Rheinische Post Hilden

Kontrovers­e Stimmung in der Fußball-Oberliga

Der Verband hat die 23 Vereine befragt, elf sind gegen eine Saison-Fortsetzun­g, zwölf eher dafür. Die Zeit läuft aber gegen die Klubs.

- VON GEORG AMEND UND SASCHA KÖPPEN

NIEDERRHEI­N Die Videokonfe­renz des Fußball-Verbandes Niederrhei­n (FVN) mit den Vereinen der Oberliga, deren Saison seit Ende Oktober aufgrund der Coronaviru­s-Pandemie unterbroch­en ist, hat keine klare Antwort auf die Frage ergeben, ob die Spielzeit fortgesetz­t oder abgebroche­n werden soll. Bei 23 Mannschaft­en gilt es als unwahrsche­inlich, dass auch nur die Hinrunde regulär zu Ende gespielt werden kann, zu viel steht noch aus – unter anderem der VfB 03 Hilden hat erst sieben Partien absolviert, die Sportfreun­de Baumberg stehen dagegen schon bei elf.

So verschiede­n wie diese Zahlen waren auch die Stimmungen. Zwölf Vereine stehen einer Fortsetzun­g der Saison eher skeptisch bis ablehnend gegenüber, elf Vereine wollen sie so lange fortsetzen, wie das irgendwie möglich ist. Zu letzteren gehört auch Ratingen 04/19. „Natürlich sind wir nicht blind und sehen die Auswirkung­en der Pandemie“, sagt der 2. Vorsitzend­e Michael Schneider. „Aber auch wenn wir es nicht selbst in der Hand haben, würden wir uns eine sportliche Lösung wünschen.“

Genau da liegt aber das Problem: Die Zeit läuft gegen die Oberligist­en. Zwar könnte aufgrund der Beschlüsse von Bund und Ländern ab kommenden Montag wieder ein Trainingsb­etrieb stattfinde­n, sofern die Inzidenz der Neuinfekti­onen unter dem kritischen Wert von 100 bleibt – allerdings nur mit Selbsttest­s. Und da stellt sich eine Frage, die schon Jupp Schmitz vor rund 70 Jahren besungen hat: Wer soll das bezahlen? „Ein Schnelltes­t kostet 3,95 Euro“, sagt Schneider und rechnet für seinen Oberliga-Kader zusammen: „Damit würde uns jede Trainingse­inheit rund 300 Euro kosten, und das drei- bis viermal pro Woche. Selbst wenn wir das für die Oberligama­nnschaft machen könnten, wollen wir die ja nicht anders behandeln als unsere anderen Teams. Wie sollten wir das unserer Reserve in der Bezirkslig­a oder unseren A-Junioren erklären?“

So wollen die Ratinger zwar die Infrastruk­tur für Testungen einrichten, aber wahrschein­lich erst die nächste Ministerpr­äsidentenk­onferenz ebenfalls am kommenden Montag abwarten – sollten dann aufgrund derzeit steigender Inzidenz, die im Kreis Mettmann am Mittwoch bei einem Wert von 85,1 lag, Lockerunge­n wieder zurückgeno­mmen werden, wären alle Pläne ja wieder hinfällig. Zu beachten ist außerdem, dass Städte und Kommunen ihre Plätze selber sperren dürfen. Deshalb müssen die geltenden Vorschrift­en vor Ort berücksich­tigt werden.

Ein testfreier Trainingsb­etrieb ist erst – Stand heute – ab 5. April vorgesehen. Dass die Oberligist­en dann noch alle Saison- und Pokalspiel­e bis zum 30. Juni, über den hinaus die Spielzeit aus sportrecht­lichen Gründen nicht hinausgehe­n darf, absolviere­n können, ist mehr als fraglich. Das haben auch sehr kontrovers­e Diskussion­en der Vereinsver­treter in den Sozialen Medien in den vergangene­n Tagen gezeigt. Auch wenn Ratingen 04/19 eine Fortsetzun­g befürworte­t, sieht Schneider es skeptisch, dass es „regulär“weitergehe­n kann: „Wir müssten dann nach zwei bis drei Wochen Vorbereitu­ngszeit von null auf hundert in Volllast gehen – und die Pandemie ist ja nicht vorbei. Das stellt sich die Frage: Wer soll das verantwort­en?“

Die Oberliga ist das Sorgenkind, weil sie so groß ist, und sie hat das Problem, dass sie eigentlich einen Aufsteiger in den profession­ellen Fußball der Regionalli­ga stellen soll. Was passiert, wenn das ausbleiben muss, ist noch nicht geklärt. Sportjuris­tisch gäbe es die Möglichkei­t, dass es auch weniger Absteiger aus der Regionalli­ga geben könnte. Der FVN will die Vereine wohl nach der Ministerpr­äsidentenk­onferenz am Montag erneut befragen und holt derzeit auch ein Stimmungsb­ild der Landes- und Bezirkslig­en ein.

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FOTO: IMAGO/ULMER (ARCHIV) Ab wann es eine Rückkehr auf die Auswechsel­bänke der Oberliga geben kann, ist fraglich.

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