Astrazeneca-Stopp verunsichert Lehrer
Angst vor schwindender Impfbereitschaft. Kreis wirft die Impfdosen nicht weg, sondern lagert sie ein.
HILDEN/HAAN (tobi) Die Impfung der über 80-Jährigen läuft im Erkrather Impfzentrum unbeeindruckt weiter, der Astrazeneca-Stopp hat offenbar keine Auswirkungen auf die Impfbereitschaft der Senioren – sie werden allerdings auch mit dem Biontech-Vakzin geimpft. Das berichtet Kreissprecherin Daniela Hitzemann, die sich am Dienstag vor Ort ein Bild gemacht hat.
Doch bei den Grundschullehrern sieht das anders aus: „Es wurde eifrig über das Thema diskutiert“, sagt Christiane Gierke, Leiterin der Elbseeschule und Sprecherin der Hildener Grundschulen. Sie befürchtet, dass die Impfbereitschaft unter den Kollegen sinkt.
Am Montag hatte das Gesundheitsministerium bundesweit die Impfungen mit Astrazeneca ausgesetzt. Nach neuen Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung
in Deutschland und Europa halte man weitere Untersuchungen für notwendig. Damit folgt der Bund einer Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA werde kurzfristig entscheiden, ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffes auswirken, hieß es weiter.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisiert diesen Schritt: „Die Prüfung ohne Aussetzung der Impfung wäre wegen der Seltenheit der Komplikation besser gewesen. In der jetzt Fahrt aufnehmenden 3. Welle wären die Erstimpfungen mit dem Astrazeneca Impfstoff Lebensretter.“
„An unserer Schule wollten sich alle Kollegen impfen lassen, auch wenn einige wegen des Impfstoffs Sorgen hatten“, erklärt Schulleiterin Christiane Gierke. Sie glaubt, dass diese Sorgen nun noch größer werden und dass sich einige überlegen werden, sich impfen zu lassen – wenn es für sie bei dem Astrazeneca-Vakzin bleibt. „Wir haben uns alle gefreut, dass es endlich losgeht und hätten eigentlich am Mittwoch, Freitag und Samstag geimpft werden sollen“, erklärt sie weiter. Diese Termine hat die Stadt jetzt erst einmal abgesagt. In Haan ist das Kita- und Schulpersonal bereits am vergangenen Wochenende mit 480 Einheiten Astrazeneca geimpft worden.
400 Impfdosen des britisch-schwedischen Pharmakonzern sollten laut Kreissprecherin Daniela Hitzemann täglich verabreicht werden, vor allem an Ärzte, Pflegepersonal, Rettungskräfte, Erzieher und Lehrer. „Wir haben allen per Mail oder telefonisch abgesagt“, erklärt sie. Aktuell hat der Kreis rund 1600 Impfdosen vorrätig. „Sie werden nicht weggeworfen, sondern können lange gelagert werden“, sagt Daniela Hitzemann. Sie hofft darauf, dass schnell eine Entscheidung
fällt – und dass danach der Impfstoff wieder genutzt werden kann. „Es gibt keinen Grund, verunsichert zu sein“, sagt sie.Wer die erste Astrazeneca-Impfung bereits erhalten hat, sollte ebenfalls nicht nervös werden, berichtet Daniela Hitzemann. Bis zum zweiten Impftermin sollte eine Entscheidung gefallen sein und damit Klarheit herrschen. „Aber statt Astrazeneca dann einfach den Biontech-Impfstoff zu verabreichen, ist nicht möglich.“Ebenfalls verboten sei, sich auf eigene Gefahr hin mit Astrazeneca impfen zu lassen. „Auch solche Anfragen hatten wir bereits.“Leider sei es zudem nicht möglich, statt Astrazeneca nun einfach Biontech-Vakzin zu impfen. „Uns fehlen dafür die Kontingente“, erklärt die Kreissprecherin. Biontech ist für die über 80-Jährigen vorgesehen. Daniela Hitzemann ergänzt: „Jeder Tag, den wir nicht impfen können, wirft uns zurück.“