Die Mutterrolle behagt Lena Feldstedt
Die Handballerin spielt auch nach der Geburt ihres zweiten Sohnes weiter im Drittliga-Team des TB Wülfrath.
WÜLFRATH Als Lena Feldstedt im Sommer 2017 vom Zweitliga-Absteiger TuS Lintfort zum Drittliga-Aufsteiger TB Wülfrath wechselte, ahnte sie noch nicht, wie heimisch sie in der Region werden würde. Zumal die damals 29-Jährige in ihrer Sport-Karriere schon viel erlebt hatte. Die gebürtige Flensburgerin fand erst im Alter von 14 Jahren zum Handball – zuvor galt ihre ganze Liebe den Pferden und dem Reiten. Die Wende? „Meine tollen Freundinnen haben Handball gespielt und mich einfach mal mitgenommen. Und ich bin dem Handball treu geblieben“, erzählt sie von ihren Anfängen in der körperbetonten Sportart.
Durchsetzungsvermögen hat Lena Feldstedt in den vergangenen Jahren zur Genüge bewiesen. Von der SG Tarp-Wanderup, einem kleinen „Dorfverein“mit starker Jugendarbeit, wechselte sie zu einem dänischen Klub, lebte zwei Jahre im Nachbarland und machte dort auch ihr Abitur. Die Affinität zu Dänemark ist ihr in die Wiege gelegt, denn ihre beiden Omas sind dänischer Herkunft. Auch beruflich kommt es ihr zugute, dass sie zweisprachig aufgewachsen ist.
Als sie vor dreieinhalb Jahren beim TB Wülfrath anheuerte, arbeitete sie noch als Übersetzerin für Deutsch und Dänisch. Inzwischen aber ist sie bei Timocom beschäftigt, einem Unternehmen, das in Erkrath beheimatet ist und aktuell seine Bekanntheit in der Region steigert, weil es Teile seiner Unternehmenszentrale für das Corona-Impfzentrum des Kreises Mettmann zur Verfügung stellt. Timocom dient in der Logistik-Branche als eine Art Frachtbörse. „Ich betreue die dänischen Kunden“, berichtet Feldstedt und bleibt damit ihren familiären Wurzeln treu.
Apropos Familie: Dreieinhalb Jahre nach ihrem Einstieg beim TBW als ehrgeizige Handballerin, die es der Liebe wegen ins Rheinland verschlug, ist die nunmehr 33-Jährige zur verheirateten, zweifachen Mutter gereift. Eine Rolle, die ihr spürbar behagt. Sohn Lönne ist 20 Monate alt, Brüderchen Loke kam am 28. November des vergangenen Jahres zur Welt – und feiert damit zehn Tage nach seiner Mama Geburtstag. Aktuell genießt Feldstedt im Beruf noch die Elternzeit, doch auch danach will sie dem Handball treu bleiben. „Ich kann es nicht lassen“, sagt sie und erklärt: „Für unsere Mannschaft ist es super schade, dass Corona einen Strich durch die Saison gemacht hat. Wir hatten eine gute Vorbereitung und haben gute Spiele gemacht.“Feldstedt betont:
„Wir sind eine tolle Truppe.“Ihr vorerst letztes Spiel im Wülfrather Trikot? „Gute Frage“, sagt sie und überlegt. Am 7. März 2020 beim knappen 17:16-Erfolg über den TSV rrh. Bonn stand sie das letzte Mal auf dem Parkett. „Und dann kam ja auch schon Corona“, stellt Feldstedt fest.
