Rheinische Post Hilden

Friseure machen wieder die Haare schön

Mitte Dezember mussten die Friseure ihre Salons schließen. Nach einer langen Durststrec­ke konnten sie nun am Montag wieder öffnen. Es gelten noch strengere Regeln, und viele Überstunde­n sind programmie­rt.

- VON BRIGITTE PAVETIC

DÜSSELDORF Monika Schmitter wirkte am Montag gelöst und angespannt zugleich. Sie hatte schon die erste „fröhliche“Querele hinter sich, wie die Friseurmei­sterin erzählte. „Es stand ein Kunde vor unserem Salon, der keinen Termin hatte, und das geht im Moment leider gar nicht, aber wir haben das gut geklärt.“Sonst sei sie sehr erleichter­t, dass es wieder losgehe, meint Schmitter, deren Haare im Moment auch einen leichten Grau-Schimmer tragen. Das mache aber nichts, meint sie resolut: „Erst sind die Kunden dran, und dann kann ein Azubi in meine Haare wieder Farbe bringen.“

Nach einer lange Phase der Schließung wegen des Lockdowns konnten am 1. März Schmitter und Hunderte Düsseldorf­er Kollegen ihre Salons wieder öffnen. Die 55-Jährige hatte schon um halb acht auf, und ihrer Einschätzu­ng nach sollte es bis abends um 20 Uhr gehen. „Die Telefone standen die letzten Tage nicht mehr still, die ersten drei Märzwochen sind bei uns restlos ausgebucht.“Die Stimmung unten ihren Mitarbeite­rn sei gut, alle seien froh, dass sie nach der langen Durststrec­ke wieder loslegen können. Die Trinkgeldd­öschen standen parat, Hand-Desinfekti­on war an der Tür positionie­rt, die Acrylglass­cheiben hängen und die Corona-Schutzrege­ln auch – am Eingang von Schmitters Salon Beauty Box in Lörick und damit für alle sichtbar.

Seit 27 Jahren ist die gebürtige Niedersäch­sin selbststän­dig. Seit elf Jahren hat sie ihre Beauty Box, am 17. Februar feierte sie einjährige­s Jubiläum an ihrem aktuellen Standort im Haus Grevenbroi­cher Weg 35. Und glücklich ist sie, dass sie auch diesen zweiten Lockdown und diese gewaltige Krise gemeistert hat. „Ich kalkuliere immer schon sehr konservati­v, habe Rücklagen. Mein Ziel war es immer schon, drei Monate mit meinem Laden überbrücke­n zu können“, sagt sie. Das zahle sich nun für sie aus. Sechs Tage am Stück will sie ihren Salon offenhalte­n – in der Regel von 8 bis 20 Uhr. Für den Fall der Fälle splittet sie ihr Team in zwei Gruppen.

Seit Mitte Dezember hatte sie geschlosse­n, alle Mitarbeite­r – bis auf den Auszubilde­nden – schickte sie in Kurzarbeit. Die November- und Dezemberhi­lfen konnte Schmitter nicht abrufen, denn die Mindestums­atzeinbuße von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahresm­onat sei nicht gegeben gewesen. „Ich kenne auch nur einen einzigen Friseur, der das überhaupt konnte“, sagt Schmitter, die außerdem Obermeiste­rin in der Friseurinn­ung ist. Auch mit der Unterstütz­ung ab Januar sieht es schwierig aus: Seit 19. Februar erst gibt es laut Schmitter die Antragsfor­mulare für den sogenannte­n Fixkostenz­uschuss. „Allerdings fällt der Unternehme­rlohn nicht darunter.“Auch die neuen Regeln seien schärfer: Medizinisc­he Masken für Kunden seien nun ein Muss, und genau genommen sollten die sie im Umkreis von zehn Metern vor dem Ladenlokal schon anziehen. Ihre ebenfalls Masken tragenden Mitarbeite­r stattete sie von sich auch mit Kellnerpor­temonnaie und EC-Lesegerät aus, damit sie am Platz kassieren können. Aktuell gilt die Regel, dass sich auf zehn Quadratmet­ern Salonfläch­e nur eine Person aufhalten darf.

Dem Vernehmen nach soll es auch Friseure in der Stadt geben, die erst Dienstag wieder loslegen. Schmitter zufolge ist das gut möglich, „denn der Rest der Woche gestaltet sich dann sowieso als anstrengen­d genug“. Etliche Salons machten es wie Schmitter – so auch Wilfried Kalinowski, der seinen Salon am Kaiserswer­ther

Markt wiedereröf­fnete. „Im Salon haben wir alles nach den neuen Hygienevor­schriften vorbereite­t. Zudem haben wir zwei hochwertig­e Dyson-Luftreinig­er aufgestell­t, um für zusätzlich­e Sicherheit im Salon zu sorgen.“

Eine besondere Aktion startete Lupo-Chef Stefan Lupp: Er legt 25 Prozent von jedem Haarschnit­t, den er am ersten Tag verkauft, mit auf einen Spendenbet­rag drauf – das Geld soll der Obdachlose­norganisat­ion Fiftyfifty zugute kommen. Lupp freut besonders: „Viele unserer Kunden sagen, dass sie bereits eine kleine Spende überwiesen haben.“

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Monika Schmitter (stehend) durfte wieder den Salon Beauty Box in Lörick öffnen.

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