Zum Abschied ein Milliardengewinn
Insgesamt hat RWE aktuell 15.000 Mitarbeiter, und das werden in den nächsten Jahren deutlich weniger werden. Ökostromerzeugung sei kein personalintensives Geschäft, so Schmitz.
Zu dem Debakel bei den Corona-Impfungen in Deutschland wollte sich Schmitz nicht äußern. Er versicherte aber, RWE sei bereit seine Mitarbeiter zu impfen, wenn es Impfstoff gebe. Auch bei den Grippeschutz-Impfungen mache man regelmäßig mit. Zudem habe RWE schon viele Selbst- und Schnelltests bestellt, um Mitarbeiter regelmäßig auf Corona testen zu können.
Die Aussichten für dieses Jahr sind weniger gut. Der Essener Konzern erwartet einen Gewinnrückgang auf bis zu 2,7 Milliarden Euro. Ärger macht etwas der Kälteeinbruch in Texas. Im Februar hatte RWE dort Strom zu hohen Preisen einkaufen müssen, um seine Lieferverpflichtung erfüllen zu können. Andererseits profitiert RWE nun von Zahlung von 880 Millionen Euro für den beschleunigten Atomausstieg. Der Konzern hat für Atom-, Braunkohleund
Steinkohle-Ausstieg insgesamt mehr als fünf Milliarden Euro an Entschädigung erhalten. Hinzu kam die Erstattung der Brennelementesteuer.
Die Summe der früheren Abschreibungen sei aber deutlich höher, betonte Finanzchef Krebber.
Die RWE-Aktie gab wegen der eingetrübten Aussichten leicht nach auf 32 Euro. Gleichwohl können die Aktionäre zufrieden sein. Seit Frühjahr 2018 hat sich der Kurs fast verdoppelt. Beim Börsenwert hat RWE den früheren Erzrivalen Eon inzwischen eingeholt. Und nun steigt auch noch die Dividende. Die Aktionäre sollen für das vergangene Jahr 85 Cent je Aktie erhalten, nach zuvor 80 Cent. Für 2021 sollen sie 90 Cent bekommen.
Im vergangenen Jahr konnte RWE sowohl im Energiehandel als auch im Geschäft mit Öko-, Kohle- und Atomstrom zulegen. Ein Drittel des Gewinns, nämlich 1,1 Milliarden Euro, steuerten allein die Offshore-Windparks bei. 559 Millionen kamen von den Kohle- und Atomkraftwerken. 2022 geht der letzte Meiler vom Netz. Das Bild des Konzerns hat sich damit grundlegend verändert.
Schmitz tritt ab, will aber im Aufsichtsrat von Eon bleiben. 18 Jahre lang hatte er einst für den Konkurrenten gearbeitet. RWE hält seit dem Innogy-Coup an dem Nachbarn 15 Prozent der Anteile. Kurzfristig gebe es keine Pläne, diesen Anteil abzugeben, so Krebber. Allerdings führt RWE den Anteil schon nur als Finanzbeteiligung. Auf Dauer dürfte der Konzern sich also von Eon trennen und das Geld in neue Geschäfte investieren.
Denn der Ökostrom-Boom hat inzwischen auch andere angelockt: Shell etwa ist groß in die Ökostrom-Erzeugung eingestiegen. Krebber bleibt aber gelassen bei der Frage, ob RWE nun möglicherweise zum Übernahmekandidaten für Öl-Konzerne wird: „Die Sorge kann ich nicht nachvollziehen.“Klar ist eins: Mit dem maroden Nachbarn in Essen, dem Versorger Steag, will RWE nichts zu tun haben: „Die Steag ist und wird für uns kein Thema“, betont Schmitz.
Der Gladbacher freut sich nun auf seinen Ruhestand, nachdem er in der Energiebranche für viele Unternehmen gearbeitet und fast alles erlebt hat.