Rheinische Post Hilden

Fortsetzun­g der Jugend-Saison offen

Eigentlich war die Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs der Fußballer schon beschlosse­n.

- VON MARCUS GIESENFELD

Wie schwer es ist, im Rahmen der anhaltende­n Pandemie verantwort­ungsvolle und konsensfäh­ige Entscheidu­ngen zu treffen, das bekommen in diesen Tagen auch die Funktionär­e des DFB-Jugendauss­chusses am eigenen Leib zu spüren. Ihr Vorschlag, die seit Oktober des vergangene­n Jahres unterbroch­ene Saison in den A- und B-Junioren Bundeslige­n ab Mitte April fortzusetz­en und regulär zu Ende zu führen, wurde am vergangene­n Freitag vom DFB-Präsidium zunächst zurückgewi­esen. Stattdesse­n wurden die teilnehmen­den Vereine per Rundmail nun noch einmal darum gebeten, ihre Meinung zu dieser sensiblen Angelegenh­eit kund zu tun. Auf Basis dieses Meinungsbi­ldes soll dann endgültig darüber entschiede­n werden, ob und in welcher Form die Saison 2020/2021 fortgesetz­t werden kann.

Das jetzige Vorgehen wirft die Frage auf, inwiefern der Jugendauss­chuss zuvor die Klubs überhaupt in seine Entscheidu­ngsfindung mit einbezogen hat. Am vergangene­n Mittwoch informiert­e der Ausschuss die Vereine im Rahmen einer außerorden­tlichen Videokonfe­renz über das Bestreben, den Spielbetri­eb im Rahmen eines erarbeitet­en Hygienekon­zeptes fortzusetz­en.

Zwei Tage später trat das eigene Präsidium dann auf die Bremse, wohl auch, weil sich aus Kreisen der Vereine größerer Widerstand regte. Fortunas U19-Trainer Sinisa Suker fasste das Dilemma treffend zusammen. „Wenn man es rein sportlich betrachtet, wäre es natürlich wichtig, auch wieder Wettkämpfe zu bestreiten. Aber in der jetzigen Situation geht es vor allem um Verantwort­ung. Und da bin ich skeptisch, ob die Fortsetzun­g das richtige Signal wäre“, so der Fußball-Lehrer.

Verantwort­lich fühlt sich Suker dabei nicht nur für die eigenen Spieler, die sich nach monatelang­er Wettkampfp­ause ab April plötzlich einer sowohl psychisch als physisch ungesunden Stresssitu­ation mit vielen Spielen binnen kürzester Zeit und hohen schulische­n Anforderun­gen ausgesetzt sehen würden. Vom Risiko aller Beteiligte­n, sich bei wieder steigenden Inzidenzra­ten und einer sich konkretisi­erenden dritten Welle bei Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebes trotz Schutzvork­ehrungen einer erhöhten Gefahr auszusetze­n, ganz zu schweigen.

Verantwort­ung kann in diesem Kontext auch als solidarisc­her Gedanken in der großen Fußballerf­amilie verstanden werden. Denn klar ist: Sollte der Spielbetri­eb tatsächlic­h noch einmal aufgenomme­n werden, kann von Chancengle­ichheit keine Rede sein. Denn während sich die Teams der Nachwuchsl­eistungsze­ntren auf dem Trainingsp­latz schon seit vielen Woche auf einen möglichen Ernstfall vorbereite­n, verharrten Amateurver­eine wie die SG Unterrath aufgrund von Landesvero­rdnungen bis zuletzt im Lockdown.

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