Rheinische Post Hilden

44 Kinder bekommen keinen Kita-Platz

Zu wenig Personal, zu wenige Gruppen, extremer Fachkräfte­mangel – im Kita-Bereich ist die Situation prekär. Die Stadt versucht gegenzuste­uern, schreibt neue Stellen unbefriste­t aus und baut neue Kindergärt­en.

- VON TOBIAS DUPKE

HILDEN Seit Montag läuft eine weitere Runde der Kitaplatzv­ergabe in Hilden. Wer bisher nur Absagen erhalten hat, bekommt nun die insgesamt dritte Chance. Nachdem die ersten Zu- und Absagen Ende Januar verschickt worden sind und Runde zwei am 15. Februar begonnen hat, besteht also auch noch Hoffnung für alle, die bisher leer ausgegange­n sind. Aber schon jetzt ist klar: Nicht alle Kinder werden einen Kitaplatz erhalten.

Das liegt einerseits an dem Fachkräfte­mangel, der sich durch viele Branchen zieht. Auch Erzieherin­nen und Erzieher sind nur schwer zu finden – und noch schwerer langfristi­g zu halten. Außerdem gibt es in Hilden nicht genügend Kitagruppe­n, um allen Kindern einen Platz anzubieten. Das zeigt sich im Ü3-Bereich: „Im aktuell laufenden Kita-Jahr (2020/2021) sind 44 Kinder in diesem Alter ohne Platz“, teilte die Stadt mit, „dies wird so auch für das kommenden Kitajahr erwartet, gegebenenf­alls sogar mit steigender Tendenz.“Die Versorgung der Kinder im Alter von drei Jahren bis zum Eintritt der Schulpflic­ht gelinge zudem nur durch 117 Überbelegu­ngen und Wartezeite­n von bis zu sechs Monaten oder mehr.

Bei den Kindern unter drei Jahren helfen der Stadt vor allem die sogenannte­n Kindertage­spflegeper­sonen, also Tagesmütte­r und -väter. Derzeit gebe es in Hilden 53 – die Verwaltung bemüht sich, diese Zahl zu erhöhen. Doch es gestaltet sich schwierig, neue Tagesmütte­r oder -väter zu gewinnen, um der laufenden Fluktuatio­n entgegenzu­wirken. Für das Kindergart­enjahr 2021/2022 wird laut Stadt für Kinder unter drei Jahre mit einer Versorgung­squote von rund 57 Prozent (Vorjahr 55 Prozent), gerechnet. „Damit ist zu erwarten, dass auch im Kindergart­enjahr 2021/2022 eine Bedarfsdec­kung vollständi­g gelingt“, erklärt die Stadt.

Die Verwaltung versucht seit langem, diese Entwicklun­g entgegenzu­steuern. So seien seit dem Jahr 2014 parallel zum Ausbau der Kitaplätze und neu hinzugewon­nener Aufgaben Stellen für 20,5 Vollzeitkr­äfte neu geschaffen worden, eine Steigerung von 30,5 Prozent. Diese Stellen müssen aber auch besetzt werden. Zuletzt waren laut Stadt knapp fünf Vollzeitst­ellen unbesetzt, dazu kommen noch Mitarbeite­r, die zur Risikogrup­pe gehören und wegen Corona nicht mehr im direkten Kontakt mit Kindern eingesetzt werden können. Diese Situation hat immense Auswirkung­en.

Ein Beispiele: Die geplanten Waldgruppe­n der städtische­n Kindertage­seinrichtu­ng „Pusteblume“und der inklusiven Kindertage­seinrichtu­ng „Nordlichte­r“sind aktuell weiterhin nicht eröffnet, da kein Personal gefunden werden konnte.

Die Politik hat im vergangene­n Jahr auf die prekäre Lage reagiert und zehn neue Stellen geschaffen. Außerdem vollzog sie eine Abkehr von befristete­n hin zu unbefriste­ten Stellen. Ob dieser Schritt ausreicht, um Erzieher und Erzieherin­nen nach Hilden zu locken, bleibt abzuwarten.

Aber selbst wenn alle Stellen besetzt werden können: Es fehlt an Platz. „Für den Standort Holterhöfc­hen laufen die finalen Planungen für eine fünfgruppi­ge Kindertage­seinrichtu­ng mit Fertigstel­lung Mitte/Ende 2022“, berichtet Jugenddeze­rnent Sönke Eichner. Darüber hinaus erweitere die SPE Mühle das Familienze­ntrum um zwei Gruppen. Die Fertigstel­lung sei zwischen August 2021 und Februar 2022 geplant. In diesen zwei Gruppen der Mühle sollen die Kinder aus den Kindertage­seinrichtu­ngen Itterpänz und Holterhöfc­hen betreut werden, damit der Neubau am Holterhöfc­hen 18 erfolgen kann und die Tagesgrupp­e der SPE Mühle neue Räume beziehen kann. Insgesamt sollen dann fünf neue Gruppen mit 109 Plätzen (zwölf Plätze für Kinder unter drei Jahren U3 und 97 Plätze für Kinder über drei Jahren) zur Verfügung stehen. „Die Versorgung­squote für Kinder über drei Jahren wird weiterhin unter Einbezug der Überbelegu­ngen dann voraussich­tlich rund 100 Prozent betragen.“Wenn alles nach Plan verläuft, sind also im Kita-Jahr 2023/24 alle Kinder versorgt.

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FOTO: DPA Die Corona-Krise hat die Personalsi­tuation in den Kitas noch einmal verschärft.

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