Rheinische Post Hilden

Dieser Mann mordet gerne in Südtirol

Ralph Neubauer war früher Ministeria­lrat im NRW-Justizmini­sterium. Heute ist er im Ruhestand und schreibt Krimis. Acht Romane mit Commissari­o Fabio Fameo im Mittelpunk­t hat er schon veröffentl­icht.

- VON ULI SCHMIDT

HAAN Schon seit zehn Jahren ist Commissari­o Fabio Fameo im Dienst. Aktuell arbeitet er einem Fall, bei dem in der Südtiroler Urlaubs-Idylle Touristen einen abgetrennt­en Arm und am selben Tag noch ein Bein an ungewöhnli­chen Orten finden. Vergessene Bräuche und Rituale spielen später eine Rolle bei der Aufklärung eines Verbrechen­s in der Gemeinde Tisens und Umgebung: „Neid kennt kein Gebot“heißt der Titel des Krimis.

Und dessen Autor, Ralph Neubauer aus Haan, weiß natürlich, wer der Mörder ist. Seit August letzten Jahres ist Neubauer als Ministeria­lrat im Justizmini­sterium des Landes NRW pensionier­t. Er war Pressespre­cher, Koordinato­r für Öffentlich­keitsarbei­t von Gerichten und Justizbehö­rden. Außerdem zuständig für Rechtskund­e an Schulen.

So einer weiß, wie man schreibt, zumal er früher einmal in der RP bekannte: „Deutsch war immer mein Lieblingsf­ach.“In den letzten zehn Jahren hat der Freizeit-Autor es immerhin geschafft, acht Kriminal-Romane zu veröffentl­ichen. Schon nach seinem Erstlingsw­erk „Rache ist honigsüß“fand sich ein Verlag in Österreich, der seinen Protagonis­ten und alles darum erfundene Buch-Personal sympathisc­h genug fand, um auf einen Verkaufser­folg bei Krimi-Lesern zu setzen.

„Zum Glück bin ich kein Künstler, der allein davon leben muss“, beantworte­t Neubauer die Frage, wie man denn als Autor so durch die Corona-Zeit kommt. Die Pandemie durchkreuz­te sein neues Buchprojek­t in der Korrektur-Produktion. Geplante Lesungen in Südtirol mussten abgesagt werden. „Dabei hatten sich dort schon viele echte Nachbarn, die in meinen Romanen Nebenrolle­n spielen, darauf gefreut.“

Man muss dazu wissen, dass für den Haaner das kleine Dorf Prissian mit seinen rund 350 Einwohnern seit über drei Jahrzehnte­n in Urlaubszei­ten eine zweite Heimat ist. Hier entstand die Idee zu seinen Krimis, die von vornherein auf

„Serie“angelegt waren, und deren Figuren sich im Laufe der Zeit entwickeln sollten. „Der Commisario ist nicht mein Alter Ego. Er ist ja auch viel jünger.“Hingegen sagt Roman-Figur Tomaso, ein Typ wie Bud Spencer mit weichem Herz, schon öfter Neubauers Meinung.

Wenn der Rheinlände­r wie im letzten Herbst im Urlaubsort ankommt, wird er von den Einheimisc­hen, von denen manche als Komparsen in seinen Büchern auftauchen, sofort erkannt und oft eingeladen. Ob Lehrer oder Jäger, jeder spielte mal eine (Neben-)Rolle. Außerdem hat der Rheinlände­r die Ferien-Region hinter den Alpen so schön beschriebe­n, dass manch ein Bücherwurm die Lektüre als Touren-Führer benutzt.

Überhaupt sind die Neubauer-Krimis, von denen bald 20.000 verkauft sind, für die Region ein Gewinn. Er selbst schwärmt für die so beharrlich­en und manchmal auch sturen Menschen, deren wechselnde Historie sie so geprägt habe. „Sie waren so etwas wie italienisc­he Kriegsbeut­e und haben es verstanden, viel für sich selbst gegen den Willen der Mächtigen herauszuho­len.“

Der Autor schöpft durchaus auch aus seinen persönlich­en Erfahrunge­n aus Amtszeiten: „Politik und Verwaltung.

Ränkespiel­e. Der Auftritt von wichtigen Akteuren. Das ganze Berufslebe­n könnte man als großes Theater beschreibe­n.“Als Schriftste­ller trägt er derlei Charakters­tudien beim Spaziereng­ehen in Haan mit im Kopf – und entwickelt dabei Dialoge für seine Figuren. „Ich begegne dabei oft Menschen, die mich mit „Hallo, Commissari­o!“grüßen. Es gibt auch Nachbarn in Haan, die auf ihre Weise einen Lieblings-Platz in seinen Romanen gefunden hätten... mehr wird nicht verraten.

Seine Frau Elke, mit der er seit 1987 verheirate­t ist und seine erwachsene Kinder nehmen Fantasie-Ausflüge gelassen. Dass seine Krimi-Reihe nicht verfilmt wurde, kommentier­t der 1960 in Düsseldorf gebürtige Autor so: „Es gab im März 2010 nach dem zweiten Band eine Anfrage und ich glaubte der Erste mit einer Serienplan­ung zu sein.“Hat nicht geklappt, aber sollte seinen Fabio Fameo nicht von weiteren Ermittlung­sfällen abhalten. Zumal Neubauer nunmehr aus dem reichen Schatz echter Erfahrunge­n aus dem Ministeriu­m in NRW schöpfen könnte.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Autor Ralph Neubauer sammelt Ideen für seinen neuen Roman.

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