Wie wird sie den Handball in Zukunft angehen? „Natürlich habe ich jetzt einen anderen Ehrgeiz, mein Fokus liegt woanders, aber ich freue mich, Teil der Mannschaft zu sein. Mittlerweile bin ich tatsächlich die älteste Spielerin im Team. Gestern erst noch war ich die jüngste und jetzt bin ich die Mutti – irgendwann ist es mal soweit“, führt Feldstedt lachend aus und ergänzt: „Ich hoffe, dass ich den jüngeren Spielerinnen helfen kann. Xhana Djokovic ist ja gerade erst 18 geworden.“Und wie sieht es mit Tipps für Jule Kürten aus? „Sie ist auch schon lange dabei, die beste jüngste, die wir je hatten. Sie ist menschlich und
Lena Feldstedt TB Wülfrath sportlich gut. Ich gebe mir Mühe, die beiden zu unterstützen und hoffe, dass es für die eine oder andere auch wirklich ein Tipp ist“, erklärt Feldstedt – und will offensichtlich im Team nicht zu sehr in die Mutterrolle rutschen.
Welche Ziele setzt sich die Rückraumspielerin für die nächste Saison? Auch da übt sich die 33-Jährige in Zurückhaltung. „Der Ehrgeiz ist noch da, aber der Körper bremst mich noch etwas aus“, berichtet sie. Viele wichtiger findet sie „die Entwicklung, die die Mädchen um mich herum gemacht haben. Es macht Spaß, das zu beobachten“. Solange es geht, will Lena Feldstedt auf dem Parkett noch mitmischen: „Hauptsache ich bin dabei. Natürlich gibt es Grenzen, wenn es mich im Familienleben einschränkt oder ich körperlich an meine Grenzen komme. Es ist nicht mehr so einfach wie noch vor ein paar Jahren, aber Handball ist schön. Deshalb habe ich es mit der Fitness nicht schleifen lassen. Selbst in der Schwangerschaft habe ich mich bewegt, das tat mir gut und ich habe nach der Geburt davon profitiert.“Einmal in der
Woche macht Feldstedt Zoom-Training mit der Mannschaft oder „viel virtuell zu Hause auf der Matte“.
Die corona-bedingte Pause für das Team „war schade, aber so habe ich nicht sehr viel verpasst“, sagt Feldstedt. Zugleich macht sie keinen Hehl daraus, dass sich alle Spielerinnen darauf freuen, sich endlich wieder treffen zu dürfen. „Wir haben einfach Bock, dass es wieder losgeht“, hofft sie, dass es zumindest mit Training im Freien bald klappt. Welches Ziel sieht sie für die nächste Saison? „Wenn wir mit der Truppe nicht absteigen, würde ich das feiern. Wir haben das Potential für die Dritte Liga, denn jede Spielerin hat sich seit dem Abstieg beim letzten Mal ordentlich entwickelt. Zudem gibt es in der neuen Staffel viele Kandidaten, die nur wenig Erfahrung haben“, erläutert Feldstedt. Was hat sich konkret im Team verbessert? „Das Tempo ist besser, in der Entscheidungsfindung haben wir noch Luft nach oben, die Abwehr ist gut“, zählt sie die wesentlichen Punkte auf und fasst zusammen: „Die Mannschaft im Abstiegsjahr und jetzt ist überhaupt nicht zu vergleichen. Wir haben uns individuell und zusammen drastisch gesteigert. Im ersten Drittliga-Jahr hat vieles nicht funktioniert. Am Zusammenhalt allerdings hat es nie gelegen – bis auf ein oder zwei sind noch alle dabei. Und die Fitness ist viel besser geworden. Jede weiß nun, was es bedeutet, in der Dritten Liga zu spielen und dass man da noch mehr Fitness braucht, weil viel über das Körperliche läuft. Man muss auch mal austeilen, darf nicht nur einstecken. Wir waren damals viel zu lieb.“Worte einer Spielerin, die in Luxemburg für die Roten Löwen Bascharage, später in Deutschland für den HSV Solingen-Gräfrath in der Dritten Liga auf Torjagd ging und auch noch Zweitliga-Erfahrung beim TuS Lintfort sammelte.
„Für unsere Mannschaft ist es super schade, dass Corona einen Strich durch die Saison gemacht hat“
„Jede weiß nun, was es bedeutet, in der Dritten Liga zu spielen und dass man da noch mehr Fitness braucht“
Lena Feldstedt TB Wülfrath