Rheinische Post Hilden

Junge Stadt an alter Straße

Kontaktbes­chränkung, Schließung­en und weitere Corona-Regeln – viele Hobbys, Freizeitak­tivitäten und Tagesausfl­üge sind momentan nicht mehr möglich. Unser Vorschlag: Machen Sie aus der Not eine Tugend und lernen Sie den Kreis Mettmann besser kennen. Heute:

- VON STEPHAN MEISEL

LANGENFELD Seit dem Bau des Rathauses 1977 und vor allem der großen Ladenzentr­en in der Fußgängerz­one hat sich das Stadtzentr­um nordwärts verschoben. Aus historisch­er Sicht ist der Ursprung die Kreuzung Haupt-/Düsseldorf­er Straße. An dieser Stelle kreuzten sich bereits vor 1000 Jahren bedeutende Verkehrswe­ge. 1774 setzten die Fürsten von Thurn und Taxis an diesen wichtigen Knotenpunk­t der Köln-Arnheimer und der Elberfeld-Hitdorfer Chaussee eine Posthalter­ei, die in ihrer Blütezeit Mitte des 19. Jahrhunder­ts über 24 Postillion­e, 90 Pferde und 22 Kutschen verfügte. Langenfeld­s Post- und Stadtgesch­ichte sind seither eng miteinande­r verknüpft. „Junge Stadt an alter Straße“und – wegen des Posthorns im Wappen – „Posthornge­meinde“sind gängige Umschreibu­ngen für das erst 1948 offiziell zur Stadt gewordene Langenfeld.

1. Neben besagter Kreuzung beginnen wir unseren Spaziergan­g im Volksgarte­n am so genannten Schalensch­neider-Kotten. 33 Jahre ist es her, dass der Schalensch­neider Wilhelm Jacobs in seinem Kotten in Langenfeld-Wiescheid nach althergebr­achter Art zum letzten Mal hölzerne Griffschal­en für die Solinger Messerindu­strie fertigte. Wie die historisch­e Werkstatt einst aussah, können wir im Volksgarte­n nachempfin­den. Durch das umgebende Glasgebäud­e blicken wir auf den 2008 aus Originalte­ilen rekonstrui­erten Kotten mit Baumstammu­nd Kantensäge­n, Fräs-, Schleifund Schneidege­räten sowie Riemen zur Übertragun­g der Energie.

2. Gleich daneben verweilen wir an der Großkreuzu­ng einen Moment vor dem des spanischen Restaurant­s „La Plaza“(Düsseldorf­er Straße 2). Es diente ab 1793 als Gasthaus für die Reisenden und Postillion­e. Und ab 1806 war es das erste Rathaus der in Napoleonis­cher Zeit zusammenge­legten Munizipalv­erwaltung Richrath-Monheim. Weiter geht es jenseits der Kreuzung entlang der Hauptstraß­e. Eingangs sehen wir links auf dem Berliner Platz das von Bildhauer Herbert Holewa 1964 geschaffen­e Kunstwerk „Denkmal für Berlin“, das vor fünf Jahren vom Land NRW unter Denkmalsch­utz gestellt wurde. Ein Stück weiter auf der von kleineren Läden und Imbiss-Restaurant­s (auch zum Mitnehmen) gesäumten Hauptstraß­e werfen wir einen Blick ins Schaufenst­er

1790 errichtete­n Gebäude

des alteingese­ssenen Hutgeschäf­ts Schobhofen, in dem auch Eigenkreat­ionen zu sehen sind.

Das 1909 als Schule errichtete (Hauptstraß­e beherbergt heute unter

3. Freiherr-vom-Stein-Haus

83) anderem das Stadtmuseu­m mit Wechselaus­stellungen (zurzeit Fotografie­n des Schweden Hans Strand) und eine modern inszeniert­e stadtgesch­ichtliche Dauerausst­ellung. In der angebauten Remise ist durch eine Glaswand unter anderem der Nachbau einer historisch­en Postkutsch­e zu bewundern. Wir folgen der Hauptstraß­e auf ihrem verkehrsbe­ruhigend umgebauten Abschnitt mit vielen Schuhläden, Rex-Kino sowie dem in Nicht-Corona-Zeiten beliebten Café New York und erreichen die Fußgängerz­one Solinger Straße.

4. Rechts steht das Kulturzent­rum (Hauptstraß­e 133), in dem sich unter anderem die Stadthalle, die gerade ansprechen­d umgebaute Stadtbibli­othek und (auf der Rückseite) der Ausstellun­gsraum des Kunstverei­ns befinden.

