schutzmaske und trotz Krankheitssymptomen gearbeitet haben. Die Praxis wurde am Wochenende geschlossen.
Von den rund 600 möglichen Kontakten seien bis Montag 60 Prozent telefonisch erreicht worden, bei den übrigen lagen keine korrekten Telefonnummern
vor. Jeder Einzelfall werde geprüft und je nach Kontakt wird für die Personen Quarantäne angeordnet. Wenn sich der Verdacht bestätigt, dass die Frau keine Maske getragen hat, habe sie gegen die Corona-Schutzverordnung verstoßen. Strafrechtliche Konsequenzen würden geprüft.
In Arztpraxen gilt derzeit die Pflicht zum Tragen einer medizinischen Maske und die Einhaltung des Mindestabstandes von 1,5 Metern. In Bereichen, in denen der Abstand womöglich unterschritten wird, etwa bei der Patientenanmeldung, kann auf ihn verzichtet werden, sofern zur Verhinderung von Tröpfcheninfektionen Schutzmaßnahmen wie bauliche Abtrennungen
vorhanden sind. Auch bei der Untersuchung und Behandlung von Patienten muss der Abstand nicht zwingend eingehalten werden. Laut Kassenärztlicher Vereinigung (KV) Nordrhein werden die Vorgaben seit Monaten routiniert und strikt umgesetzt. Für die KV ist aber nicht nachvollziehbar, dass die Infizierte trotz Symptomen ihrer Arbeit nachging. Alle Personen mit Symptomen, die auf eine mögliche Infektion mit dem Coronavirus hindeuten könnten, seien seit Beginn der Pandemie angehalten, sich zu isolieren und Kontakt zu einem Arzt beziehungsweise zu einer Praxis aufzunehmen. Die KV wartet nun die Stellungnahmen ab, will den Sachverhalt prüfen und auch die Ärztekammer befragen.
Die Kammer möchte den Vorfall in Pempelfort nicht kommentieren, solange ihr die Sachlage nicht genau bekannt ist. Bisher habe sie nur Kenntnisse aus der Presse, will aber den Kontakt mit dem Gesundheitsamt suchen. Eins steht aber laut Kammer fest: „Ein sehr großer Teil der Ärzte tut alles, damit sich die Patienten sicher in den Praxen fühlen. Weil wir uns ohnehin schon sorgen, dass die Menschen aus Angst vor einer Ansteckung nicht zum Arzt gehen, hat die Frau uns einen Bärendienst erwiesen“, sagte eine Sprecherin.