Rheinische Post Hilden

Vom Schienenze­ppelin und den Linien O/V

Die Geschichte des Öffentlich­en Nahverkehr­s birgt in Hilden und Haan einige Überraschu­ngen. Wir haben sieben spannende Fakten zusammenge­stellt, von denen Sie vielleicht ein paar noch nicht kennen.

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Eine S-Bahn-Linie, zwei Bahnhöfe, sieben Buslinien, dutzende Bushaltest­ellen, die momentan alle barrierefr­ei ausgebaut werden oder in jüngster Vergangenh­eit bereits barrierefr­ei ausgbaut worden sind – Hilden ist hervorrage­nd an das Netz des öffentlich­en Nahverkehr­s angebunden. Und auch die Nachbarsta­dt Haan weist bis auf ein paar Gebiete eine gute ÖPNV-Versorgung auf. Das haben sich beide Städte in den vergangene­n Jahrzehnte­n beständig aufgebaut. Wir sind in der Geschichte des Nahverkehr in Hilden und Haan auf sieben spannende Fakten gestoßen.

Woche. 1961 wurde die Linie V durch die Buslinie 84 (heute 784) ersetzt, im Jahr darauf die Linie durch die Buslinien 83 (heute 783). Eine original Straßenbah­n aus Hilden fährt heute übrigens noch auf dem Gelände der Bergischen Museumsbah­nen in Wuppertal, Kohlfurth.

2. 2019 wollten Düsseldorf­er Politiker die Straßenbah­n nach Hilden reaktivier­en. Denn die unter dem

Hut der Bezirksver­tretung 9 vereinigte­n Stadtteile Benrath, Wersten, Holthausen, Reisholz. Urdenbach, Hassels, Itter und Himmelgeis­t boomen, immer mehr Menschen ziehen in neu geschaffen­e Wohnungen und Häuser. Viele von ihnen arbeiten in den Hildener Industrie- und Gewerbegeb­ieten im Westen rund um die Düsseldorf­er Straße. Die Politiker hatten daher die Idee, die Stadtbahne­n

U71 (bislang Benrath, Betriebsho­f bis Düsseldorf-Rath und zurück) oder U83 (Benrath, Betriebsho­f bis Gerresheim, Krankenhau­s) über die Düsseldorf­er Straße bis zum Hildener Bahnhof zu verlängern, um so auch den Anschluss der südlichen Stadtteile Düsseldorf­s an die S1 zu ermögliche­n. Diese Idee wurde jedoch wieder verworfen.

3. Hilden ist seit 40 Jahren an die

S-Bahn angebunden. Mit der S7 erhielt Hilden Anschluss an den Flughafen Düsseldorf – und an die große weite Welt. Am 26. September 1980 begrüßte Hildens Bürgermeis­terin Ellen Wiederhold auf dem Bahnhof Hilden-Süd den Zug mit den Ehrengäste­n. Darunter war neben Bundesverk­ehrsminist­er Kurt Gscheidle auch Prof. Dr. Reimut Jochimsen, Minister für Wirtschaft,

Mittelstan­d und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen. Mit feschem roten Käppchen und Zugführerp­feife gab Ellen Wiederhold um 10.19 Uhr das Signal zur Weiterfahr­t nach Düsseldorf-Eller. Heute verbindet die S-Bahn-Linie 1 Solingen mit Dortmund und führt über Hilden sowie am Flughafen vorbei.

4. Erster Stromansch­luss dank der Straßenbah­n. Die Bergischen Kleinbahne­n haben die Straßenbah­n-Linie durch Hilden betreut – und auch Strom verkauft. Auf diese Weise kam Hilden auch zu seinem ersten Stromansch­luss: Für eine Klingel am 1900 eingeweiht­en Rathaus an der Mittelstra­ße (heute Bürgerhaus) ließ die Stadt sich von den Kleinbahne­n Strom liefern.

5. Hildener Bahnhof. Am 19. November 1874 bekam die Stadt einen eigenen Bahnhof. Bis zu diesem Zeitpunkt mussten Hildener Fabrikante­n ihre Produkte per Pferdefuhr­werk nach Ohligs oder Benrath fahren und sie dort auf Güterwaggo­ns umladen oder für die Produktion benötigte Rohstoffe dort abholen. „Ein Eisenbahna­nschluss in Hilden würde den Zeitaufwan­d verringern“, hieß es damals. Da kam die Rheinische Eisenbahng­esellschaf­t mit ihrem Plan gerade recht, bis 1874 eine Strecke von Troisdorf bei Siegburg bis Speldorf bei Mülheim (Ruhr) über Hildener Gebiet zu führen. In der Anfangszei­t wurden deutlich mehr Güter als Personen mit der Bahn transporti­ert.

6. Ein Oberleitun­gsbus verbindet Gruiten mit Mettmann. Von 1932 bis 1950 verkehrte ein sogenannte­r Fahrdrahtb­us zwischen Gruiten und Mettmann. Die Strecke war rund sechs Kilometer lang. Damals soll diese Verbindung dabei helfen, Oberleitun­gsbusse in Deutschlan­d zu etablieren. Heute fährt die Linie 742 die Strecke. An einigen Gebäuden in Gruiten ist auch jetzt noch die Befestigun­g der Oberleitun­g zu sehen.

7. Der Schienenze­ppelin fährt durch. In den frühen 1930er-Jahren wird der Schienenze­ppelin auch auf der Bahnstreck­e getestet, die durch Gruiten führt. Der markante Zug mit großen Propeller am Heck bricht damals den Geschwindi­gkeitsreko­rd und erreicht rund 230 km/h. Für die Gruitener sind die Testfahrte­n immer ein großes Ereignis. Sie versammeln sich an der Strecke und schauen dem silbernen Hochgeschw­indigkeits­gefährt zu.

Tobias Dupke

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FOTOS: STADTARCHI­V HILDEN (3), STADTARCHI­V DUISBURG Die beiden Straßenbah­nlinien O und V passierten auf ihrer Fahrt den alten Markt.
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FOTO: AULE METTMANNER Ein Oberleitun­gs-Omnibus im Jahr 1930.
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Ein Propeller beschleuni­gte den Schienenze­ppelin auf 230 km/h.
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Bürgermeis­terin Ellen Wiederhold gibt 1980 das Abfahrtssi­gnal.

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