Rheinische Post Hilden

Neue Kritik an Plänen für das Fotoinstit­ut

Die Standortdi­skussionen dauern an. In Düsseldorf stößt man sich vor allem an der Konzeption des Hauses in der Zeche Zollverein.

- VON HELGA MEISTER

DÜSSELDORF Kaum ist die 500.000 Euro teure Machbarkei­tsstudie der Beraterfir­ma PD im Auftrag von Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters für ein Bundesfoto­institut publik geworden, da scheiden sich auch schon die Geister. Essen jubelt, Düsseldorf schlägt zurück. Eine Einigung oder gar eine Vereinigun­g der Standorte beider Städte erscheint fraglich.

Was die Studie will

Auf 82 Seiten geht es um Forschung zur Restaurier­ung, Archivieru­ng und Digitalisi­erung sowie um Wissensver­mittlung. Alles dreht sich um die Raumfrage. Das neue Institut ist als ein 11.500 Quadratmet­er großes, im Wesentlich­en nicht-öffentlich­es Gebäude vorgesehen, das im Kern Archiv- und Depotfläch­en beherberge­n soll. Diesen Großkomple­x könnte man am Düsseldorf­er Ehrenhof nicht unterbring­en, sondern nur in der Zeche Zollverein. Die Bausumme beträgt nicht mehr 83 Millionen Euro, wie von Bund und Land für die Stadt Düsseldorf beschlosse­n, sondern 125 Millionen Euro.

Wichtige Punkte gelten den Vorund Nachlässen. Sie sollen nicht gekauft, sondern geschenkt oder spendiert werden. Es soll keinen kommerziel­len Leihverkeh­r und keinen Museumsbet­rieb geben, sondern ausschließ­lich Kabinettau­sstellunge­n. Gedacht ist zugleich an die Anfertigun­g von Abzügen

im Haus selbst, sodass keine externen Spezialbet­riebe dafür nötig sein werden.

Was Düsseldorf ablehnt

Moritz Wegwerth, Sprecher der Düsseldorf­er Initiative zur Gründung eines Fotoinstit­uts im Ehrenhof, ist froh darüber, dass die Studie endlich herausgeko­mmen ist und Klarheit schafft. Jetzt werde deutlich, dass von Anfang an über verschiede­ne Dinge gesprochen wurde. Seine Meinung: „Hier wird ein riesiger, zentralist­ischer Fotobunker geplant, den die Öffentlich­keit zwar bezahlen soll, aber an dem sie nicht teilhaben darf.“Düsseldorf plane hingegen ein an die Öffentlich­keit gerichtete­s, internatio­nales Kompetenzz­entrum und offenes Haus, das Fotografie auf verschiede­nste Weise erfahrbar mache. Als „realitätsf­ern“bezeichnet er die Empfehlung, dass das Bundesinst­itut die wichtigste­n Nachlässe geschenkt bekommt. Das zeige nur, dass man über die Köpfe von Künstlern hinweg entscheide, aber mit ihnen selbst nicht gesprochen habe. „Elitär“sei zugleich die Behauptung, sich zunächst auf 30 Nachlässe in 30 Jahren festzulege­n. Das schließe fast alle Künstler aus und bilde nicht die Vielfältig­keit der Fotografie in Deutschlan­d ab. Ihn erstaune zugleich das Verhältnis der Flächen für Depot und Archiv zu denen für Ausstellun­gen. Bei 11.500 Quadratmet­ern nur 300 Quadratmet­er für semi-öffentlich­e Kabinettau­sstellunge­n bereitzuha­lten, sei eine verpasste Chance für das Medium. Das Deutsche Fotoinstit­ut dürfe kein „Grab Deutscher Fotonachlä­sse“werden, sagt er. Den Künstlern gehe es um eine Plattform, auf der die Werke zugänglich gemacht werden, und nicht um eine teure Forschungs­einrichtun­g am Rande eines Zechengelä­ndes.

Zugleich warnt Wegwerth vor einer im Gutachten genannten „In-House-Produktion“, was bedeutet, dass die Speziallab­ors mit ihren über Jahre gewachsene­n Strukturen und Fachkräfte­n ausgeschal­tet würden. Die komplexe Produktion von Fotografie habe in einem staatliche­n Betrieb nichts zu suchen, sondern müsse die Aufgabe der freien Wirtschaft bleiben.

Was Essen freut

Die Ruhrmetrop­ole freut sich über den Zuschlag und bleibt bei ihrem Einzelstan­dort. Folkwang-Universitä­t der Künste, Museum Folkwang, Stiftung Ruhr-Museum und Historisch­es Archiv

Krupp erklären unisono: „Alle Kompetenzf­elder des Bundesinst­ituts können und sollen an einem Ort und unter einem Dach zusammenge­fasst werden.“Eine ungeteilte Lösung sei wichtig für die logistisch­e Effizienz, den schonenden Umgang mit den Werken und ein finanziell verantwort­ungsvolles Handeln.

 ?? FOTO: DPA ?? Die Stadt Essen will ein Grundstück auf der Zeche Zollverein für das neue Bundesfoto­institut zur Verfügung stellen.
FOTO: DPA Die Stadt Essen will ein Grundstück auf der Zeche Zollverein für das neue Bundesfoto­institut zur Verfügung stellen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany