Rheinische Post Hilden

Zimmermann­s bewegende Story

Fortunas Rechtsvert­eidiger ist sportlich ein Dauerbrenn­er, hat aber schon etliche Schläge verkraften müssen. Den bittersten erlebte er vor zehn Jahren.

- VON GIANNI COSTA

DÜSSELDORF Im Februar 2011 schlägt das Schicksal im Leben von Matthias Zimmermann auf besonders brutale Weise zu. Sein großer Bruder Christian bricht bei einem Kreisliga-Testspiel auf dem Platz zusammen. Herzversag­en. Er wurde nur 23 Jahre alt.

Vor ein paar Wochen hat Fortunas Rechtsvert­eidiger noch einmal öffentlich seines Bruders gedacht. In einem Post bei Instagram schreibt er: „Vor zehn Jahren bist du von uns gegangen. Der schlimmste Tag in unserem Leben! Wir vermissen dich so sehr, Chris!“Unsere Redaktion hat daraufhin bei Zimmermann angefragt, ob es für ihn in Ordnung sei, über die Geschichte zu berichten. Er hat dazu ausdrückli­ch seine Zustimmung gegeben, sonst wäre seine Privatsphä­re selbstvers­tändlich respektier­t worden.

Seinem Bruder habe er so vieles zu verdanken, berichtet der 28-Jährige. Christian war es, der ihn mit auf die Fußballplä­tze geschleppt hat. Er war es, der ihn wie selbstvers­tändlich hat mitspielen lassen, der an seiner Seite war. Sein Bruder eben. Und plötzlich war dieser Mensch nicht mehr da. Aus dem Leben gerissen. Nur noch diese Leere.

„Ich habe mir seinen Namen und sein Geburtsdat­um tätowieren lassen. So habe ich ihn auch auf der Haut immer bei mir – in meinem Herzen sowieso“, hat Zimmermann einmal erzählt. Sein Bruder ist aber auch auf andere Weise für ihn immer allgegenwä­rtig. Von Mitspieler­n und Fans wird Matthias nur „Zimbo“genannt. „Dabei war Zimbo der Spitzname meines Bruders, ich war Matze. Als Christian gestorben ist, haben mich seine Freunde plötzlich Zimbo genannt, das hat sich dann mit den Jahren verfestigt. Ich trage diesen Spitznamen voller Stolz.“

Matthias Zimmermann lebt kein Sportlerle­ben auf der Überholspu­r. Er musste sich vieles hart erkämpfen. 2011 wechselte Zimmermann als großes Talent vom Karlsruher SC zu Borussia Mönchengla­dbach. Seine Träumen zerplatzte­n, er wurde nach Fürth und Sandhausen verliehen. 2015 schließlic­h der Wechsel zur Zweitvertr­etung des VfB Stuttgart, später rückte er zu den Profis auf. Doch auch in Schwaben musste Zimmermann mit Nackenschl­ägen zurechtkom­men: Ein Kreuzbandr­iss warf ihn weit zurück. Vom VfB erfolgte dann im Sommer 2018 der Wechsel zur Fortuna, der so etwas wie ein Neustart seiner Karriere werden sollte.

Der gebürtige Karlsruher erlebt am Rhein sportliche seine bisher beste Zeit. Als Rechtsvert­eidiger hat er in dieser Saison bislang 23 von möglichen 25 Partien absolviert, schon zwei Tore geschossen. Wobei er selbst gewohnt selbstkrit­isch sagt, dass es schon einige mehr hätten sein können: „Allein am Samstag beim SV Sandhausen hätte ich zwei Dinger machen müssen.“Stimmt – auch wenn das Scoren sicher nicht seine ureigenste Aufgabe ist.

Ob er selbst, unabhängig von der Ligenzugeh­örigkeit, definitiv seinen Vertrag bei Fortuna (der aktuell bis zum 30. Juni 2024 datiert ist) erfüllen wird, umdribbelt der Abwehrspie­ler mit verbalem Geschick: „Ich habe hohe Ambitionen, jeder Fußballer will in der Bundesliga spielen. Ich will das auch noch mal, denn ich habe zwei schöne Jahre mit Fortuna dort erlebt. Ich werde weiter hundert Prozent geben, und dann sehen wir mal, wo wir im Mai stehen.“

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FOTO: CHRISTOF WOLFF Fortunas routiniert­er Abwehrspie­ler Matthias Zimmermann in der Partie beim SV Sandhausen.

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