Computerarbeit statt Ausstellung
In den Museen im Schloss nutzen die Mitarbeiter den Lockdown zur Digitalisierung der Sammlungen.
BENRATH Ungewohnt still ist es derzeit in den beiden Museen in den Seitenflügeln von Schloss Benrath. Weder das Museum für Gartenkunst noch das naturhistorische Museum haben in den vergangenen Monaten Besucher gehabt. Und auch die Angestellten des Schloss kommen nur selten hierher, denn sie befinden sich zumeist im Homeoffice.
„Eigentlich sollte es hier derzeit um Zitrusfrüchte gehen“, sagt Eva-Maria Gruben. Die Kustodin der Sammlung des Museums für Gartenkunst steht in den Räumen der Wechselausstellung, die bis auf die Plakate an den Wänden leer sind. Als 2020 der erste Lockdown kam, stand sie mit ihrem Team kurz vor der Ausstellungseröffnung von „Im Bann der goldenen Früchte“. Die Ausstellung sollte die Bedeutung von Südfrüchten wie Orangen und Zitronen – einst ein wertvolles Statussymbol – an den europäischen Fürstenhöfen des Barock beleuchten und parallel zu einer Tagung des Arbeitskreises Deutscher Orangerien stattfinden. „Seither verschieben wir die Ausstellung ständig, suchen immer neue Termine. Zuletzt hatten wir mit September 2021 gerechnet, doch auch das erscheint inzwischen fraglich“, so Gruben. Derzeit rechnet das Schloss-Team eher mit 2022. „Das sollte klappen – allerdings haben wir vor einem Jahr dasselbe über 2021 gedacht.“
Die Konzepte für die Ausstellung liegen seit Monaten in der Schublade. Wenn ein Termin einmal feststeht, ist noch viel zu tun: Ein pädagogisches Konzept will organisiert, Exponate geliehen und Exkursionen, Vorträge und Catering geplant werden. „Unsere Kooperationspartner sind zum Glück sehr verständnisvoll, im Augenblick sitzen wir ja alle im selben Boot“, so Gruben.
Arbeit gibt es für sie trotz Lockdown und verschlossenen Museumstüren genug. Was im alltäglichen Betrieb oft hinten angestellt werden müsse, könne jetzt vorangebracht werden. „Dazu gehört vor allem die Digitalisierung der Sammlung“, sagt Gruben. Die zahlreichen Ausstellungsstücke des Museums für Gartenkunst werden in die Datenbanken eingepflegt, dazu ist viel Recherche nötig, etwa nach Urhebern, Serien oder Erstellungsdaten. „Das meiste kann man problemlos vom heimischen Computer aus erledigen“, so Eva-Maria Gruben. Nur selten betritt sie in letzter Zeit die Räume des Museums, um beispielsweise ein Stück exakt auszumessen oder seinen Zustand zu beurteilen – oder auch, wenn die regelmäßige Begutachtung der wertvollen, historischen Ausstellungsstücke durch Fachleute ansteht.
Und auch auf der anderen Seite der Schlossanlage wird im Augenblick lediglich hinter den Kulissen gearbeitet. Die ausgestopften Tiere des naturhistorischen Museums stehen dort im Dunklen. Kustos Gunnar Gad hat die Stelle erst im Sommer 2019 angetreten, Corona hat ihn bei der Planung seiner ersten Sonderausstellung erwischt. „Ich hatte ein Projekt zu tierischen Neubürgern geplant, die in Düsseldorf zu beobachten sind: Nil- und Kanadagans, Nutria und sogar Waschbär“, so Gad.
Die Präparatoren brauchen jedoch einen langen Vorlauf – bis zu einem Jahr. „Ich hatte noch Glück, dass ich im März die meisten Aufträge zurückrufen konnte, bevor für uns allzu viele Kosten entstanden sind“, erklärt Gad. Lediglich zwei oder drei Tierpräparate habe das Museum abnehmen müssen. Im Sommer gab es trotzdem gute Besucherzahlen im Museum, Gad hofft, sein Einstandsprojekt beizeiten nachholen zu können.
Eigentlich sollte sich gerade einiges tun im naturhistorischen Museum. Die Ausstellung stammt aus den 1970er Jahren, sie ist überholt. In den kommenden Jahren soll sie komplett umgebaut werden, doch schon im Vorfeld wollte Gad das Konzept modernisieren. „Das liegt jetzt aber auch erstmal auf Eis“, sagt er – genau wie die Bienen-Ausstellung, die eigentlich nach den Neozoen geplant war.
Auch im naturhistorischen Museum beschäftigt man sich derzeit verstärkt mit der Digitalisierung der Sammlung. Teile der Exponate sind nicht einmal mit Bild erfasst, einen genauen Überblick über all die Präparate hat der Kustos noch nicht. „Wir haben zum Beispiel einen Teil der Sammlung eines 2014 geschlossenen Wuppertaler Museums eingelagert – tausende ausgestopfte Vögel“, erklärt Gad. Sie zu katalogisieren sei eine Aufgabe, die „quasi nicht zu bewältigen“sei – zumal sie zum Teil extern eingelagert und die Zugänge zu den Lagern nur eingeschränkt möglich seien.