Rheinische Post Hilden

Luftfilter für Grundschul­en – Stadt stellt Mitarbeite­r frei

Bei der Vergabe des Millionen-Auftrags könnte gegen Compliance-Richtlinie­n verstoßen worden sein.

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Beim Ankauf von Luftfilter­n für die Grundschul­en hat die Stadt Unregelmäß­igkeiten eingeräumt. Ein Mitarbeite­r sei freigestel­lt, rechtliche Schritte seien eingeleite­t worden, teilte die Stadt mit. „Nach bisherigen Untersuchu­ngen“habe es einen Interessen­konflikt, einen mutmaßlich­en Verstoß gegen die Compliance-Richtlinie­n und möglicherw­eise auch Straftaten gegeben. „Weitere rechtliche Schritte und arbeitsrec­htliche Konsequenz­en sind eingeleite­t“, heißt es in der Mitteilung. Nähere Angaben seien mit Blick auf das laufende Verfahren nicht möglich.

Aktuell werden alle Grundschul-Standorte mit profession­ellen Luftfilter­n des Hamburger Anbieters Arteko LED Lightening GmbH ausgestatt­et. Das Auftragsvo­lumen liegt im einstellig­en Millionenb­ereich. Eingeleite­t wurden die Untersuchu­ngen, weil ein von der Ehefrau des städtische­n Mitarbeite­rs geführtes Unternehme­n mit Sitz in Hilden im August 2020 Vertriebsp­artner der Artdeko für NRW geworden war. „Wir haben sämtliche Geschäfte mit der Landeshaup­tstadt, unabhängig davon, ob sie mit Provisione­n verbunden wären oder nicht, von dieser Vertriebsp­artnerscha­ft ausgenomme­n. Darüber gibt es eine Zusatzvere­inbarung“, sagte Mirko Imbro, technische­r Leiter der in Hamburg sitzenden Arteko auf Anfrage dieser Redaktion. Das bestätigt die Inhaberin des Hildener Unternehme­ns und Ehefrau des freigestel­lten Mitarbeite­rs, der zum Führungste­am des Schulverwa­ltungsamts gehört: „Wir werden uns wehren, es hat keine Unregelmäß­igkeiten gegeben.“Der Mitarbeite­r selbst lehnt eine Einschätzu­ng zu den im Raum stehenden Vorwürfen „mit Blick auf das noch weiter laufende Verfahren“ab.

Bevor das Hamburger Unternehme­n Ende 2020 den Zuschlag erhielt, hatten verschiede­ne Hersteller Probegerät­e nach Düsseldorf geliefert. Am Ende entschiede­n sich die Experten in der Verwaltung für das Produkt „Cloud“der Hamburger Firma. Gegen diese Entscheidu­ng hat ein Konkurrenz­unternehme­n inzwischen Einwände formuliert und bei der Vergabekam­mer eine Verfahrens­prüfung beantragt. Der weitere Einbau der an einem Drittel der Grundschul-Standorte bereits montierten Geräte liegt auf Eis.

Das heikle Thema wird in der Ratssitzun­g am Donnerstag eine Rolle spielen. So fordert die FDP in einer Anfrage aus aktuellem Anlass Informatio­nen zum Sachstand. FDP-Ratsherr Mirko Rohloff: „Sollte es keine europaweit­e Ausschreib­ung gegeben haben, wollen wir wissen warum.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany