Auferstehung mit Wackelkontakten
Der Mahler-Zyklus der Düsseldorfer Symphoniker unter Leitung von Adam Fischer geht mit der 2. Symphonie c-Moll weiter – aber leider mit Problemen.
DÜSSELDORF Viel internationalen Jubel hat der Mahler-Zyklus der Düsseldorfer Symphoniker unter Adam Fischer ausgelöst. Die Kritiken der Fachpresse waren teilweise euphorisch, sie priesen die Gestaltungskraft des ungarischen Dirigenten und die Klasse des Orchesters. Nun liegt die berühmte „Auferstehungssymphonie“vor (abermals beim Label Avi-Music), und leider kommen wir in unserem heutigen Befund um einige herbe Einschränkungen nicht herum.
Nach wie vor ist Fischers Konzept sehr überzeugend, er trifft das Hymnische und das Nachtdunkle großartig, das Orchester besticht durch exzellente Leistungen, obwohl es stellenweise an der letzten Homogenität mangelt. Die beiden Solistinnen Tünde Szabóki und Nadine Weissmann singen bezirzend, und klanglich sind die Live-Aufführungen vom April 2019 von Holger Urbach wahrhaft tonmeisterlich eingefangen (Co-Produktion mit dem Deutschlandfunk).
Doch ausgerechnet der Musikverein, unser seit Jahrzehnten allseits geliebter städtischer Konzertchor, macht keine gute Figur. Die euphorisch geschmetterten Höhepunkte klingen unrund, fransig (hohes B im Sopran) und übereifrig, wodurch die Einsätze vernehmlich klappern. Die Deklamation ist eher wattiert, oft nicht einheitlich, und fast ärgerlich sind die Intonationstrübungen im unbegleiteten
Ges-Dur-Part („Auferstehn, ja auferstehn“).
Gewiss ist Mahlers harmonischer Satz chromatisch überaus anspruchsvoll, doch gerade diese Stelle mit ihrer blank liegenden Textur haben wir in früheren Jahren vom Musikverein doch deutlich anfechtungsfreier erlebt. Man höre sich das nur einmal von dem baskischen Chor Orfeón Donostiarra auf der recht neuen Aufnahme mit dem HR-Orchester unter Paavo Järvi an: Das ist eine andere Liga.
Damit kein Missverständnis entsteht: Es gibt hierzulande nur wenige Amateurchöre jenseits der Rundfunk-Formationen, die über einen dermaßen expansiven Klang wie der Musikverein zu Düsseldorf verfügen. Und es gibt ja auch einige sehr schöne Stellen. Doch die CD ist nun mal unbestechlich und hält Unschärfen gnadenlos fest. Auf dem internationalen Markt ist diese Auferstehung mit Wackelkontakten deshalb nicht uneingeschränkt konkurrenzfähig.