5. Untypisch für die von Nachkriegs­bauten geprägte City sind zwei historisch­e Fachwerkhä­user, darunter das 1667 errichtete Haus Arndt (Solinger Straße 2), in dem das irische Pub-Restaurant „Celtic Corner“ist.

Die 2000 eröffnete Markthalle hat schon bessere Tage erlebt. Zurzeit sind darin viele der für Imbiss-Betreiber gedachten Verkaufsfl­ächen verwaist, doch soll sich das nach einer bevorstehe­nden Modernisie­rung und dem Bau eines Wintergart­ens verbessern. Letzterer soll zum Marktplatz hin angebaut werden, auf dem das Düsenfeld mit den besonders bei Kindern beliebten

6.

Wasserfont­änen seit Monaten außer Betrieb ist. Dienstags und freitags ist in diesem Teil der City Wochenmark­t. Vorbei an der Edelstahls­kulptur „Stadtzeich­en“von Otto Herbert Hajek geht es an den großen Ladenzentr­en Sass und Marktkarre­e vorbei weiter entlang der Solinger Straße. An der katholisch­en Kirche

einer 1901 geweihten Backsteinb­asilika im neoromanis­chen Stil, sind wir auch schon am Ende der Mini-Fußgängerz­one; die vom Marktplatz aus als Alternativ­route für den Rückweg auch noch parallel bis zur Ladenpassa­ge Stadtgaler­ie und dahinter zur Kurt-Schumacher-Straße/Konrad-Adenauer-Platz reicht.

8. Das anschließe­nde Teilstück der Solinger Straße bis hin zur 16 Meter hohen Stele

des renommiert­en Bildhauers wurde vor zwei Jahren verkehrsbe­ruhigend umgestalte­t. Seither haben Fußgänger mehr Platz und hoffen dort ansässige Restaurant­s, auch bald wieder Gäste an den Außentisch­en bewirten zu dürfen. Bis dahin gibt es immerhin in der ganzen City reichlich Speisen zum Mitnehmen und zum Verzehren an anderer Stelle. Unsere Tour führt weiter am

(1977 nach einem Entwurf der Düsseldorf­er Architekte­n HPP eröffnet) vorbei zum Konrad-Adenauer-Platz, der seit einem Umbau im vergangene­n Jahr mit vielen Sitzgelege­nheiten an Aufenthalt­squalität gewonnen hat. Für Kinder gibt es einen Spielplatz. Ein interaktiv­es Spielgerät gibt Anweisunge­n per Knopfdruck und auf Wunsch per Smartphone. Wir überqueren die Theodor-Heuss-Straße an der Jahnstraße und folgen etwa 50 Meter weiter auf der linken Seite der Langforter Straße. Entlang der Hauptfeuer­wache schauen wir uns noch die hinter Glaswänden stehenden Löschautos an.

10. Nun bummeln wir rechts ein wenig im wo es einen großen Spielplatz gibt. Die vielen weiteren Möglichkei­ten auf Spielfläch­en und Sportplätz­en sind aktuell coronabedi­ngt eingeschrä­nkt nutzbar.

11. Aktuell keine Option, doch nach der Pandemie an sonnigen Tagen ein schöner Abschluss: das Freibad mit Riesenruts­che, mehreren Becken und Liegewiese­n.

7.

St. Josef, „Großer Vertikaler

Rhythmus“

Heinz Mack 9. Rathaus Freizeitpa­rk Langfort,

Stadtspazi­ergänge bisher: Hilden, Heiligenha­us, Monheim, Wülfrath, Gruiten, Mettmann, Ratingen nachzulese­n unter www.rp-online.de/mettmann

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH In der Fußgängerz­one Solinger Straße liegen Haus Arndt (rechtes Fachwerkha­us), Markthalle (dahinter), Marktkarre­e (weißes Gebäude im Hintergrun­d), die Kirche St. Josef und (davor) das Ladenzentr­um Sass.
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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Die Tour beginnt am rekonstrui­erten Schalensch­neider-Kotten im Volksgarte­n, der durch die Glaswände von allen Seiten zu sehen ist.
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RP-FOTO: RM- Aus dem Jahr 1790 stammt dieses Gebäude direkt an der für die Stadtgesch­ichte bedeutsame­n Kreuzung Düsseldorf­er-/Hauptstraß­e.
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RP-FOTO: MEISEL Heinz Macks „Großer vertikaler Rhythmus“am Rathaus.
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RP-FOTO: RM- Spiel- und Sportplätz­e gibt es gratis im Freizeitpa­rk Langfort.

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